Bordeaux 2014 Primeur
26. April 20152014, the best vintage since 2010
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zur Jahrgangsbeschreibung 2014
Premiere en Primeurs
Zu den Verkostungsnotizen des Jahrgangs 2014
Linkes Ufer / Médoc
- Château Margaux (97-100 WR) - release 240.- € (+11%)
- Château Montrose (96-99 WR) - release 88,80€ (+52%)
- Château Pichon Comtesse de Lalande (96-98 WR) - release 64,80 € (+13%)
- Château Latour (95-98 WR) - release 03/2022 430.- € (+18%)
- Château Lafite Rothschild (94-98 WR) - release 288.- € (+0%)
- Château Léoville Las Cases (94-98 WR) - release 96.- € (+22%)
- Château Cos d`Estournel (93-96 WR) - release 84,50 € (+3%)
- Château Pontet Canet (93-96 WR) - release 66.- € (+10%)
- Château Ducru Beaucaillou (93-96 WR) - release 79,20 € (+20%)
- Château Lynch Bages (93-96 WR) - release 60 € (+20%)
- Château Pichon Baron (92-95 WR) - release 66 € (+22%)
- Château Léoville Barton (86-89 WR) - release 44,40 € (+3%)
- Château Mouton Rothschild (84-88 WR*) - release 240 € (+11%)
Rechtes Ufer / Pomerol / Saint-Émilion
- Château Lafleur (98-100 WR) - release 330.- €
- Château Le Pin (97-100 WR)
- Château Cheval Blanc (96-99 WR) - release 360.- € (+20%)
- Vieux Château Certan (95-97 WR) - release 102.- € (+13%)
- Château L`Évangile (94-96 WR) - release 90 € (-10%)
- Château Troplong-Mondot (93-96 WR) - release 57,60 € (+9%)
- Château La Conseillante (92-95 WR) - release 66.- € (+16%)
- Château l`Eglise-Clinet (90-93 WR) - release 132 € (+25%)
- Château Rol Valentin (90-93 WR)
- Château Ausone (88-92 WR) - release 360.- € (+20%)
- Château Angélus (84-88 WR) - release 180 € (+9%)
Weißweine / Sauternes
- Château d`Yquem (98-100 WR)
- Pavillon Blanc du Château Margaux (97-100 WR)
- Château Cos d'Estournel Blanc (95-98 WR)
03. Juni 2015
Das war ja irgendwie klar, dass Montrose mit diesem tollen 2014er Jahrgang die Preise anheben wird. Man wartete bis zum Schluss und kam als letztes Château mit einem Aufschlag von statten 52% gegen 2013 heraus: 88,80 €. Zum Vergleich: die 100 Punkte Jahrgänge 2009 und 2010 lagen bei 108 € bzw. 132 €. Das relativiert den Preis und zeigt, wie stark 2013 überteuert war. Vermutlich wird in Kürze eine 2. Tranche mit noch höheren Preisen folgen. Mit diesem Paukenschlag ist die Primeurkampagne 2014 abgeschlossen.
- Montrose (St. Estèphe) 88,80 € (+52%)
30. Mai 2015
Und die guten Bewertungen der Weine wirken doch! Mittlerweile sind fast alle Châteaus mit ihren Preisstellungen im Markt und die meisten haben die Zurückhaltung aufgegeben und die Preise nun angezogen. Pontet Canet und Lafite haben die 2. Tranche herausgegeben und ebenfalls deutlich angehoben (jeweils +18% gegen die 1. Tranche). Bis zu 20% beträgt auch der Aufschlag für die meisten weiteren Weine:
- Lafleur (Pomerol) 330.- €
- Cheval Blanc (St. Emilion) 360.- € (+20%)
- Ausone (St. Emilion) 360.- € (+20%)
- Vieux Château Certan (Pomerol) 102.- € (+13%)
- Las Cases (St. Julien) 96.- € (+22%)
- Ducru Beaucaillou (St. Julien) 79,20 € (+20%)
- Pichon Lalande (Pauillac) 64,80 € (+13%)
- Léoville Poyferré (St. Julien) 44,40.- € (+16%)
- Branaire Ducru (St. Julien) 29,40 € (+18%)
- Clinet (Pomerol) 44.- € (+13%)
- Pape Clément (Pessac Léognan) 49,80 € (+0%)
- Figeac (St. Emilion) 60.- € (+25%)
- La Conseillante (St. Emilion) 66.- € (+16%)
- Clos Fourtet (St. Emilion) 50,50 € (+15%)
- Léoville Barton (St. Julien) 44,40 € (+3%)
14. Mai 2015
Die interessantesten Releases dieser Woche sind Margaux (unser Wein des Jahrgangs!) zu vertretbaren 240.- €, Lafite mit der ersten Tranche zu 288.- € und Pontet Canet mit einem tollen Wein zu nicht besonders günstigen 66.- €. Für Furore sorgte Château Canon aus St. Emilion, das für seinen hoch eingeschätzten Wein "nur" 38,50 € verlangt. Vielleicht wird dieser Wein der erste "Renner" der 2014er Kampagne.
