Saint-Estèphe


Die nördlichste Gemeindeappellation des Médoc umfasst knapp 1.400 ha Rebfläche und ist eher ländlich geprägt. Der Boden ist schwerer und kalkhaltiger als weiter im Süden, weswegen der Merlotanteil hier höher ist. Die etwas weniger buketthaltigen aber kräftigen und langlebigen Weine kommen im Durchschnitt nicht an die besten Médoc-Weine heran. Dies liegt vor allem daran, dass die Weine dieser Appellation sehr stark ausgeprägte Tannine aufweisen, die oftmals erst nach Jahrzehnte langer Lagerung weicher werden. In jungen Jahren waren Saint-Estèphe Weine früher kaum genießbar. Aus diesem Grund versuchten einige Produzenten weichere und gefälligere Weine zu produzieren, was fast immer in einem Qualitätsverlust resultierte. Heute werden die bekannten Probleme durch einen höheren Merlot-Anteil und eine ausgefeiltere Kellertechnik ausgeglichen. Grundsätzlich aber besinnt man sich in Saint-Estèphe wieder der Tradition und konnte in der jüngsten Vergangenheit sehr große Weine produzieren.


St. Estèphe ist ein kleiner, etwas verschlafener Ort im Norden des Médoc ohne nennenswerte Infrastruktur.

Das gilt insbesondere für die sehr heißen Jahre 2003, 1990 oder 1989. Die schwereren Lehmböden im Norden speichern die Feuchtigkeit besser und länger als die wasserabführenden Kiesböden des südlicheren Médoc, was die Merlot-Trauben vollständig ausreifen lässt und damit ein Gegengewicht zu den tanninstarken Cabernets bildet. In großen Jahrgängen bieten Saint-Estèphe Weine daher mit das beste Preis-Leistungsverhältnis, nicht nur bei den klassifizierten Gütern, sondern auch bei den Crus Bourgeois.

Über die Hälfte des Weins der Appellation entfällt auf Crus Bourgeois, nur 20 % auf die fünf klassifizierten Gewächse. Spitzenerzeuger sind die Châteaus Cos d'Estournel und Montrose, die in der Qualität in guten Jahren an die 1er Crus heranreichen, sowie Calon-Ségur. Die Investitionen in die Châteaus Montrose, Cos d'Estournel und Calon Ségur haben eine Renaissance der Weine aus St.-Estèphe ausgelöst.