von Othegraven

Das Weingut von Othegraven ist ein Traditionsweingut mit wertvollem Weinbergsbesitz in den Paradelagen an der Saar. Seit der bekannte Fernsehmoderator Günther Jauch das einst im Familienbesitz befindliche Gut im Jahr 2010 zurückkaufte, knüpft man hier erfolgreich an den hohen Anspruch früherer Zeiten an.

Weingut von Othegraven | Weinstraße 1 | D-54441 Kanzem | Deutschland |

Über von Othegraven


Family Affair


Schon fast zehn Jahre ist es her, dass Günther Jauch zufällig erfuhr, dass das Weingut von Othegraven an der Saar, nicht weit von Trier, eventuell zum Verkauf stünde. Sofort schreibt er einen Brief an Frau Dr. Heidi Kegel, der das Weingut damals gehörte und bekundet sein Interesse an dem Traditionsweingut. Der Grund für das Interesse ist schnell erklärt: Günther Jauch verbrachte in seiner Kindheit oft die Ferien auf diesem herrlichen Besitz, der seinem Großonkel Max und Großtante Maria gehörte, dem Bruder seiner Großmutter, eine geborene von Othegraven. Und es muss eine stets glückliche Zeit auf von Othegraven gewesen sein, Günther Jauch erinnert sich gut an den wunderbaren Park um das herrschaftliche Anwesen. Das Weingut war damals eher Nebensache für ihn. Das hat sich seit dem 01. Juli 2010 wesentlich geändert, denn seit diesem Tag gehört das Weingut ihm und seiner Frau Thea.

Die Geschichte des Weinguts geht bis in das 16. Jahrhundert zurück und das Weingut konnte seine herausragenden Lagen während des großen Riesling-Booms an der Mosel und seinen Nebenflüssen vor rund 100 Jahren nutzen. Damals wurde für die großen Rieslinge mehr bezahlt als für die Premier Crus des Bordelais, goldene Zeiten für den deutschen Weinbau eben. In dieser Zeit deckte der Verkauf von nur 1% der Erntemenge die Kosten für das gesamte Jahr und Günther Jauch erinnert sich, dass die Verwandtschaft in Kanzem früher in der Familie als sehr wohlhabend galt. Das Weingut befindet sich seit 1805 im Besitz der Familie und Günther Jauch repräsentiert inzwischen die 7. Generation. Großonkel Max übernahm von Othegraven schon 1925. Als er 1968 starb führte seine Frau Maria das Gut noch 30 Jahre allein. Da das Paar kinderlos blieb wurde der Besitz an die Großnichte Heidi Kegel vererbt.

von Othegraven
Kanzem an der Saar. Rechts der berühmte und sehr steile Altenberg.

Heidi Kegel hat zwar Kinder, aber die zeigten kein Interesse an einer Übernahme der Verantwortung für das Weingut. Eine zwingende Verkaufsabsicht bestand allerdings auch nicht. Dennoch blieb die Mail von Günther Jauch nicht unbeantwortet und es begann ein Prozess des Überlegens und Abwägens auf beiden Seiten, der nach drei Jahren schließlich doch zum Verkauf an Günther Jauch und das Weingut wieder in die direkte Familienlinie zurückführte.

Gekauft hat Günther Jauch nicht nur einen Familienbesitz, sondern ein deutsches Traditionsweingut von höchster Güte. 10 ha Rebflächen, viele davon in den berühmtesten Steillagen an der Saar und allesamt als Große Lagen qualifiziert, gehörten dazu. Die Namen sind klangvoll wie z.B. der Kanzemer Altenberg oder der Ockfener Bockstein. Der super steile Altenberg baut sich wie eine Wand in der Landschaft direkt hinter dem Gutshaus hoch in den Himmel auf. In dieser Hanglage alleine stehen zu können ist ein Kunststück, wie schwer und arbeitsintensiv ist erst die Bewirtschaftung? An Maschineneinsatz ist überhaupt nicht zu denken. Perfekt liegt der Hang in Richtung Sonne, sorgt dafür, dass die Riesling-Reben auf eisenhaltigem Schiefer in diesem eher kühlen Mikroklima ausreichend Sonne und Wärme abbekommen.

von Othegraven
Günther Jauch hat den Kauf des Weinguts nie bereut. Heute bringt er sich mehr und mehr in die Leitung des Weinguts ein - gemeinsam mit seiner Frau Thea.