- Margaux (Margaux) 240.- € (+11%)
- Lafite (Pauillac) 288.- € (+0%)
- Carruades Lafite (Pauillac) 90.- € (+0%)
- Calon Ségur (St. Estèphe) 42.- € (+13%)
- Pontet Canet (Pauillac) 66.- € (+10%)
- Haut Bailly (Pessac Léognan) 43,20.- € (+9%)
- Pavie Macquin (St. Emilion) 40,80.- € (+33%)
- Beau-Séjour Duffau (St. Emilion) 54.- € (+18%)
- Rauzan Ségla (Margaux) 38,50 € (+17%)
- Canon (St. Emilion) 38,50- € (+17%)
07. Mai 2015
Die Châteaus haben in diesem Jahr ihre Lektion gelernt und dosieren ihre Preisankündigungen. Im vergangenen Jahr hagelte es Kritik, weil an manchen Tagen viel zu viele neue Preise ausgerufen wurden und die Konsumenten mit den vielen zeitgleichen Angeboten überfordert waren.
- L`Eglise-Clinet (Pomerol) 132.- € (+25%)
- Pichon Baron (Pauillac) 66.- € (+22%)
- Haut Brion (Pessac) 240.- € (+9%)
- Mission Haut Brion (Pessac) 145.- € (+21%)
- Troplong Mondot (St. Emilion) 57,60 € (+9%)
- Cos d`Estournel (St.-Estephe) 84,50 € (+4%)
- Langoa Barton (St.-Julien) 29.- € (+2%)
- Giscours (Margaux) 27,60 € (+11%)
- Issan (Margaux) 30.- € (+13%)
- Climens (Sauternes) 43,80 € (+14%)
- Gruaud Larose (St.-Julien) 39,50 € (+18%)
30. April 2015
Das ist in jeder Hinsicht ein Paukenschlag: ohne die Bewertung von Neal Martin und die Preisstellung der kleinen Châteaus abzuwarten prescht Mouton Rothschild mit seinem Preis vor. Mit 240 € ex négociant liegt er zwar über dem 2013er (216 €), aber auf gleichem Niveau wie 2012. Wohl gemerkt, der 2011er Jahrgang lag noch bei 360 €, der große 2010er bei 660 €. 240 € war übrigens auch der Preis von 2007, bevor wegen großer Kritik der Preis für 2008 auf 120 € reduziert wurde. Ein Schnäppchen ist der 2014er Preis also nicht, aber immerhin der niedrigste Preis eines Mouton auf dem Markt - und so soll es im Primeurhandel ja auch sein, sonst würde eine Subskription keinen Sinn machen. Damit ist die Marschrichtung für alle anderen Château vorgegeben, höher können nur sehr wenige gehen.
Auch die weiteren Preisstellungen orientieren sich am Jahrgang 2012 und liegen damit leicht über 2013. So sind auch einige Aussagen von Château-Vertretern zu verstehen, deren Logik für 2014 ist: besser als 2013 aber bei weitem nicht auf dem Niveau von 2009 oder 2010. Somit wird dieser gute Jahrgang über den Preis verkauft.
In dieser Woche präsentierte auch die neueste Ausgabe der Revue du Vin de France ihre Bordeaux 2014 Bewertungen. Wie immer folgt man strikt der Klassifikation - der Leser fragt sich, wozu er sich das Heft überhaupt kauft? Die Bewertungen der Premiers gehen bis 19 Punkte (Ausone und Cheval Blanc), alle anderen bis 18,5 Punkte. Die für uns einzige nachvollziehbare Bewertung war Yquem mit 20/20 ohne Angabe einer Bandbreite.
