Domaine Amiot-Servelle

Das kleine Weingut von Christian Amiot und Elisabeth Servelle in Chambolle-Musigny arbeitet sich seit Jahren beharrlich in die Spitzengruppe der lokalen Winzerelite vor. Dabei helfen die Spitzenlagen Amoureuses und Charmes Chambertin, beide mit winzigen Flächen, sehr. Die Weine des strikt biologisch arbeitenden Gutes sind kräftige, wunderbar aromatische und langlebige Burgunder.

34, rue Caroline Aigle | F-21220 Chambolle-Musigny | Frankreich |

Weine: Les Amoureuses, Charmes-Chambertin, Les Charmes

Über Domaine Amiot-Servelle


Wenn man von der Ortsmitte des Dorfes Chambolle-Musigny in Richtung Morey-St-Denis läuft passiert man eine Reihe von mehr als unscheinbaren Häusern, gemauert aus dem typischen hellbraunen Stein der Region. Dabei kann es passieren, dass man an dem Haus mit der Nummer 34 vorbei läuft. Das wäre für alle Freunde feiner Burgunderweine sehr bedauerlich, denn in diesem Haus befindet sich die Domaine Amiot-Servelle. Das Weingut in der heutigen Konstellation ist 1975 aus der Heirat von Christian Amiot aus Morey-St-Denis und Elisabeth Servelle hervorgegangen. Der frisch gebackene Schwiegersohn arbeitete in dem Weingut, das damals Servelle-Tachot hieß, mit großem Engagement an grundlegenden Verbesserungen. Nach dem Tod von Jean Servelle wurde das Weingut in Amiot-Servelle umbenannt und seit dem Jahrgang 1990 auch auf den Etiketten so vermerkt. Grundlage des Aufstiegs war neben harter Arbeit natürlich der wertvolle Weinbergsbesitz in Chambolle-Musigny.

Chambolle-Musigny verfügt über drei weltberühmte Lagen: an der Spitze der Hierarchie befindet sich der Grand Cru Musigny, einer der mythischen Weinberge des Burgunds, der an das ebenso berühmte Kloster des Clos de Vougeot angrenzt. Weiter im Norden liegt die zweite Grand Cru Lage des Ortes, der Bonnes Mares, im Charakter kräftiger und mit mehr Struktur versehen als der duftige und feine Musigny. Direkt unterhalb des Musigny und in der Charakteristik der Weine ähnlich liegt der Premier Cru Amourseues. Niemand würde heute bestreiten, dass der Amoureuses Grand Cru Qualität besitzt und praktisch alle Winzer des Ortes stufen diese Lage über dem Bonnes Mares ein. Damit gehört der Amoureuses zum Kanon der ganz großen Burgunderlagen, die raren Weine sind in aller Welt von Liebhabern des Burgunds gesucht wie pure Goldstücke. Amiot-Servelle verfügt im Amoureuses über exakt 0,45 ha, das entspricht ganzen 8% dieser Paradelage.


In drangvoller Enge stapeln sich die Weinflaschen bis unter die Decke des sehr kleinen Kellers.

Der Besitz von Amiot-Servelle addiert sich heute auf etwa 8 ha mit Schwerpunkt auf die Premier Cru Lagen Amoureuses (0,45 ha), Les Charmes (1,27 ha), Derrière La Grange (0,26 ha), Les Feusselottes (0,17 ha), Les Plantes (0,39 ha) sowie weitere 2,3 ha Village Lagen in Chambolle-Musigny. Schwerwiegend war der Verlust einer Grand Cru Parzelle im Clos de Vougeot, nachdem der Verpächter beschlossen hatte, den Vertrag nicht über das Jahr 2004 hinaus zu verlängern. Dafür konnte Christain Amiot 2010 an seine Brüder verpachtete Flächen in Morey-St.-Denis und Chevrey-Chambertin zurücknehmen, darunter erstklassige Grand Cru Parzellen im Clos-St-Denis und im Charmes-Chambertin. So ist das eben im Burgund heute, wo die Preise für große Lagen in den vergangenen Jahren explodiert sind. Wo immer ein Pachtvertrag ausläuft, übernimmt der Verpächter das Land lieber wieder selbst.

