Château Mouton-Rothschild

Mouton Rothschild dürfte heute das berühmteste Weingut der Welt sein, aber fast noch berühmter als seine Weine sind die Künstler-Etiketten. Seit 1945 zieren große Kunstwerke die kleine Fläche des Etiketts. Seit 1973 ist Mouton ein Premier Cru und die Geschichte des Weinguts hat die Geschichte der Bordeaux Weine maßgeblich mitgeprägt.

Baron Philippe de Rothschild SA | Rue de Grassi | F-33250 Pauillac | Frankreich |

Weine: Château Mouton Rothschild, Le Petit Mouton

Grands Crus Classés du Médoc en 1855

Über Château Mouton-Rothschild


Mouton Rothschild ist nicht nur ein Mythos sondern sicherlich auch das berühmteste Weingut der Welt. Geschichte und Tradition, Qualität und Luxus sowie der berühmte Name lassen keine andere Bewertung zu. Die Jahre 1855 und 1973 sind die Eckpfeiler einer bespiellosen Geschichte im Médoc, da Mouton 1855 zunächst als "deuxième cru" eingestuft wurde und es fast 120 Jahre dauerte, bis 1973 die einzige Korrektur dieser Klassifikation die Heraufstufung vollzog.


Die beiden Brüder Philippe Sereys de Rothschild (links) und Julien Beaumarchais de Rothschild (rechts) verantworten das Weingeschäft heute

Über kein anderes Weingut ist so viel geschrieben worden wie über Mouton Rothschild (s. Buchempfehlungen) und die Weine sind heute noch das Highlight jeder Auktion. Sehr große Jahrgänge wie z.B. der 1945er erzielen Preise pro Kiste, für die man ein ganzes Haus kaufen kann. Die Entwicklung von Mouton ist, obwohl seit dem 11. Mai 1853 im Besitz des englischen Zweiges der Rothschilds, sehr eng mit Baron Philippe de Rothschild verbunden, der das Gut 1922 übernahm und 65 Jahre lang leitete. Zweifellos war der Baron eine der überragenden Persönlichkeiten des Bordelais im 20. Jahrhundert, dessen Biographie auch Schlüssel für die Entwicklung des Médoc nach 1945 war.

So führte er nicht nur als Erster die Schloßabfüllung ein, sondern schuf bereits 1924 das erste Künstleretikett. Dieser in jeder Hinsicht geniale Marketingtrick setzte sich jedoch erst nach 1945 endgültig durch. Die Etiketten wurden schon von den berühmtesten Künstlern (u.a. Baselitz, Chagall, Dali, Kandinsky, Miro, Picasso, Warhol und vielen anderen) gestaltet (s. Buchempfehlungen), vielen davon war der kunstsinnige Baron freundschaftlich verbunden. Bezahlt wurde immer mit Wein, bei den Preisen auch nicht schlecht...

Mouton liegt nordwestlich von Pauillac direkt neben Lafite Rothschild und erstreckt sich über 82 ha. Knapp über drei Viertel der Rebfläche ist mit Cabernet Sauvignon bestockt, der Rest mit Merlot und ein wenig Cabernet Franc. Seit einigen Jahren bietet Mouton auch einen Weißwein Aile d'Argent auf Basis von Sauvignon Blanc an. Die rund 50 Jahre alten Reben (im Durchschnitt) ergeben jedes Jahr etwa 300.000 Flaschen, um die sich weltweit viele Weinfreunde bewerben. Ein Bonmot besagt, dass ebenso viele Flaschen gesammelt wie getrunken würden. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Imperium von Mouton stets erweitert, bis hin zu preiswerten Alltagsweinen. Dies umschließt auch den Kauf weiterer Güter in der Nachbarschaft sowie in fernen Ländern.

Der neue Fermentationskeller hat den alten vollständig ersetzt. Hier die oberste Ebene, auf der die Trauben eingefüllt werden.

Mouton Rothschild ist heute zudem ein Touristenmagnet in der zwar herrlichen aber touristisch eher spröden Weinlandschaft des Médoc. Besuche sollten zwar angemeldet werden, sind aber ausdrücklich erwünscht und schließen einen Besuch des berühmten Fasslagers (Chai), des wohl noch berühmteren Museums so wie eine Verkostung (kostenpflichtig) ein. Die professionell organisierte Führung ist die einzige im Bordelais, die man sich mit Badetouristen des Atlanikstrandes teilen muß.

Der Rang von Mouton Rothschild ist seit 1973 der eines Premier Grand Cru, allerdings wurde das Gut bei der Klassifikation 1855 als 2ème Cru eingestuft, was die Rothschilds immer als ungerechtfertigt und als einen bedeutenden Mangel empfunden haben. Dabei half es auch nicht, dass Mouton in dieser Kategorie die Liste der Güter anführte, was wohl Absicht war. Auch heute liegt Mouton in vielen Jahrgängen bei den Preisen noch deutlich unter den anderen Priemiers, wenn auch seit 2000 eine ganze Reihe von zumindest ebenbürtigen Weinen gekeltert wurde. Die buchstäbliche Rivalität mit dem Nachbargut Lafite Rothschild, das innerhalb der kleinen Spitzgruppe von vier Premier Crus ebenfalls die erste Position einnimmt, prägte das Médoc über Jahrzehnte, wenn nicht über ein Jahrhundert. Mit der Höherklassifikation 1973, die erst nach Zustimmung der anderen vier Premiers möglich war, hat diese Rivalität wohl nachgelassen.



Die Qualität der Mouton-Weine prägt eine beachtliche Streuung, die berühmt und auch berüchtigt ist. Während in großen Jahren Mouton die besten Weine des Médoc produziert (1945, 1982, 1986, 1998 aber auch kleinere Jahrgänge wie 1987), sind andere große Jahrgänge weitgehend mißlungen (z.B. 1989, 1990) und entsprechen nicht dem Rang des Châteaus. Legende ist und bleibt der 1945er, der von vielen professionellen Verkostern als Wein des Jahrhunderts bezeichnet wird. Zudem war 1945 mit seiner sehr kleinen Ernte der erste Jahrgang mit den neu eingeführten Künstleretiketten. Dieses Etikett von Philippe Jullian ziert ein großes "V" zur Feier des Sieges Frankreichs gegen den Krieggegner Deutschland.

Zumindest eine Flasche Mouton Rothschild wird wohl in keiner ambitionierten Weinsammlung fehlen...

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Bücher zu diesem Weingut


Joachim Kurz
Die Rothschilds und der Wein
Econ - Gebundene Ausgabe: 283 Seiten (2006)
ISBN: 3430300053

Die Rothschilds sind als eine der mächtigsten und reichsten Familien der Welt bekannt und schon oft portraitiert worden. Weniger bekannt ist die Rolle der Rothschilds als Besitzer der mythischen Güter Mouton und Lafite, die hier faszinierend beschrieben wird. [mehr lesen...]
Ralf Frenzel (Herausg.)
Château Mouton Rothschild - Weinprobe & Kunst
Tre Torri Verlag - Auflage: 1 (2007)
ISBN: 393796357X

Die berühmten Künstleretiketten von Mouton Rothschild und die in den Flaschen abgefüllten Weine verschmelzen zu einer einzigartigen Einheit, die dieses Buch auf großartige Weise lebendig macht [mehr lesen...]