- Mouton Rothschild (Pauillac) 240.- € (+11%)
- Lynch Bages (Pauillac) 60.- € (+20%)
- Angélus (St.-Emilion) 180.- € (+9%)
- Palmer (Margaux) 160.- € (+7%)
Am Abend des 30. April wurden - wie angekündigt - die Bewertungen von Neal Martin im Wine Advocate veröffentlicht. Es war mit 500 Weinen und gesonderter Beschreibung der Appellationen insgesamt die umfangreichste Bordeaux Primeur Vorstellung bislang und Neal Martin machte seine Sache mehr als gut. Ebenfalls wie erwartet fielen die Bewertungen etwas verhalten aus, Parker selbst hätte sicher in einigen Fällen höher gegriffen. Die höchste Bewertung erhielt Yquem mit 96-98 Punkten, es folgten 95-97 Punkte für folgende Weine: Montrose, Cheval Blanc, La Mission Haut Brion, Latour und Vieux Château Certan sowie weitere Sauternes. Alle Bewertungen der Rotweine sind für uns völlig nachvollziehbar. Es folgen mit einem Punkt weniger die Rotweine von Mouton, Trotanoy, Ducru Beaucaillou, Lafite, Lafleur, Las Cases und erstaunlicherweise Pavie! Das Feld der besten Weine liegt sehr eng zusammen. Neal Martin gab sich große Mühe, den Jahrgang nicht zu hoch zu bewerten und einen gebührenden Abstand zu 2009 und 2010 zu lassen.
25. April 2015
Neal Martin, der Vertreter von Robert Parker hat seine Bewertungen für den 30. April angekündigt. Es fällt auf, dass die bisher veröffentlichten Bewertungen kaum Differenzen aufzeigen. Gewohnt streng ist die britische Presse, die kaum über 18 Punkte hinaus geht. Sehr hoch bewertet werden immer wieder Montrose, Cheval Blanc und Vieux Château Certan. Le Pin und Lafleur hat kaum jemand bewertet, da sind Sie bei uns besser aufgehoben, denn wir haben beide Weine verkostet und hier beschrieben. Auch Pétrus spielt in der Berichterstattung keine Rolle, da das Haus Moueix so gut wie niemanden zur Verkostung zulässt. Die wenigen Notizen, die man finden kann, sprechen nicht für einen großen Erfolg und einen eher durchschnittlichen Wein. Dies gilt auch für die anderen Moueix Weine wie Hosanna, Trotanoy und La Fleur Pétrus, die sonst sehr hoch bewertet wurden.
Bis Ende Mai dürfte die Primeur Kampagne mit der Preisstellung der Châteaus abgeschlossen sein. Bereits veröffentlicht hat Château Lafite die Preise ihrer angeschlossenen Weingüter. Sehr positiv wurde vom Markt aufgenommen, dass alle Preise rund 10% gegenüber 2013 zurückgenommen wurden. Insbesondere der Château L`Evangile ist in 2014 sehr gut gelungen, ein Finesse-Wein par excellence. In Deutschland dürfte dieser Wein dann in der Subskription so um die 120 € kosten.
- Clerc Milon (Pauillac) 42.- € (-12%)
- Rieussec (Sauternes) 42.- € (-12%)
- L`Evangile (Pomerol) 90.- € (-10%)
11. April 2015
James Suckling war nicht nur in Bordeaux einer der ersten Verkoster, sondern hat auch sehr schnell seine Bewertungen veröffentlicht. Seit er nicht mehr für den Wine Spectator arbeitet versucht er, alleine Fuß zu fassen - nicht einfach, wenn man nicht mehr auf die Marketingpower einer großen Zeitschrift zurückgreifen kann. So ist seine Webseite nur für zahlende Abonnenten zugänglich, ein Weg, den in den USA u.a. auch Antonio Galloni oder Chris Kissack versuchen. Damit sind Sucklings Bewertungen auch nur seinen Abonnenten vorbehalten, die Premiumzahler dürfen diese aber veröffentlichen. So sind die Bewertungen dann also doch bekannt, nur dass man sie eben nicht zitieren darf.
