Harlan Estate

Im Napa Valley gibt es viele großartige Weine und Weingüter. Doch Harlan Estate hat es geschafft, gegen starke Konkurrenz seine Klassifikation als die Nr. 1 im Valley und vermutlich in ganz Amerika zu verteidigen. Die Weine sind und bleiben Kult, die Kompromisslosigkeit beim Qualitätsstreben unerreicht. Harlan, das ist Cabernet am Limit aus allerbestem Terroir und extremer Liebe zum Detail produziert. Jahr für Jahr, als ob es keine Jahrgangsschwankungen gäbe. Konstant ist auch die Unerreichbarkeit der Weine In Bezug auf Verfügbarkeit und Preise.

PO Box 352 | Oakville CA 94562 | USA |

Über Harlan Estate


Zur Begrüßung steht ein Eiskühler mit einer Flasche Krug Champagner auf dem Tisch. "Nehmen Sie sich doch ein Glas mit, ich zeige Ihnen dann erst einmal die Weinberge!" fordert uns Cory Empting, der jugendlich wirkende Winemaker auf und nimmt sich auch ein Glas. Harlan, das ist doch Rotwein, oder? Aber wer kann bei 30 Grad im Schatten einer phantastischen Aussicht über das Napa Valley und einer geöffneten Flasche Krug widerstehen? Wir nicht!

Harlan Estate ist zuerst einmal das Werk von William (Bill) Harlan. Der 1940 geborene Süd-Kalifornier schloss 1963 sein Studium der Kommunikationswissenschaften und Politik an der U.C. Berkeley ab. Danach reiste er auf einem Motorrad fast ein Jahr lang durch Afrika und schlug sich anschließend u.a. als Pokerspieler, LKW-Fahrer und Versicherungsverkäufer durch. 1973 startete er dann eine Karriere als Immobilienentwickler. Mit einem Partner gründete er die Firma Pacific Union, die später auch sehr große Immobilienprojekte in der Bay Area abwickelte. 1979 investierte die Pacific Union in einen herunter gekommenen Country Club Meadowood in der Nähe von St. Helena. Da sich das Gelände nicht für Weinanbau mit hoher Qualität eignete baute er Meadowood in eines der luxuriösesten und bekanntesten Resorts mit Golfanlage im Napa Valley um. Es ist auch heute noch im Besitz von Bill Harlan. Seine ersten Kontakte mit Wein ergaben sich schon während des Studiums über einen Freund. Mit steigendem Interesse besuchte er häufiger das nahe Napa Valley. Die Eröffnung des Mondavi-Weinguts 1966 erlebte er mit.


Vom Weingut aus hat man einen phantastischen Blick über Oakville in der Bildmitte. Man erkennt Far Niente, Opus One und Mondavi von rechts vorne nach links hinten.

Immer noch mit Fokus auf den Immobiliensektor reiste er 1980 gemeinsam mit Robert Mondavi für mehrere Wochen nach Europa und besuchte die berühmtesten Weingüter im Burgund und im Bordelais. Robert Mondavi hatte die Absicht, eine Benefiz-Weinauktion analog der in Beaune auch im Napa Valley zu veranstalten und wollte Bill Harlans Meadowood als Auktionsort gewinnen. Für Bill Harlan wurde diese Reise der Auslöser für seine Vision, ein „First Growth“ Weingut in Amerika und damit auch eine lange Familientradition zu gründen, so wie er viele Beispiele in Europa gesehen hatte. Nach seiner Rückkehr begann er mit der systematischen Suche nach einem Weingut und kaufte 1983 das historische Weingut Merryvale Vineyards. Aber schon ein Jahr später fand er in den Vorhügeln des Mayacamas Gebirges ein etwa 100 ha großes Waldgelände, direkt oberhalb der besten Weinbergslagen von Oakville. Er erwarb auch dieses Land und begann mit der Terrassierung, dem Roden von Wald, der Beseitigung der Felsen und der Anlage von Weinbergen. Diese Weinberge bildeten den Grundstock seines Weingutes „Harlan Estate“. Der Tod seines Partners in der Pacific Union 1990 beschleunigte seine Fokussierung auf den Weinbau nur. Teile von Pacific Union wurden verkauft, was die Mittel freisetzte für weitere Projekte wie Bond oder jüngst Promontory.