Der Stil von Amiot-Servelle liegt betont auf reichhaltigen, dichten und konzentrierten Weinen mit einem perfekt eingebundenen, aber merklichen Tanningerüst und enormer Alterungsfähigkeit. Damit unterscheidet er sich von den meisten Produzenten aus Chambolle-Musigny, die einen leichteren Weinstil favorisieren. In ihrer Struktur erinnern die Weine damit eher an die fester gebauten Weine aus dem Nachbarort Morey-St.-Denis. Alle Weinberge werden seit 2003 organisch und seit 2008 biodynamisch bewirtschaftet. Wie bei allen Spitzenbetrieben werden die Erträge strikt limitiert bis hin zur grünen Lese. Um perfekt ausgereifte Trauben zu bekommen, ist Christian Amiot im Ort meist unter den letzten Winzern, die mit der Lese beginnen. Die Stile werden entrappt, die Trauben aber möglichst intakt in den Fermentationstank transportiert. Nach einer 5-6 tägigen Kaltmazeration erfolgt die Vergärung in Edelstahltanks. Der Schalenkontakt wird im Hause Amiot-Servelle pragmatisch gehandhabt und die Entscheidung hierüber erfolgt ausschließlich über Verkostungen. Der Presswein wird grundsätzlich hinzugefügt.

Der Ausbau der Rotweine erfolgt bis 50% in neuer Eiche, die Weine werden nur einmal abgezogen und nach rund 18 Monaten Lagerung abgefüllt. Christian Amiot bevorzugt medium-getoastete Fässer von Remond und Taransaud.


Der 1Cru Amoureuses aus der Gemeinde Chambolle-Musigny gehört zu den absolut besten Lagen des Burgunds und bringt feinste, fast ätherisch wirkende Weine mit spektakulärer Aromatik hervor.

Die Domaine Amiot-Servelle repräsentiert das klassische Burgund: ein kleines, vom Inhaber-Winzer geführtes Familiengut mit einigen winzigen Parzellen, die wie parkähnliche Gartenanlagen gepflegt und gehegt werden. Der wertvolle Weinbergsbesitz wird ebenso schonend behandelt wie die Trauben nach der Ernte im Keller. Ganze 25.000 Flaschen stellt das Gut her, das meist davon ist der Bourgogne Rouge, ein Village-Wein. Ganze 0,17 ha beträgt der Besitz im Charmes-Chambertin, das ergibt 3 Fässer Wein oder eben nur 900 Flaschen. Knapp drei Mal so viel produziert man vom Amoureuses. Von den wenigen Flaschen werden 35% nach Japan verkauft, das ist kaum zu glauben. Ein weiterer wichtiger Absatzkanal ist die Laufkundschaft in Chambolle-Musigny, die sich in den niedrigen Keller zwängt, um dort die eine oder andere Flasche zu erwerben - so lange der kleine Vorrat reicht.

Das Wort "Platzmangel" kann man im Burgund überall und bei Amiot-Servelle besonders groß schreiben. Das Weingut ist zudem auf drei Standorte im Dorf verteilt, eine logistische Herausforderung. So werden auch die Kunden, die eine Allokation ergattern konnten, gebeten, den Wein rechtzeitig abzuholen. Falls nicht, muss der Kunde die Kosten der externen Auslagerung selbst tragen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das nicht oft passiert, denn wer einige Flaschen bekommen kann, wird diese alsbald abholen - "just in case". Denn das Renommée von Amiot-Servelle ist enorm, die sehr hohe Qualität überall anerkannt. Sicherlich, an den Ruhm eines G. Roumier, F. Mugnier oder Comte de Vogue kommt es mangels größerer Grand Cru Besitzungen nicht heran, aber in der Reihe dahinter fällt der Name sehr schnell. Die bedeutendsten Botschafter des Hauses sind der Amoureuses, der Charmes-Chambertin und er erstklassige Premier Cru Les Charmes.

Sehr zum aktuellen Ruhm beigetragen hat vor allem eine Blindverkostung von 2011er Amoureuses-Weinen in Holland, die der Amoureuses von Amiot-Servelle mit Bravour für sich entscheiden konnte. Teilgenommen hatte auch Robert Parkers Verkoster für das Burgund, Neal Martin. Seine Verkostungsnotiz fasst er selbst mit einem "Bravo!" zusammen und wird mit für das Burgund sensationellen 95 Punkten gekrönt. Keine Frage, dass er sich sofort in das neu entdeckte Weingut begab und dort die 2013er Weinpalette verkostete. Und was er dort vorfand mündete in eine Lobeshymne. Die Bewertungen der beiden Grands Crus Charmes-Chambertin und Clos-St-Denis reichen bis 96 Punkte, gefolgt vom Les Plantes, Les Charmes und Amoureuses (bis 94 bzw. 93 Punkte). Mit der Neuaufnahme in den Wine Advocate dürfte die Aufmerksamkeit der Weinwelt auf dieses Weingut noch weiter stark zunehmen. Gut, dass mit Tochter Prune Amiot bereits die nächste Generation in den Startlöchern steht, die großartige Entwicklung des Hauses weiter nach vorne zu treiben.


Dieser kleine Keller dient als Verkostungsraum. Hochgewachsene Gäste müssen auf ihren Kopf aufpassen und versuchen, sich gleichzeitig auf die großartigen Weine zu konzentrieren