04. April 2015
Die in diesem Jahr um einen auf vier Tage verlängerte Primeurwoche ist mit den Osterfeiertagen zu Ende gegangen. Der Effekt der Entzerrung der Veranstaltung ist wie gewünscht eingetreten, gerade zu Beginn der Woche machten die Verkostungsräume einen eher "leeren" Eindruck. Das mag auch daran liegen, dass die UGCB-Verkostungen erst am Dienstag begannen. In Erinnerung bleiben wird der Dauerregen, der bis auf einen leicht sonnigen Vormittag die Veranstaltung im Griff hatte. Fast kein Château hatte diese Wetterkapriolen auch nur entfernt im Griff. Die Besucher waren öfter gezwungen, auch größere Distanzen vom Parkplatz bis zum Verkostungsraum im aufgeweichten Lehmboden zurückzulegen. Auch die oft eingesetzte Parkplatz-Security, selbst bis auf die Knochen durchnässt, hatte kein Erbarmen und schickte die Gäste in die Feldwege. Da fällt es selbst dem erfahrensten Verkoster schwer, diese negative Stimmung bei der Verkostung völlig abzuschütteln.
Viel erfreulicher war die Qualität der Weine! Sehr oft hörte man den politisch korrekten Kommentar, 2014 sei der beste Jahrgang seit 2010. Kein Zweifel, das stimmt in jedem Fall. Teilweise über 120 Tage hingen die Trauben am Rebstock, eine sehr lange Wachstumsphase. Am linken Ufer profitierte der Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer der Cabernet Franc. Ein "Cabernet-Jahr" auszurufen wäre aber ein Fehler, so zeigte sich der Merlot auf den Lehmböden des nördlichen St. Estèphe in Bestform. 2014 war ein klassisches Terroir-Jahr, die besten Böden und das beste Mikroklima brachten auch die besten Weine hervor. Und das waren durchaus viele, sodass die Käufer bei sorgfältiger Auswahl aus einer großen Zahl von sehr guten Weinen wählen können. Leider gab es auch prominente Patzer und diese zu kennen ist eben auch wichtig.
Ein großer Erfolg für den 2014er Montrose. Ein Wein mit Klasse und Rasse, Frucht und Eleganz im langen Finish
Den Jahrgang buchstäblich gerettet hat der am 12. August einsetzende Sommer mit warmem und trockenem Wetter bis über die Ernte im Oktober. Davor hat es sehr viel geregnet, besonders in St. Émilion und Pomerol. Die kleinen, voll ausgereiften Trauben ergaben Weine von hoher Konzentration und Intensität, der hohe Säurewert verleiht ihnen Frische und ein langes Leben. Die besten Produzenten nutzen diese Voraussetzungen für Weine mit Eleganz, Balance und süßer Frucht, die schon nach wenigen Monaten im Fass viel Trinkvergnügen bereiten. Die weniger erfolgreichen Weine zeigten eine deutliche Überextraktion und somit im Abgang unangenehme trockene Tannine. Diesmal waren also nicht das Wetter schuld an der Heterogenität der Ergebnisse, sondern das Terroir und die Verarbeitung im Keller. Die Weinlese war in 2014 nicht nur sehr spät, sondern sie zog sich auch über einen langen Zeitraum hin. Insgesamt ein richtig guter Jahrgang, manche sagen, ein sehr guter. Das Wort „groß“ nahm aber niemand in den Mund, dafür ist auch die Ehrfurcht vor den beiden Jahrhundertjahrgängen 2009 und 2010 zu groß. Die Erntemengen waren diesmal nicht klein, aber doch unter dem langjährigen Durchschnitt. Zufriedene Gesichter überall, besonders bei denjenigen, deren Weine nicht so gut gelangen – das ist eben Bordeaux.
Die Produzenten versuchten zwar, die Diskussionen zu vermeiden, das Thema Nr. 1 waren aber dennoch die Preise. Ob der Jahrgang 2014 auch wirtschaftlich ein Erfolg wird bleibt bis zur Preisstellung abzuwarten. Das Murren des Handels war überall zu vernehmen, sitzt man doch auf mehreren schwachen Jahrgängen zu überhöhten Preisen und kann die Weine nicht abverkaufen. Manche Händler kamen eigentlich nur, um mit den Châteaubesitzern Klartext zu reden. Aber natürlich wissen alle, dass dies wieder nichts nützen wird. Selbst Robert Parker fordert seit Jahren eine der Qualität angemessene, niedrigere Preispolitik. Einhellige Meinung war, dass eine weitere erfolglose Kampagne das Primeursystem endgültig kippen würde.
