Domenico Clerico
Der legendäre Domenico Clerico ist einer der Stars im Barolo, seine Weine sind international beühmt. Seit 2011 ist das Weingut in eine neue, spektakuläre Kellerei umgezogen. Domenico Clerico ist 2017 verstorben, sein Weingut wird aber weitergeführt.
Località Manzoni, 22/A | I-12065 Monforte d'Alba (Cuneo) | Italien |
Weine: Barolo docg Percristina, Barolo docg Aeroplan Servaj, Barolo docg Ciabot Mentin Ginestra, Barolo docg Pajana, Langhe Dolcetto doc Visadí, Barbera d'Alba, Trevigne, Langhe Nebbiolo Capisme-e, Langhe rosso Arte
Località Manzoni, 22/A | I-12065 Monforte d'Alba (Cuneo) | Italien |
Weine: Barolo docg Percristina, Barolo docg Aeroplan Servaj, Barolo docg Ciabot Mentin Ginestra, Barolo docg Pajana, Langhe Dolcetto doc Visadí, Barbera d'Alba, Trevigne, Langhe Nebbiolo Capisme-e, Langhe rosso Arte


Über Domenico Clerico
Nach einem antiken Sprichwort ist die größte Strafe für den Menschen die Erfüllung seines größten Traums. Domenico Clericos größter Traum war immer, ein großes Weingut mit viel Platz zur Verwirklichung seiner Ideen zu haben. Seit Mitte 2011 ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Besonders glücklich sieht er aber nicht aus. Geradezu verloren bewegt er sich auf den drei 62 x 30 m großen Ebenen. Nur 12 Mitarbeiter arbeiten und verlieren sich in diesem technisch perfekten Gebäude aus Stahl, Beton und Glas. Das ganz in Weiß gehaltene Gebäude wirkt in der Bilderbuchlandschaft der Langhe völlig deplatziert. Zudem gleicht es einer Festung. High Tech und ein doppelter Stahlzaun in der Qualität einer Panzersperre halten ungebetene Gäste ab. Überwindet man diese Sperren öffnet sich das Gebäude in Richtung Novello mit einer schönen Aussicht. Die schieren Ausmaße der Konstruktion machen sprachlos. Der verglaste Verkostungsraum wirkt mit seiner postmodernen Architektur wie eine Bankzentrale in New York.
Das neue Gebäude ist erster Gesprächsstoff in der Region und spaltet Gegner und Befürworter eben weil es nicht ins Piemont passt und es in ganz Italien nichts Vergleichbares gibt. Projektbeginn war 2005, Baubeginn 2007. 15 Mio. Euro und vier Jahre später erfolgte der Umzug. Die Bauphase war für Clerico geprägt durch große gesundheitliche Probleme, der Bau hat zudem erkennbar Kraft gekostet. Nein, glücklich wirkt der Bauherr nicht.

Von der Seite wird die Größe des Gebäudes erst richtig sichtbar. Der weiße Putz glänzt in der Sonne und bildet einen scharfen Kontrast zur Landschaft.
Sinnbild der maßlosen Überdimensionierung ist der riesige Barriquekeller. Die Fässer einer Ernte füllt nur wenige Reihen in der großen Halle. Die Fassungslosigkeit in Bezug auf diesen Neubau weicht auch im Gespräch mit Domenico Clerico nicht. Besonders schlimm ist, dass das Gebäude nicht funktional ist. Während alle neuen Kellereien auf der Welt mit Gravitation arbeiten, muss hier der Wein nach oben gepumpt werden. Am traurigsten stimmt aber, dass alle Leute nur noch über das Gebäude sprechen und nicht mehr über die Weine von Domenico Clerico. Das ist für ihn vielleicht das größte Problem. Zudem ist nicht ganz zu verleugnen, dass seine Aufmerksamkeit anstatt der Qualität der Weine dem Bau und anderen Problemen gegolten hat. Dies gilt es nun schnell wieder zu ändern!
Und für wen das alles? Clericos Tochter Christina verstarb vor fast 25 Jahren. Seine in Monforte verheiratete Schwester mit ihren beiden Kindern wird alles einmal erben. "Wenn sie keinen Wein machen möchten, dann können sie es ja in Museum verwandeln". Nein, Glück hat er nicht viel gehabt im Leben. Dabei macht er legendäre Weine und ist selbst eine Legende. Seine Weine erzielen allerhöchste Bewertungen und sind schwer zu finden. Domenico Clerico steht wie kaum ein anderer für die Qualitätsspitze in der DOCG Barolo. Auf 23,5 ha Rebfläche, darunter die besten Grand Cru Lagen der Region, wachsen die Trauben für etwa 120.000 Flaschen jährlich, rund die Hälfte davon sind Baroli. Berühmt sind seine Lagenbaroli "Ciabot Mentin", "Percristina", "Pajana" und auch seine Cuvee aus Nebbiolo und Barbera "Arte". Clerico, einer der innovativen Revolutionäre des Barolo, setzt auf feine, elegante, weiche, burgunderartige Barolos.

