Elio Altare

Elio Altare verdankt seine unglaubliche Karriere als Produzent von Top-Baroli seiner ausgeprägten Innovationsfreude und seinem kompromißlosen Streben nach Qualität.

Az. Agr. Cascina Nuova Elio Altare | Frazione Annunziata 51 | I-12064 La Morra (Cuneo) | Italien |

Über Elio Altare


"Do you know any great red wine in the world without barrique? There is none!". Elio Altare, der charismatische Superstar aus La Morra redet sich in Rage. "There is only good wine and bad wine. I want to make good wine. Without having to wait many years in bottle". Wer Elio Altare nicht erlebt hat, kennt das Barolo nicht. Authentisch, geradlinig und immer zum Kampf um Spitzenqualität bereit. Und sein Weg an die Spitze war ein harter: Armut und Kampf ums wirtschaftliche Überleben vor vielen Jahren. Er zeigt auf ein Bild, auf dem er als Jugendlicher mit einem Ochsen zwischen den Rebzeilen pflügt. Daneben ein Bild mit ihm auf einem modernen Traktor, wie gut ist doch der Fortschritt! Was er von dem Trend zurück zu Pferden für die Feldarbeit hält? "Are you using a bicycle for your ride home to Germany or your Mercedes?" - Thema erledigt!

Elio Altare war einer der jungen Nachwuchswinzer die nicht verstehen konnten, warum ihr Wein nicht zu verkaufen war. Als Folge mussten einige aufgeben und in die Autofabriken nach Turin gehen. Drüben in Frankreich, im Burgund, da können sie seit Jahrhunderten vom Weinbau gut leben. Also fuhr er mit seinem Freund hin, man schlief im Auto, da man kein Geld zum Übernachten hatte. Aber man sah, was man sehen wollte: die konsequente Arbeit und Ertragsreduzierung im Weinberg, die kontrollierte Vinifizierung und vor allem den Barriqueausbau. 1982 dann ein weiteres prägendes Ereignis: Elio Altare erlitt eine Pestizidvergiftung und beendete konsequent deren Einsatz. Mit einer Motorsäge ging es dann an die vergifteten Obstbäume und die alten Holzfässer. Der Neuaufbau war nicht nur schwierig für den jungen Familienvater mit zwei Töchtern, sondern führte auch unausweichlich zum Konflikt mit seinem traditionsverhafteten Vater Giovanni. Dieser redete mit Elio nicht mehr und enterbte ihn!


Barriques, wohin man schaut!

1985 starb Giovanni Altare, Elio erbte nur 6,67 % als Pflichtteil. Doch schon zwei Jahre später konnte er das Gut von den Geschwistern zurückkaufen. Elio Altare machte sich mit noch mehr Motivation an die Arbeit, experimentierte und setzte auch in den schwächeren Jahrgängen der 1980er Jahre auf Qualität und die Herstellung eleganterer, mit weichen, runden Tanninen ausgestattete Baroli. Parker entdeckt Mitte der 80er Jahre seine Weine, 1987 dann der erste Tri bicchieri Wein des Gambero Rosso, bis heute sind es fast 30 geworden. Sein Ruhm weit über Italien wächst, weitere Winzer folgen bzw. begleiten seinem Weg und sind bis heute eng mit ihm befreundet, u.a. Sandrone, Clerico, Gaja. 11 ha bewirtschaftet er, rund die Hälfte der 70.000 Flaschen sind Baroli, darunter die bekannten Lagen-Baroli "Larigi" und "Arborina".