Linkes Ufer (Médoc)
Die Leistungsdichte am linken Ufer ist sehr hoch. Je weiter nördlich, desto besser wurden die Weine. Das lag an dem geringeren Regeneinfluss dort und dem höheren Merlotanteil, der auf den Lehmböden im Norden außerordentlich gut gelang. Ein Musterbeispiel ist Château Montrose, das in der neuen Kellerei einen phantastischen Wein produzieren konnte. Auch Cos d`Estournel verblüffte mit einem großartigen Grand Vin.
Château Latour präsentierte neben dem 2014er auch den großen 2003er, der zur Zeit verkauft wird. Ein Wein, der nach über 10 Jahren seine 100 Punkte mühelos verteidigt.
Wenn auch nicht spektakulär, so doch eindrucksvoll das Ergebnis bei Lafite Rothschild. Nachbar Mouton Rothschild zeigte sich weniger erfolgreich. Wieder einmal kann man auf Mouton einen guten Jahrgang nicht nutzen und fällt zurück. Ein Phänomen bleibt Pontet Canet, das einen samtweichen 2014er präsentierte, wenn auch der letzte Tick an Säure und Struktur fehlte. Ebenfalls samtweich und wie meistens verführerisch, aber eben eine Nuance besser war Pichon Lalande. Die ebenfalls nagelneue Kellerei ist fertiggestellt und erreichte etwas, was man eigentlich nicht so wollte: die Herstellung eines präzisen, harmonischen und perfekt klassischen Pichon Lalande. Liebhabern dieses alten Stils sei empfohlen, diesen Jahrgang unbedingt zu kaufen, auch wenn die Kritiker nicht hoch punkten sollten. Die Anhänger von Pichon Baron auf der anderen Straßenseite werden auf ein ähnlich erfreuliches Trinkerlebnis noch viele Jahre warten müssen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Weine der Hightech Keller immer stärker die ursprünglichen Gene der Châteaus freilegen anstelle sie künstlich zu verändern. Das ist eben Präzision. Château Latour stellte seinen klassischen Powerwein vor, das ist ein Vollblut-Pauillac für echte Männer, der viele Jahre lang seiner Genussreife entgegensieht. Ganz großes Kino hingegen ist heute schon der gleichzeitig präsentierte 2003er. Immerhin 100 Punkte von Parker verpflichten und dieser Jahrgang hält, was Bob verspricht: unglaubliche Fruchtsüße, kräftige aber wunderbar eingebundene Tannine und perfekte Balance. Der ex-Châteaupreis liegt bei 600 €, für einen 100 Punkte-Latour vielleicht nicht übertrieben.
Die Weine von St. Julien kämpften etwas mit dem Tanningerüst. Am besten gefiel uns noch Durcu Beaucaillou, deren Weine immer mehr zulegen und zu Las Cases aufschliessen. Nachbar Leoville Barton konnte mit trockenen, harten Tanninen im Abgang diesmal nicht überzeugen. Antony Barton ist offensichtlich ernstlich erkrankt. Ob sich das auch auf die Weinqualität ausgewirkt hat, ist reine Spekulation. Im Stil fast ein Pauillac präsentiert sich dieses Jahr der Leoville Las Cases, ein Powerwein mit mächtiger Frucht und sehr kräftigen Tanninen. Vom Latour ist dieser Wein nur schwer zu unterscheiden.
Neben all diesen sehr erfolgreichen Weinen gibt es dann noch Château Margaux. Dieses Château hat in 2014 definitiv seine Ausnahmestellung bewiesen und einen Wein produziert, dessen Qualität nicht nur alle Verkoster im Raum sprachlos machte, sondern der alle anderen Châteaus deutlich hinter sich ließ. Niemand, den wir im Verlauf der gesamten Woche fragten, bezweifelte die Klasse und Sonderstellung von Château Margaux. Per Abstimmung ist dies damit nicht nur unser Wein des Jahres.
Auch der Weißwein von Château Margaux war eine Klasse für sich. Der Pavillon Blanc besteht zu 100% aus Sauvignon Blanc.
