Château Lafleur

Neben Pétrus und Le Pin die dritte Ikone von Pomerol und gemeinsam mit Pétrus der teuerste Wein in ganz Bordeaux. Die Mengen sind winzig und der Lafleur ist ein Traumwein im Stile eines großen Burgunders.

SCEA Guinaudeau | 9, Grand Village | F-33240 Mouillac | Frankreich |

Über Château Lafleur


Ganze 4,5 ha beträgt die Rebfläche von Château Lafleur. Dabei ist dieser "Weingarten" außerordentlich komplex, umfasst insgesamt 11 verschiedene Bodenarten, die zu vier Grundtypen zusammengefasst werden können. Es ist zudem eines jener Châteaus, deren Gebäude eher an ein altes Bauerhaus erinnern. Der Weingarten liegt, fast rechteckig, direkt vor dem Gebäude. Lafleur ist ein magischer Wein und steht für sich selbst. Dass es in Pomerol liegt, ist faszinierend bis irritierend. Lafleur ist auch ein Gut, das seit Generationen in Familienbesitz liegt und wohl auch in näherer Zukunft nicht an einen Konzern verkauft werden dürfte. Alles ist anders hier und der Unterschied liegt im Terroir.

Der Barriquekeller von Château Lafleur!

Gegründet wurde das kleine Weingut 1872 von Henri Grelouds, einem Négociant aus Libourne, der zudem kurze Zeit vorher Stellvertreter des Bürgermeisters war. Nach 1871 aber konzentrierte er sich auf seine bereits bestehenden drei kleinen Weingüter in St. Emilion. Die Erweiterung kaufte er einem Bauern ab, der in Geldnöten war und investierte sofort in einen neuen Keller. Unter dem Namen Lafleur wird der Wein 1893 erstmals verzeichnet und war bereits damals ein sehr hoch geachteter Tropfen. Vor ihm finden sich vor über 100 Jahren nur zwei Namen: Pétrus und Vieux Château Certan. Lafleur wurde nach dem Tod von Henri Grelouds in 1900 auf seinen Sohn Charles übertragen, der kinderlos blieb. 1915 entschloss er sich, u.a. Lafleur an den Schwiegersohn seines Bruders Edgar, André Robin, zu verkaufen. André hatte 1905 Gabrielle Grelouds geheiratet. Er starb 1946 und vermachte Lafleur seinen beiden Töchtern Marie und Thérèse Robin, die beide ebenfalls unverheiratet und gleichfalls unzertrennlich blieben. Ihr Interesse an dem bereits berühmten Wein war eher verhalten ausgeprägt, ihr Horizont und ihre Ambitionen reichte kaum über die Grenze Pomerols hinaus.

Den Vertrieb des Weins gaben die beiden Schwestern komplett in die Hände von Jean-Pierre Moueix aus Libourne, verkauft wurde alles, bis auf die letzte Flasche. Aus großer Unerfahrenheit wagten die beiden keine Änderung zu dem von ihrem Vater angelernten Vorgehen. Wie das Schicksal es wollte, wuchs bereits ihr erster Jahrgang 1947 zu einem Jahrhundertjahrgang heran. Neben Pétrus und Cheval Blanc gehört der Lafleur 1947 bis heute zu den größten jemals in eine Flasche gefüllten Weinen. Es gehörte zur gelebten Praxis, Lafleur immer erst nach Le Gay zu ernten. In manch schwierigem Jahrgang rettete dies zufällig die Ernte, denn die Trauben von Lafleur bekamen mehr Zeit zur vollständigen Ausreifung. Hart traf die Schwestern der katastrophale Frost 1956. Wieder trauten sie sich nicht, eine teure und aufwändige Neupflanzung vorzunehmen. Statt dessen wurden die erfrorenen Triebe tief abgeschnitten in der Hoffnung, dass sie sich wieder erholen würden. Und in der Tat, sie erholten sich. Während die meisten anderen Châteaus den ertragreicheren Merlot anpflanzten, blieb es auf Lafleur bei der Hälfte an Cabernet Franc, die Rebsorte, die in Pomerol eigentlich heimisch ist. Heute, mit der Klimaerwärmung, ist das ein Segen.

Die neuen Fermentationstanks von Château Lafleur waren schon 2017 im Einsatz.

Die Frage nach der Nachfolge der Robin-Schwestern klärte sich über Jacques Guinaudeau, einen Enkel von Henriette Greloud, der Schwester von Gabrielle Robin. 1984 starb Thérèse Robin und ihre Schwester Marie entschloss sich 1985, Lafleur an ihren Neffen Jacques zu verpachten, einen begnadeten und behutsam agierenden Winzer. Schon die Ernte des 1987ers war ein kompletter Ausfall und Jacques Guinaudeau entschloss sich, keinen Lafleur zu produzieren. Statt dessen schuf er einen Zweitwein Pensées de Lafleur. Der Pensées ist heute allerdings kein klassischer Zweitwein, sondern ein eigenständiger Wein, dessen Trauben aus einer ganz bestimmten Zone von Lafleur stammt, die diagonal durch den quasi rechteckigen Besitz läuft. Nach dem Tod von Marie Robin Ende 2001 gelang es Jacques Guinaudeau, den Besitz zu übernehmen, ein finanzieller Kraftakt, der nur gestemmt werden konnte durch den Verzicht auf Le Gay.

Mittlerweile arbeitet die 4. Generation auf Lafleur: Baptiste, der älteste Sohn von drei Geschwistern hat schrittweise die Verantwortung von seinem Vater Jacques übernommen. Gemeinsam mit seiner Frau Julie und seinen beiden Töchtern lebt er in dem alten Bauernhaus mitten in seinem kleinen aber extrem feinen Weinberg. 2018 konnte der komplette Neubau der Wirtschaftsgebäude fertiggestellt werden. Er sei "einfach und nobel" geworden, sagt Baptiste. Stimmt - und wirklich schön.

Julie und Baptiste Guinaudeau leiten in 4. Generation das legendäre Weingut in Pomerol.