Wer Günther Jauch nicht nur im Fernsehen, sondern auch persönlich erlebt, der spürt sofort, dass er zwar risikofreudig, aber dennoch ein rational abwägender Mensch ist. So hat er von Othegraven von Experten prüfen lassen und deren Urteil war wirtschaftlich nicht ermutigend: auf dem Stand der 1950er Jahre sei das Weingut, die Rebflächen zu klein, um die sieben fest angestellten Mitarbeiter auf Dauer zu tragen. Zudem musste das Gutshaus grundlegend renoviert werden. Und die erwachsenen Kinder von Günther Jauch zog es auch nicht wirklich an die Saar, diese Gegend liegt weit weg vom Trubel einer großen Stadt. Zudem fiel der Kauf in eine Zeit, in der Günther Jauch mit seiner Sonntags-Sendung stark gefordert war und für von Othegraven sehr wenig Zeit hatte. Wäre da nicht seine Frau Thea gewesen, die von Othegraven auch zu ihrer Sache machte, er hätte das Weingut nicht gekauft.

Aber, da war auch das erfahrene Team vor Ort. Der langjährige Betriebsleiter Andreas Barth wurde als Geschäftsführer eingesetzt und nahm gemeinsam mit Gutsverwalter Swen Klinger die Herausforderung eines Neuanfangs an. Und Günther Jauch betont, er könne sich jederzeit auf den sprichwörtlichen Zusammenhalt der Saarwinzer verlassen, die immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Als VDP Gründungsmitglied ist von Othegraven natürlich ein Aushängeschild der Region und der VDP-Status blieb ohne neuen Antrag erhalten, da die Übernahme durch ein Familienmitglied erfolgte.

An ungebetenem Rat hat es übrigens damals auch nicht gemangelt. Ein neues Etikett mit Jauchs Namen und am besten einem Foto von ihm müsse nur her, dann verkaufte sich der Wein von selbst, war einer der harmlosen. Schon richtig witzig war der Vorschlag, einen Gutswein „Millionär“ abzufüllen. Alles rausreißen und Rotwein anpflanzen, da bekommt man pro Flasche zwei Euro mehr, war dann schon heftiger. Aber das neue Team hat sich nicht beirren lassen und setzt auf die Qualität der Saar-Rieslinge und ihre Tradition. Der Tradition verpflichtet fühlen sich auch die neuen Besitzer und veranstalten wie immer die berühmte Jungweinprobe.

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Günther Jauch freut sich über die stark steigende Nachfrage nach den Kabinett Qualitäten.

Schwieriger als erwartet stellte sich die richtige Vermarktungsstrategie heraus. Auch Prädikatsweingüter können auf preiswertere Produkte in größeren Mengen nicht verzichten, schließlich sind die Großen Gewächse aus den Steillagen echte Spezialitäten. Nicht alle Distributoren machen sich aber die Mühe, die Weine hochpreisig anzubieten. Zielmarkt für die Weine von Othegraven ist eindeutig die hochwertige Gastronomie. Mittlerweile konnten die Jauchs Ordnung in ihre Vermarktungsstruktur bringen, wenn auch der Export immer noch nicht auf dem gewünschten Niveau liegt.

Aber es gab auch positive Überraschungen. Das großbürgerliche Gutshaus war im Jahr 1925 abgebrannt und wurde zudem von den Amerikanern 1945 zerschossen. Es wurde in den 1950er Jahren wieder aufgebaut, zwar nicht originalgetreu aber doch im ursprünglichen Stil. Um das Gutshaus herum, das Onkel Max und Tante Maria immer bewohnt hatten, wird von einem herrlichen Park umgeben. Der Park war eine große Leidenschaft von Onkel Max, der die Anpflanzung verschiedenster Baumsorten ausprobierte. Heute steht der Park mit seinem einmaligen alten und unterschiedlichen Baumbestand unter Denkmalschutz, genauso wie das gesamte Ensemble mit Gutshaus. Weil Günther Jauchs Erfahrungen mit Denkmalbehörden in Potsdam nicht durchgehend problemfrei waren, befürchtete Jauch ähnliches Ungemach auch mit den rheinland-pfälzischen Behörden aus Tier und Mainz. Um die Lage zu entschärfen ergriff Günther Jauch die Initiative und schlug vor, dass beide Seiten ihre jeweils größte Befürchtung offenlegen sollten. Die Behörde äußerte Bedenken, dass Jauch das Ensemble gefährden, einen „Wellness-Tempel mit Tiefgarage“ bauen wolle. Jauch führte an, dass er endlose Gängeleien der Behörde fürchtete. Nachdem beide Seiten überzeugt waren, dass beide Befürchtungen völlig unbegründet sind, gestaltete sich die Zusammenarbeit bei der Sanierung des Guthauses problemlos. Das Gutshaus wurde funktional umgestaltet und dient heute fast ausschließlich dem Betrieb des Weingutes einschließlich Verkostungsraum und Wohnungen für Angestellte. Auch das Ehepaar Jauch hält sich eine 1-Zimmer Wohnung im Gutshaus für die zahlreichen Besuche von Berlin aus.