Einen besonderen Blick sind die sehr raren Weißweine inmitten eines Meeres von Rotweinen wert. Angebaut werden zumeist Sémillion und Sauvignon Blanc, die Weine sind oft Cuvées dieser beiden Rebsorten. Es ist ja eher selten, dass Rot- und Weißweine im gleichen Jahr sehr gut geraten, aber in 2014 ist dies definitiv der Fall. Die Weine zeichnet eine verführerische Fruchtfülle, gepaart mit einer frischen und angenehmen Säure aus. Herausragend waren der Cos d`Estournel Blanc und der Château Margaux Pavillon Blanc. Auch in Sauternes konnten große Weine gekeltert werden. Wir konnten den Château d`Yquem verkosten, ein sehr beeindruckender, großer Wein.
Rechtes Ufer (Libornais)
Immer wieder konnte man hören, das Jahr 2014 sei ein Jahrgang des linken Ufers. Ja, dort waren die Weine sehr gut, aber so pauschal stimmt die Aussage nicht. Auch am rechten Ufer in Pomerol und Saint-Émilion gab es herausragende Weine in 2014 und auf beiden Seiten auch Enttäuschungen. Besonders gut konnte der Cabernet Franc an der Appellationsgrenze von Pomerol und Saint-Émilion ausreifen. Château Cheval Blanc gelang ein phänomenaler Wein, der in der Kategorie "Wein des Jahrgangs" mitspielt. Auf annähernd gleichem Niveau befindet sich der Vieux Château Certan von Alexandre Thienpont, ein Wein der den Perfektionismus seines Besitzers von der Nase bis zum Finale in jeder Sekunde spüren lässt.
Cheval Blanc mit dem wohl besten Saint-Émilion 2014.
Mehr Charakter zeigt der Troplong-Mondot, dafür aber auch ein paar Kanten zusätzlich. Der 2014er ist dennoch nochmal besser als der bereits wunderbare 2011er Troplong-Mondot. In der Vertikale bestätigt sich aber auch, dass bei aller Klasse des Jahrgangs 2014 der 2010er deutlich nicht erreicht wird. Über dem Château liegt immer noch eine spürbare Traurigkeit über das frühe Ableben von Christine Valette. Ihr Mann Xavier Pariente engagiert sich mit großem Mut dafür, die Klasse der Weine weiter zu steigern und gemeinsam mit seinen fünf Töchtern einen Weg in die Zukunft ohne die Mutter zu finden.
Sehr fein ist auch La Conseillante, er glänzt wie fast immer durch sein ausgezeichnetes Preis-/Genussverhältnis. Wer La Conseillante kennt weiß, welches großartige Terroir dieses Château besitzt und dass dort sehr sorgfältig gearbeitet wird. Enttäuscht hat uns in diesem Jahr L`Eglise Clinet. Denis Durantou ist es diesmal nicht gelungen, einen großen Wein zu machen, zu deutlich ist eine leichte Überextraktion im Abgang zu spüren. Ein regelrechter Ausfall war für uns Château Angélus. Harte, trockene Tannine dominieren im Abgang, zudem fehlt eine feine Fruchtnote. Nachdem auch die Preisgestaltung nach der Höherklassifizierung jeglichen Boden verloren hat, empfiehlt sich der Wein in dieser Form nur noch für Etikettentrinker. Kenner in Bordeaux haben uns auf ältere Jahrgänge vor 2000 verwiesen, die noch ausgezeichnet waren.
Vielleicht nicht ganz auf dem Niveau der Spitzenklasse aber immer mehr einer unserer bezahlbaren Lieblingsweine ist Rol Valentin. Was Nicolas Robin in seinem kleinen Weingut in die Flasche zaubert ist für Preise zwischen 20 und 30 € immer einen Kauf wert. Unser anschließender Termin bei Alain Vauthier auf Château Ausone ließ diese Leistung noch verblüffender erscheinen. Der 2014er Ausone ist ein Wein ohne Emotionen, bis zum Abgang noch durchaus in Ordnung, fällt dann aber steil ab. Wie kann es sein, dass immer wieder große Namen die Klasse dieses Jahrgangs nicht in die Barriques bekommen haben? Ganz abgesehen davon, dass man für einen Château Ausone palettenweise andere Weine des Hauses kaufen und dann noch ein Vermögen bezahlen muss. Château Ausone produziert rund eine halbe Million Flaschen Wein, davon aber nur 15.000 Flaschen des Grand Vin Ausone.