2001 dann ein neuerlicher Kampf: über eine deutsche Firma bezieht er fehlerhafte Korken. Praktisch die gesamte Ernte des Jahrhundertjahrgangs 1997 ist betroffen, nur wenige Flaschen wurden mit anderen Korken verschlossen. Die Presse verfolgt gespannt wie der Fall ausgeht, ist es doch ausgesprochen schwierig zu beweisen, dass der fehlerhafte Wein durch den Korkschaden verursacht wurde. Elio Altare gewinnt auch diesen Kampf und wird entschädigt. Geblieben ist die Wunde, dass gerade ihm, dem Sauberkeitsfanatiker, ein solcher Fehler passiert ist - auch wenn er nichts dafür konnte. In seinem Keller ist es so blitzblank, dass man buchstäblich vom Boden essen kann. Altare zeigt auf eine Sprühflasche mit Alkohol und bittet die Besucher, sich die Hände zu desinfizieren - konsequent wie bei allem.


Das Weingut in La Morra ist aus Platzmangel über mehrere Ebenen angelegt.

Seine private Schatzkammer beherbergt bei perfekter Klimatisierung auf 13° C eine Sammlung alter Jahrgänge. Welchen er selbst bevorzugt? "Which one of your children do you prefer?" Es wäre nicht Elio Altare, wenn er nicht anmerken würde, dass ihn gerade schwierige Jahrgänge besonders herausfordern. Er findet z.B. den 1994er ganz hervorragend gelungen, ein tatsächlich schwieriges Jahr.

Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Elio Altare ist ein durchaus fröhlicher Kämpfer und sehr dankbar dafür, dass alles so gekommen ist. Die Verbraucher haben es ihm ermöglicht, dass es ihm heute gut geht. Nein, reich ist er nicht und Weine für Auktionen macht er auch nicht. Aber es geht ihm gut und er möchte auch gerne weiter investieren - vielleicht nicht ganz so groß wie sein Freund Clerico. Aber Pläne gibt es schon noch. Besonders stolz ist er auch auf eines seiner Lieblingsprojekte, den l´Insieme! Gemeinsam, so die deutsche Übersetzung, mit sieben befreundeten Winzern füllt er einen Wein ab, der einem guten Zweck dient. Fünf Euro pro hergestellter Flasche werden für soziale Zwecke abgezweigt, der Wein selbst kostet nur rund die Hälfte der Lagenbaroli, für Altare ein schlechtes Geschäft aber eine Herzensangelegenheit. Stolz präsentiert er die Liste der unterstützten Projekte. Über die Auswahl entscheidet ein Kuratorium, dem er nicht selbst angehört. Er ist nur "viticoltore", so wie es auf jedem Etikett steht. Sein L´Insieme besteht aus Cabernet Sauvignon, Nebbiolo, Barbera und Dolcetto, er verwendet hierfür teilweise sein bestes Traubenmaterial aus den großen Lagen.


Silvia Altare hat die Führung des Weinguts mittlerweile übernommen.

Elio Altare macht nicht nur großen Wein, er liebt auch großen Wein, nicht nur seinen eigenen. Im Keller findet man ein Regal mit leeren Flaschen und darunter sind die größten Weine der Welt überhaupt, vornehmlich Burgund, aber auch aus dem Bordelais. Den 1982er Pichon Longueville bezeichnet er als einen der größten überhaupt. Und dann zieht er eine Styroporverpackung heraus und grinst: "I bought this wine in an auction, for a million Lira": eine Magnum Clos de Vougeot aus den 1920er Jahren. Wenn man den Wein, den er bisher getrunken hat in ein Fass kippen würde, das wäre ein ganz schön großes Fass.

Der Revolutionär des Barolo wird bald 60 Jahre alt. Die nächste Generation seiner Kinder ist erwachsen, jüngst hat seine Tochter Elena, die Oenologin, einen Deutschen geheiratet und lebt in Bamberg. Silvia, sie hat Wirtschaft studiert, arbeitet auf dem Gut. Irgendwann bald wird er in der Rolle des Beobachters seiner Kinder sein. Gilt dann auch noch sein vehementes Plädoyer, dass die Jungend ein Recht hat zu experimentieren, ein Recht hat, die Tradition infrage zu stellen, ein Recht hat, das Gelernte anzuwenden? Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, zu sehr hat ihn das Verhältnis zum Vater geprägt. Er wird auch diesen Kampf bestehen.