Mosel


Das tief eingeschnittene Moseltal von Koblenz bis südlich von Trier mitsamt seinen Seitentälern der Ruwer und der Saar bildet ein einmaliges Landschaftsbild aus einem fast verknotet wirkendem Flusslauf, dessen Hänge von 9.000 ha Rebflächen bedeckt sind. Die Strecke, auf der Autobahn nur rund 110 km, erweitert sich auf über 200 km Länge, wenn man dem Flusslauf alleine der Mosel folgt. Wie an einer Perlschnur reihen sich berühmte Weinorte und Steillagen mit teils lustig klingenden Namen auf, die die Herzen von Riesling-Fans in aller Welt höher schlagen lassen. Das Zentrum des Weinbaus liegt an der Mittelmosel und heißt Bernkastel, eine Art Wein-Disneyland, vergleichbar nur noch mit Rüdesheim am Rhein.

Der Weinbau an der Mosel hat eine 2000 Jahre alte Tradition, war doch das von Augustus gegründete Trier nicht nur die erste deutsche Stadt überhaupt, sondern auch römischer Verwaltungssitz der Provinzen westlich des Rheins mit in der Spätantike bereits bis zu 60.000 Einwohnern. Schon zu Zeiten der Römer waren große Teile der Moselhänge mit Reben bestockt. Obwohl man das gesamte Anbaugebiet in mehreren Teilabschnitten betrachten muss, herrschen hier sowohl vom Klima als auch vom Boden her optimale Bedingungen für den Weinanbau. Die Mosel teilt als Fluss die beiden Mittelgebirge Hunsrück im Süden und die Eifel im Norden, die etwas kühler ist als der Hunsrück. Beide Gebirge sind vom rheinischen Schiefer geprägt, der hier von blau bis rot in vielen Farbschattierungen vorkommt und leicht verwittert. Entstanden ist der Schiefer durch hohen Druck auf eine mehrere hundert Meter dicke Sediment-/Schlammschicht des Urmeeres, der auch die Gebirge aufgefaltet hat. Im Verlauf von Jahrmillionen hat sich die Mosel dann ein tiefes Tal gegraben mit teilweise extrem steilen Hängen, die leicht bis zu 200 m hoch werden können. Gut für den Wein ist auch das milde bis warme Klima, das in den geschützten Flusstälern Fröste weitgehend verhindert. Mit zunehmendem Klimawandel ist der Problem der fehlenden Traubenreife in sonnenarmen Sommern seit den 1980er Jahren auch immer kleiner geworden. Dies begünstigt vor allem die kühleren Anbaugebiete der Ruwer und der Saar.


Bernkastel mit den Lagen Bernkasteler Doctor, Alte Badstube, Graben

Die Geschichte des Riesling-Anbaus ist nicht ganz so alt und stammt aus dem 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der der Weinbau noch klösterlich geprägt war. Nach der französischen Revolution gingen die Besitzungen der Abteien auch an der Mosel an adelige und bürgerliche Besitzer über, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Moselrieslinge zu den begehrtesten und teuersten Weinen der Welt machten. Um die Jahrhundertwende wurde für eine Flasche Moselriesling mehr bezahlt als für eine Flasche Château Margaux. Der damals aufgekommene Reichtum in der Region ist heute noch gut sichtbar an den prachtvollen Jugendstil-Villen entlang des Flusslaufes. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Nachfrage nach Wein so groß, dass die Anbauflächen erweitert wurden und die Qualitäten zurück gingen. Der Tiefpunkt der Qualitäten war ca. 1980 erreicht und führte dazu, dass viele Winzer vom Weinbau nicht mehr leben konnten. Seit etwa 10 Jahren aber erreichen viele Moselweine wieder ein Topniveau und können sich mit den besten Weißweinen der Welt messen. Erster Protagonist dieser Qualitätsoffensive war Ernst Loosen, damals belächelt und heute vor allem im Ausland gefeiert.


Piesport mit der berühmten Großlage Goldtröpfchen (im Bild links)

Mosel, Saar und Ruwer tragen weltberühmte Einzellagen wie z.B. (von Süd nach Nord) die Trittenheimer Apotheke, Piesporter Goldtröpfchen, Juffer, Bernkasteler Doctor, Graacher Himmelreich, Wehlener Sonnenuhr, Ürziger Würzgarten, Erdener Prälat und Treppchen, Winninger Uhlen. Die vielleicht bekannteste Lage befindet sich im Anbaugebiet der Saar und liegt etwas abseits vom Fluss: der ebenfalls weltberühmte Scharzhofberg. Die hier von Egon Müller produzierten Rieslinge sind die teuersten Weine Deutschlands und international von vielen Sammlern begehrt. Andere Spitzenproduzenten sind z. B. J. J. Prüm, Fritz Haag, Dr. Loosen, alle aus der Region Bernkastel, sowie Heymann-Löwenstein aus Winningen bei Koblenz. Alle dieser Weingüter produzieren Jahr für Jahr trockene und vor allem restsüße Spitzenrieslinge bis zur Qualitätsstufe der Trockenbeerenauslesen, die Mineralität, Komplexität und Eleganz mit Fruchtigkeit und einem perfekten Säurespiel zu einem unglaublichen Geschmackserlebnis verbinden. Für die besten dieser edlen Tropfen werden auf Auktionen Rekordpreise bezahlt.