Bordeaux Jahrgang 2005


Jahrgangsbewertung 5 Sterne von 5

2005 reiht sich in die Liste der besten Jahrgänge des Bordelais ein, vergleichbar mit Jahren wie 1928, 1945 oder 1961. Ob 2005 damit sogar die Spitzenjahrgänge 1982, 1989 und 2000 übertrifft kann erst die Zeit zeigen, vermutlich wird es aber so sein.

Witterung und Vegetationsverlauf 2005


2005 war ein Jahr, wie es sich die Winzer nur wünschen konnten. Sonne, Trockenheit und Wärme in optimaler Dosierung (tagsüber warm, nachts eher kühl) stressten die Rebstöcke, jedoch nicht zu viel. Nach dem Jahr 2003 mit Rekordhitze trieben die Reben das Tiefenwachstum voran und erschlossen sich so neue Nährquellen. Dies zahlte sich dann in 2005 perfekt aus, die Ausgewogenheit des Wetters über eine sehr lange Vegetationsperiode übertrug sich auf das Traubenmaterial. Die Erträge waren deutlich niedriger als 2004 und die Lese erfolgte bei den perfekten Bedingungen eines "Indian Summer". Das sehr gut ausgereifte, intensiv fruchtige Traubenmaterial verfügte über hohe Zuckerwerte und Säuregehalte. Die mächtigen Tanningehalte bilden die Grundlage für eine sehr lange Lagerfähigkeit, sind perfekt eingebunden und verleihen dem hohen Alkoholgehalt eine markante Eleganz. Es sei allerdings erwähnt, dass in 2005 die nahezu perfekten Witterungsbedingungen auf eine moderne, intensive Weinbergsarbeit traf, bei einigen Gütern zahlten sich nun die Bemühungen um biologische Anbauverfahren aus.

Übrigens war es in 2005 so gut wie irrelevant, um welche Region oder um welchen Wein es sich handelte. Im Burgund, an der Rhône und im Bordelais, ob Weiß, Rot oder Süßwein, überall erntete man bislang nicht gekannte Spitzenqualitäten.

Auch 10 Jahre nach dem Hype um die Primeurverkostung zeigt der Jahrgang seine Klasse in einer Nachbewertung durch die Revue de Vin de France. Die besten Weine sind noch sehr verschlossen und werden weitere Jahrzehnte benötigen. Bemerkenswert ist, dass selbst unbekannte Châteaus oft die besten Weine ihrer Geschichte machten. Sieger nach Punkten in dieser Verkostung ist Ausone, der einzige Weine mit 20/20 Punkten. Es folgen L'Église Clinet, Latour, Las Cases und Margaux mit 19,5 Punkten und Yquem (Sauternes), Angélus, Cheval Blanc, De Fargues (Sauternes), Lafite, Lafleur, Mouton, Trotanoy und Pétrus folgen dahinter.

Die Primeurkampagne 2005


Schon die Primeurwoche Anfang April 2006 zeigte den sich anbahnenden Hype um diesen Jahrhundert-Jahrgang. Die Anzahl der anwesenden Weinjournalisten sprengte alle voran gegangenen Kampagnen, die Kommentare waren superlativ. Mit dem sich verstärkenden Interesse in Russland und der erwachenden Aufmerksamkeit in Asien (China) traten erstmals in größerem Umfang neue Märkte an die Seite der Traditionsmärkte in Europa und den USA. Leitete der Jahrgang 2000 schon eine Preisexplosion ein, so griffen die Châteaus diesmal richtig in die Vollen. Grundlage waren die sehr hohen Bewertungen, Parker vergab rund 200 Mal 90 oder mehr Punkte. Preisaufschläge gegen 2004 von 50% - 100% waren "normal", viele Produzenten gingen bis 300%. Mit diesen Preisen waren die insbesondere europäischen Traditionskunden überfordert. 2005 wurden somit auch zum Jahr der Aufkündigung der Verbundenheit mit den Stammkunden. Neue, solvente Märkte sprangen gerne in die Lücke.

Interessant ist, dass die Preise auch 10 Jahren nach der Primeurkampagne immer noch in etwa auf dem gleichen Niveau liegen. Somit war 2005 der erste Jahrgang, bei dem eine Subskription nicht lohnte. Die verhaltene Preisentwicklung könnte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass das Trinkfenster für diese Weine noch weit entfernt ist.
9 Weinreviews
Château Latour
Château Latour 2005
Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande
Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2005
Château Cos d'Estournel
Cos d'Estournel 2005
Château Rol Valentin
Château Rol Valentin 2005
Château Smith Haut Lafitte
Château Smith Haut Lafitte 2005