Château Troplong-Mondot

Am höchsten Punkt der ganzen Region liegt dieses schon lange berühmte Château, das unter der Regie von Michel Rolland und Christine Valette jüngst neue Höhen erreichte.

Château Troplong-Mondot | F-33330 Saint-Emilion

Über Château Troplong-Mondot


Radfahrer sind hier im Vorteil, spüren sie doch, wie empfindlich steil es hier ist. Fährt man von Château Tertre Roteboeuf an der kleinen Kirche vorbei entlang der Cà´tes, geht es nochmal spürbar nach oben. Schon wenige hundert Meter später öffnet sich der Blick über das Tal der Dordogne und gegenüber auf einen weiteren Hügel. Markant ist der große, ziemlich hässliche Wasserturm, so etwas wie das Wahrzeichen von Château Troplong-Mondot und gleichzeitig ein eindeutiger Hinweis, dass man am höchsten Punkt angekommen ist. Ganze 33 ha Weinberge umfasst diese phantastische Lage, die nach Südosten geneigt ist.

Die Qualität des Terroirs ist schon lange bekannt, bereits 1869 wurde das Château nach Belair auf dem zweiten Platz geführt. Der Besitz befand sich zunächst in den Händen des einflussreichen Abbé Raymond de Sèze, der 1745 das Château erbaute. 1850 erwarb Raymond Troplong das Gut, das - wie erwähnt - 1869 als zweitbestes in der Appellation geführt wurde. Sein Neffe Edouard Troplong verkaufte den Besitz 1921 an den belgischen Weinhändler Georges Thienpont, der auch Vieux Château Certan besaß. Als Folge der weltweiten Depression musste er aber 1936 ein Gut verkaufen und entschied sich schweren Herzens für das prestigeträchtigere Troplong-Mondot. Der Käufer war Alexandre Valette, ein Pariser Winzer, der kurz darauf auch Château Pavie erwarb. Seit 1980 führt seine Enkelin Christine Valette das Gut, ab 1990 gemeinsam mit ihrem Mann Xavier. In der Revision von 2006 wurde dem Gut der Rang eines 1er Grand Cru Classé zuerkannt, bis sich diese Klassifikation in juristischen Streitereien auflöste. In der Revision von 2012 wurde diese Klassifikation aber bestätigt.


Richtig steil geht es hinauf zur Bergkuppe. Der häßliche Wasserturm ist quasi das Wahrzeichen von Troplong-Mondot

Seit Mitte der 1980er Jahre berät Michel Rolland das Weingut, was zu einer sprunghaften Qualitätssteigerung führte. Der hier zu 90% angebaute Merlot (je 5% Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon) findet auf dem Kalksteinhügel von Mondot, der bis zu 100 m hoch über Meeresspiegel liegt, perfekte Bedingungen und liefert jährlich rund 120.000 Flaschen des Grand Vin. Vom Zweitwein Mondot werden nur rund 20.000 Flaschen produziert. Die Sofortmaßnahmen von Michel Rolland umfassten die Wiedereinführung der Handlese, eine drastische Ertragsreduzierung und vor allem eine spätere Lese hochreifer Trauben. Der bislang wohl beste Troplong-Mondot war lange Zeit der Jahrgang 1990, der fast die 100 Punkte geschafft hätte. 2005 war es dann soweit: 100 Punkte von Parker, der die Weine von Troplong-Mondot besonders gerne mag. Die Jahrgänge 2009 und 2010 lagen mit 99 Punkten ebenfalls knapp an der magischen Grenze. Aber auch in schwächeren Jahren performt Troplong-Mondot sehr gut, z.B. ist der 2006er ein ganz vorzüglicher Wein. Doch die Weine von Troplong-Mondot zeichnet keine leichtfüßige Eleganz aus, das sind Hard-Rock-Bordeaux der allerfeinsten Sorte, ausbalancierte vollfruchtige Powerweine mit Charakter.

Ein Juwel sind nicht nur die Weine von Troplong-Mondot. Erst im Sommer 2012 eröffnete das Spitzenrestaurant "Les Belles Perdrix" in einem Seitenflügel des Châteaus unter der Leitung von Küchenchef Jérà´me Cadillat. Der sorgsam mit Antiquitäten ausgestattete Speiseraum bietet nur ganz wenige Tische und Sitzplätze, im Sommer kann man auf der Terrasse tafeln. Das Essen ist absolut erstklassig und verwendet nicht nur ausschließlich regionale Lebensmittel, sondern auch Produkte aus dem eigenen Garten. Der extrem zuvorkommende Service bleibt keine einzige Antwort schuldig, egal ob es um die Herkunft der Möbel, das Essen, die Geschichte oder den Wein des Hauses geht. Zum Essen besteht die Möglichkeit aus verschiedenen Jahrgängen der eigenen famosen Weine auszuwählen.

Kurz vor der Primeurwoche 2014 erlag Christine Valette-Pariente im Alter von 57 Jahren einem Krebsleiden. Ein schwerer Verlust für ihren Mann, die fünf Töchter, Château Troplong Mondot und die ganze Weinwelt. Seit dem frühen Tod von Christine Valette-Pariente hatte das Haus seine Seele verloren und ihr Mann konnte das weder kompensieren noch die zerbrechende Familie zusammenhalten. Anfang Juli 2017 wurde Troplong Mondot an den Versicherungskonzern SCOR Group verkauft, für über 200 m€. Die schwierigen Jahrgangsbedingungen machten den Übergang mitten in der Wachstumsphase nicht gerade leichter. Gerade zur Erntezeit dann die big news: Aymeric de Gironde von Château Cos d'Estournel wird mit sofortiger Wirkung neuer Direktor von Troplong Mondot.

Mittlerweile ist das alte Château praktisch komplett abgerissen und neu aufgebaut worden. Die Präsentation des neuen Gebäudes zur Primeurs 2020 hat das Coronavirus verhindert.



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Vertikalprobe Château Troplong Mondot 1998 - 2014
Die Weine von Château Troplong Mondot machen seit Jahren Furore. Seit Robert Parker den Jahrgängen 2005, 2009 und 2010 100 bzw. 99 Punkte gab, gehört dieses Château zum Olymp des Bordelais. Aber auch in schwächeren Jahren produziert man hier grandiose Weine. Eine Vertikalprobe von Weinen aus Jahrgängen von 1998 bis 2014 zeigt, wie beeindruckend schon die jungen Weine sind und welch enormes Alterungspotenzial in ihnen steckt.
(08.02.2016)