Fassprobe des Le Pin 2014 mit Jacques Thienpont, dem Besitzer dieses legendären Weinguts.
Doch kommen wir zu den Superstars von Pomerol, Le Pin und Lafleur. Beide Mikro-Châteaus spielen in ihrer eigenen Liga und verfolgen einen dem Burgund angelehnten Ansatz. Bei Lafleur zieht sich dieser Ansatz bis in die Namensgebung der Weine (Village, Premier Cru, Grand Cru). Beide Châteaus produzieren deutlich unter 10.000 Flaschen und was den Kultfaktor anbetrifft, liegen sie meilenweit vor Pétrus. Die Releasepreise dieser beiden Produzenten liegen „nur“ bei einigen Hundert Euro, die Marktpreise sind satt 4-stellig, wenn man denn überhaupt je eine Flasche zu Gesicht bekommt. So erklärt man denn auch, dass man keine Etikettentrinker wünscht, sondern echte Conaisseure, die den Wein auch trinken und nicht nur als Spekulationsobjekt in den Sekundärmarkt geben.
Der Le Pin ist ein Wein aus hellem Kirschrot und verströmt ein intensives und feines Aroma von frischen Erdbeeren. Den Gaumen streichelt der Wein mit immer wieder chargierenden Fruchtaromen, die sich nahtlos in den endlosen Abgang fortsetzen. Einfach nur ätherisch und schwerelos, ein ganz großes Erlebnis. Wie wird sich dieser Wein nach einigen Jahren der Flaschenreife präsentieren? Ganz ähnlich der Lafleur, der allerdings etwas mehr Gewicht auf die Zunge bringt, kräftiger und intensiver ist. Der Abgang dauert sicher an die fünf Minuten und fordert die volle Konzentration des Trinkers. Ganz klar, dieser Wein fällt unter das Drogengesetz.
11. März 2015
Wie jedes Jahr werden mehrere Tausend Fachbesucher in die Verkostungsräume strömen, um den neuesten Jahrgang aus dem Fass zu bewerten. weinrouten nimmt sich die ganze Woche Zeit, um sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen.
Veranstaltungsorte sind in diesem Jahr:
- Château Smith Haut Lafitte : Graves & Pessac-Légnan
- Clos Fourtet : Saint-Emilion Grand Cru
- Château Petit-Village : Pomerol
- Château de Lamarque : Médoc, Haut Médoc, Moulis & Listrac
- Château Dauzac : Margaux
- Château Léoville Poyferré : Saint-Julien
- Château Lynch-Moussas : Pauillac & Saint-Estèphe
- Château La Lagune : Sauternes et Barsac
Zur Jahrgangsbeschreibung Bordeaux 2014
Ein echter Paukenschlag war die Nachricht, dass Robert Parker ab diesem Jahr die Verkostung für die Region Bordeaux an Neal Martin abgibt. Nach 2002 ist es seit Jahrzehnten erst das zweite Mal, dass Parker die Bordeaux Primeurs nicht besucht. Und dieses Mal wird es möglicherweise für immer sein. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen dies für den Markt haben wird. Wenn wir auch Neal Martin sehr schätzen, sein Urteil hat bei weitem nicht das Gewicht von Parker selbst.
01. März 2015
Mit der ProWein und der Bordeaux Primeurwoche stehen für Weinprofis zwei sehr wichtige Großereignisse vor der Türe. In der ersten Aprilwoche lädt die UGCB zusammen mit fast allen Châteaus zur Primeurwoche ins Bordelais. Zur Verkostung steht endlich wieder ein richtig guter Jahrgang an, die Erwartungen sind entsprechend hoch. Obwohl mit Château Latour ein prominenter Produzent aus dem en primeurs Verkauf ausgeschieden ist, nehmen fast alle Châteaus an den Verkostungen teil, auch Latour. Spannend ist damit auch die Frage, welchen jetzt zu vermarktenden Jahrgang Latour neben dem 2014er präsentieren wird. Nach den völlig missglückten Kampagnen 2011, 2012 und insbesondere 2013 drängt der Handel auf eine moderate Preisstellung, um überhaupt wieder ins Geschäft zu kommen. Die Altbestände an viel zu teuren schwachen Jahrgängen drücken gewaltig auf die Bilanzen. Ob die Produzenten ein Einsehen haben?
Wir werden hier unsere Eindrücke und Erfahrungen zusammenfassen.