Az. Agr. Elisabetta di Brunetti

In der Alta Maremma, am Stadtrand von Cecina und nur wenige Kilometer nördlich von Bolgheri entwickelt Luigi Brunetti sein Weingut konsequent immer weiter. Als Spitzenkoch mit jahrzehntelanger gastronomischer Erfahrung in Deutschland gestaltet er mit großer Experimentierfreude eine breite Palette an Weinen von höchst beachtlicher Qualität.

Via Tronto 10 loc Collemezzano Livorno | I-57023 Cecina (LI) | Italien |

Über Az. Agr. Elisabetta di Brunetti


Luigi Brunetti hat in seinem Leben mehrere Karrieren aufzuweisen. Sternekoch im Alten Haferkasten in Neu-Isenburg, Vize-Präsident der Eintracht Frankfurt, Buchautor und jetzt Winzer und Ölivenölproduzent in der Alta-Maremma sind wohl die wichtigsten Stationen eines bewegten Lebenslaufs, der an Dynamik nicht nachlässt. Die Facetten sind derart vielfältig, dass wir uns hier nur auf ganz wenige Aspekte konzentrieren, um dem Wein genügend Platz zu lassen.

Im süditalienischen Kalabrien geboren ging er fast noch als Kind an die Hotelfachschule in Rom. Als Koch absolvierte er danach Stationen in verschiedenen Ländern und blieb schließlich in Deutschland. 1967 eröffnete er in der Nähe von Frankfurt eines der ersten italienischen Restaurants in ganz Hessen und ergriff wenig später die Chance, den Alten Haferkasten zu übernehmen. Mit dem Aufkommen der Sehnsucht der Deutschen nach Italien in den frühen 70er Jahren und seiner konsequenten Ausrichtung auf beste Qualität der Speisen entwickelte sich das Restaurant schnell zu einem der bekanntesten Häuser in Deutschland. Unter den zahlreichen Prominenten unter den Gästen waren auch die Spieler der Eintracht Frankfurt, der Grundstein für seine zweite Karriere und große Leidenschaft, dem Fussball.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten in Frankfurt zog es ihn wieder nach Italien. Doch er kehrte nicht nach Kalabrien zurück, sondern wurde 1985 an der Küste der Toskana, in Cecina, heimisch. Fast hätte er kurz zuvor in Bolgheri die Poggio al Tesoro an der prestigeträchtigen Via Bolgherese gekauft. Doch es war nicht möglich gewesen, eine Baugenehmigung zu bekommen. Die Poggio al Tesoro wurde dann von der bedeutenden Winzerfamilie Allegrini erworben, das Weingut befindet sich heute in der Stadt Donoratico, eine Baugenehmigung wurde also bis heute nicht erteilt.

Az. Agr. Elisabetta
Die Rebfläche der Azienda Elisabetta liegt in der Ebene, direkt hinter Cecina.

In der Nähe von Cecina jedoch bot sich die Chance, auf die Luigi Brunetti gewartet hatte. Weinbau gab es auf diesem Gelände, das ca. 20 km nördlich von Bolgheri liegt, noch nicht, dafür konnte er ein Hotel bauen und zunächst 6 ha mit Reben bestocken. Hinzu kamen einige Hektar an Olivenbäumen. Und es wäre nicht Luigi Brunetti, wenn sich das Agrihotel Elisabetta nicht binnen kurzer Zeit zu einer Oase der Gastlichkeit entwickelt hätte, in der sehr viel Deutsch gesprochen und ausgezeichnet gespeist wird. Auch die Fussball-Leidenschaft pflegt er immer noch als der Macher der WEINELF, eine Organisation von Fußball-Nationalmannschaften der Winzer. 2008 hatte er die Idee gemeinsam mit dem damaligen Bundesminister der Verteidigung und heutiger Weinelf-Ehrenkapitän Dr. Franz Josef Jung, ein Winzersohn aus Erbach, initiiert.

Das Weingut zog Luigi Brunetti mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit, Umsetzungskraft und Offenheit zum Experimentieren aus dem Nichts hoch. Guter Freund und Berater war von Anfang an Luigi Veronelli, einer der wichtigsten Protagonisten des Aufstiegs der italienischen Küche und des italienischen Weins. Aus den ursprünglich 6 ha Rebfläche sind mittlerweile 18 ha geworden. Dazu kommen 10 ha Olivenbäume, die in einer eigenen, nagelneuen high tech Mühle gepresst werden. Die Rebfläche fällt in die 2006 gegründete DOC Terratico di Bibbona, die die Gemeinden Bibbona, Cecina, Collesalvetti und Rosignano Marittimo umfasst. Quasi im Windschatten des berühmten und nicht erweiterbaren Bolgheri zeigt diese aufstrebende DOC eine bemerkenswerte Dynamik bei Weiß-, Rosé- und Rotweinen.

Az. Agr. Elisabetta
Der Barrique-Keller zeigt schon die ungewöhnlich großen Dimensionen dieses relativ jungen Weinbaubetriebs.

Das Weingut befindet sich im Keller des Hotelbetriebs und teilweise auch in der nahen und neuen Ölmühle. Man merkt sofort, dass die 25 Jahre in Deutschland ihre Spuren hinterlassen haben. Der ganze Betrieb ist auf einem sehr hohen technischen und qualitativen Standard, Sparen geht anders.

Das Weingut verarbeitet einen breiten Mix aus bordelaiser und lokalen Rebsorten. Dazu kommen für die Region Exoten wie z.B. Riesling, eine Hommage an seine Zeit in Frankfurt und als Geste und Wettbewerb in Richtung seiner Winzerfreunde in Deutschland. Besonders schwierig war die Anfangsphase, da er sich zunächst vergeblich bemühte, Pfropfreiser (ital. Marze) von Klonen der berühmten Weingüter in Bolgheri zu bekommen. So musste er mit Standard-Reisern beginnen. Als er dann später von Freunden nach Reisern angefragt wurde, war er offener und unterstützte gerne. Die immer häufiger vorgebrachte Bitte nach Marze führte dazu, dass es heute einen Rotwein und einen Weißwein mit diesem Namen gibt.

Über 30 Jahre sind nun die ältesten Reben gewachsen, das Weingut ist auf einem hohen Standard und bietet zehn Weine, zwei Grappas und Olivenöl an. Dazu kommen die noch im Experimentierstadium befindlichen Weine wie z.B. der Riesling, ein 100% Cabernet Franc und ein Ciliegiolo (ital. Kirsche), ein Wein auf Basis einer autochthonen Rebsorte.

Mag für den Konsumenten die Vielfalt der Weine zunächst etwas verwirrend wirken, so weiß Luigi Brunetti genau, wo er hin will: in die Spitze der toskanischen Weingüter und das möglichst aus eigener Kraft. Dass er ein Macher und kein Träumer ist, hat er oft genug bewiesen. Wir nehmen es ihm ab, dass er auch dieses Ziel erreicht.