Der Barrique-Keller sprengt alle Dimensionen. Hier passen viele Ernten nebeneinander.
Seine Karriere begann mit dem Kauf einer Parzelle in der Top-Lage Bussia, der erste Jahrgang war der 1979er, der komplett in die USA verkauft wurde. Anfang der 1980er Jahre kamen dann 3,3 ha der Lage Ginestra hinzu, die erst 2001 um weitere 5,4 ha erweitert wurde. Als dann Aldo Conterno aus den USA zurückkam kelterte er aus Respekt keinen Bussia mehr, sondern gab die Trauben in den Arte und gemeinsam mit den Trauben aus dem 1,7 ha kleinen Anteil der Lage Mosconi (Erwerb 1995) in den Percristina. Seit 2008 aber werden die Trauben des Bussia wieder in einen eigenen Barolo abgefüllt: Bricotto heißt dieser Cru und ist nur in Magnumflaschen verfügbar. Der Percristina bleibt das Flaggschiff von Domenico Clerico, der Name erinnert an seine verstorbene Tochter Cristina. Der Ausbau erfolgt drei Jahre in Barriques und zusätzlich ein Jahr in großen Fässern. Seit er nun genügend Platz hat, lagert er in einem separaten Raum den Percristina auf der Flasche ein. Ziel sind insgesamt 10 Jahre, das wird er aber erst ab dem 2007er schaffen, der dann 2017 auf den Markt kommt.
Seit 2006 neu zugepachtet hat Domenico Clerico auch eine 2,5 ha große Parzelle in Seralunga. Den wuchtigen Barolo aus dieser Lage ganz in der Nähe der Lage Cascina Francia hat er seinem Vater gewidmet und ihn "Aeroplan Servaj" genannt. Das war der Spitzname des kleinen Domenico, den er von seinem Vater bekommen hatte. Der Phantasiename bedeutet so viel wie "wildes Flugzeug", was den Buben wohl ganz gut charakterisiert hat. Die Etiketten zu diesem Wein stammen von einer Florentiner Künstlerin und da sich Domenico nicht für einen Entwurf entscheiden konnte, gibt es den Wein nun mit sechs verschiedenen Etiketten, aber nur in einer Kiste mit allen Entwürfen.

Domenico Clerico, 2012
Klassiker seiner Produktpalette sind die beiden Lagenbaroli "Ciabot Mentin" und "Pajana", beide aus der Top-Lage Ginestra aber aus unterschiedlichen Höhen. Während der Ciabot Mentin aus der Höhenlage viel Struktur besitzt, aber jung noch arg verschlossen ist, gibt sich der Pajana runder, voller und fruchtiger mit intensivem Duft. Mentin war übrigens der Besitzer von Ciabot, einem Grundstück, auf dem Clerico Werkzeug gelagert hat. Die Vinifikation beider Weine ist identisch. Den wohl größten Markterfolg aber hat Clerico, der 80% seiner Produktion in die USA und nur 3-4 % nach Deutschland verkauft, mit dem Blend "Arte" aus 90% Nebbiolo und 10% Barbera. Der Wein verfügt über eine intensive Duftnote und wurde 1983 erstmals vorgestellt. Der hier verwendete Nebbiolo stammt aus verschiedenen Lagen und nur von jungen Reben. Der weiche, runde und fruchtige Stil begeistert die Weinfreunde vor allem in den USA. Zudem ist der Preis sehr attraktiv. Das markante Etikett hatte Clerico übrigens während eines längeren Telefonats auf einen Notizblock gekritzelt.
Clerico produziert auch einen Wein ohne jeglichen Holzeinsatz: CAPISME-e, auf Deutsch "verstehe". Dieser Wein ist zu 100% aus Nebbiolotrauben gemacht und wurde mit dem Jahrgang 2009 erstmals exklusiv in Italien präsentiert. Der Konsument dieses Weines ohne großes Lagerpotenzial soll hier das Potenzial eines Nebbiolo spüren ohne jegliche Verfälschung. Der reinsortige Barbera "Trevigne", dessen Trauben aus Mosconi und den Ginestra-Lagen stammen, rundet die Produktpalette ab.

Ungebetene Gäste haben keine Chance, hier hinein zu kommen.
Domenico Clerico ist ein sehr markanter Charakter mit großer Eigenwilligkeit. Gemeinsam mit seinen heute ebenfalls berühmten Freunden aus der Langhe hat er in den vergangenen 30 Jahren die Weinwelt des Barolo revolutioniert. Aldo Conterno hätte ihn damals bestärkt und zu ihm gesagt: "mach Dein Glück!". Angelo Gaja aber sei es gewesen, der für sie alle den Barolo und Barbaresco in der Welt berühmt gemacht hätte. Einige der Kollegen um Monforte schütteln den Kopf über das neue Gebäude, aber ausnahmslos alle wünschen dem im Weinberg hart arbeitenden Glück. Dass er nicht immer ganz einfach ist, weiß er. Und darum lautete seine Antwort auf die Frage, für wen er dieses riesige Gebäude nun wirklich gebaut habe "für alle diejenigen, die bei mir geblieben sind".