Mit der Übernahme durch die Familie Jauch im Jahr 2010 wurde von Othegraven aus dem Dornröschenschlaf gerissen. Die klare Entscheidung für eine Fortführung der ruhmreichen Tradition war schnell getroffen, alle Modernisierungsschritte erfolgten sehr behutsam – bis in die Überarbeitung des Designs der Etiketten. Heute bewirtschaftet man durch Zupachtungen 15 ha und produziert etwa 100.000 Flaschen. Vielleicht muss die Rebfläche noch etwas wachsen, aber auf maximal 20 ha, wie Günther Jauch betont. Und man konzentriert sich bewusst auf die Tradition der restsüßen Prädikatsweine. Lag deren Anteil bei der Übernahme bei nur 15%, so sind es sechs Jahre später bereits 30%. Gleichzeitig stiegt der Kabinettanteil steil an. Den eher schlechten Ruf der fruchtig ausgebauten Weine kann Günther Jauch nicht nachvollziehen, zumal sie das Alleinstellungsmerkmal der Mosel / Saar Rieslinge ist. Sie sind alkoholreduziert, bekömmlich und bringen das mineralisch geprägte Schieferterroir aus den Steillagen perfekt zum Ausdruck. Die Weine charakterisiert ein faszinierendes süß / salziges Geschmackserlebnis in feinster Balance bei verführerischer Fruchtkonzentration. Aber auch zum Trend zu trockenen Rieslingen kann von Othegraven mit Großen Gewächsen über alle Prädikatsstufen prominent beitragen.

Günther und Thea Jauch ist völlig klar, dass auf absehbare Zeit die Rieslinge von Mosel und Saar nicht wieder das Renommee von vor einhundert Jahren erreichen werden. Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Riesling Renaissance, die sich derzeit vor allem in den Überseemärkten vollzieht, möchten sie aber schon liefern.

Was kann dem deutschen Wein besseres passieren, als einen derart prominenten Protagonisten für diese Renaissance zu gewinnen? Günther Jauch wusste von Anfang an, dass er sich auf ein Abenteuer einlassen würde, aber er sagt, er habe dabei ein „gutes Gefühl“. Hoffentlich behält er diesen Idealismus noch lange Zeit, denn Gewinne wirft ein deutsches Riesling-Weingut nicht so schnell ab. Aber wem es gelingt, eine Denkmalbehörde zu konstruktiver Zusammenarbeit bei Renovierungsarbeiten zu überreden, dürfte auch dem Finanzamt erklären können, dass neu anfangende Riesling-Winzer mit hohem Investitionsvolumen eben über einige Jahre zunächst eher rote Zahlen schreiben, um sich dann auch wirtschaftlich Schritt für Schritt immer weiter zu verbessern.

Die Qualitätsbasis der Weine ist hingegen bereits gelegt. Die Produktpalette ist durchweg sehr gut gemacht und enorm anspruchsvoll. Die Weine wirken fokussiert, sauber und bilden den typischen Mosel-Stil perfekt ab. Noch fehlt ein richtiger Begeisterungsmoment im Wein, das überraschende Extra, das die absolute Spitzenklasse auszeichnet. Aber das Potenzial dafür ist sicher vorhanden und der herausragende Jahrgang 2015 zeigt schon einmal, wohin die Reise geht. Die Saar ist ganz klar ein Gewinner des Klimawechsels und wer hier die Segel richtig setzt, den wird es weit nach vorne tragen.