Bill Harlan wurde früh klar, dass es im Weinbau nicht um schnellen, sondern über Generationen nachhaltigen Erfolg geht. Für alles, was er im Napa Valley aufbaut, lässt er sich viel Zeit und wägt jeden Schritt genau ab. Immer mit dem Ziel vor Augen, in Kalifornien ein den Premier Cru Weingütern Frankreichs gleichwertiges Gut zu formen. Der erste offizielle Jahrgang Harlan Estate den er freigab war der 1990er – und das war 1996. Dieser Wein wurde von Parker nie bewertet, doch schon der 1991er erhielt 98 Punkte! Der erste ganz große Erfolg war der 1994er, der von Parker mit den magischen 100 Punkten bewertet wurde. Ein famoser Erfolg des Teams um Bob Levy und Michel Rolland als önologischer Berater. In dem großen Napa Jahrgang 1997 folgte dann der Zweite 100 Punkte Wein, bis heute sind es fünf (2001, 2002 und 2007), kein anderes amerikanisches Weingut konnte bislang mehr 100-Punkte Weine produzieren. Und bis heute kennt der Kult um die wenigen Flaschen keine Grenzen, die Spitze in Kalifornien hat Bill Harlan längst erreicht und hält sie trotz starker Konkurrenz immer noch.


Die Fermentationshalle ist schon für die Ernte des Jahrgangs 2013 vorbereitet.

Das Gelände von Harlan Estate liegt hufeisenförmig oberhalb des Weinguts Far Niente. Direkt unter Harlan liegt der berühmte Martha´s Vineyard, der von Heitz Cellar bewirtschaftet wird. Die steilen Böden sind vulkanischen Ursprungs und von großer Diversität. Die Terrassierung soll einer weiteren Erosion vorbeugen. Die Pflanzdichte wurde im Laufe der Jahre immer weiter erhöht und liegt heute bei etwa 5000 Rebstöcken / ha. Angepflanzt werden zu rund 70% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot und der Rest mit Cabernet Franc und Petit Verdot. Seit 1990 ist Bob Levy Chef-Winemaker bei Harlan (er war schon Winemaker bei Merryvale), der junge Cory Empting ergänzt und unterstützt ihn. Die Weinberge werden mit äußerster Sorgfalt gepflegt, das Qualitätsstreben nimmt hier fast manische Züge an. Die Traubenselektion ist rigoros und Ausbeute entsprechend minimal. Dabei orientiert sich das Team nicht nur an den lokalen Standards. Cory Empting berichtet, dass er mindestens einmal pro Jahr nach Europa reist und immer eine andere Weinregion besucht. Aber nichts wird einfach übernommen, alles auf den Prüfstand gestellt und auf kalifornische Verhältnisse hin angepasst.

Die Wirtschaftsgebäude des Weinguts wurden 2002 fertiggestellt und fügen sich derart unauffällig in den dichten Eichenwald ein, dass man sie fast übersieht. Verbaut wurde viel Holz, im Stil von rustikalen Holzhütten und unterscheidet sich damit gründlich von den vielen Prachtbauten im Napa Valley. Die Gebäude sind über einen kleinen Weg entlang der Hangkante verbunden, der spektakuläre Ausblicke über das Valley freigibt. Die Vinifizierung erfolgt nach Lots getrennt nach dem neuesten technischen Standard in leicht konischen Stahl- und Holztanks. Herzstück ist der Barrique-Keller, in dem die Weine zwischen 24 und 36 Monate in neuen französischen Fässern ausgebaut werden. Nur die Fässer, die dem hohen erwarteten Standard entsprechen finden Verwendung für den Harlan Estate Proprietary Red, die anderen werden seit 1995 unter dem Label „The Maiden“ als Zweitwein vermarket.


Der Barrique-Keller ist schlicht und funktional. Wenn man bedenkt, welcher Wein hier reift...

Der Proprietary Red ist ein Ausnahmewein, der seinen Status mehr als verdient. Er verbindet die kalifornische Dichte, Opulenz, Kraft und Frucht aus den vulkanischen Böden mit der europäischen Eleganz und Balance. Diese Kombination verleiht den Weinen eine verblüffende Leichtigkeit trotz hohem Alkoholgehalt, was sicher auch in der Höhenlage begründet ist. Die nur rund 100 Höhenmeter über dem Talboden verändern das Mikroklima signifikant, der Einfluss der pazifischen Nebel, die sich im Sommer erst so um 11 Uhr vormittags auflösen, führt zu einem kühleren Klima. Die kargen Böden zwingen die Reben in tiefe Schichten, wo sie auf kalkhaltige Sedimente des Ozeans treffen. Diese feine Stilistik kommt besonders beim 2011er Harlan Estate zum Tragen, einem eher kühlen Jahrgang, der nach Meinung von Cory Empting von den Kritikern unterschätzt wird. Die Menge des Proprietary Red liegt bei etwa 20.000 Flaschen jährlich, der Vertrieb erfolgt zu 60% über Mailinglisten und zu 40% über den Handel in 40 Länder der Erde. Viel bleibt da für jeden nicht übrig und die Weine sind immer binnen Tagen ausverkauft.


Der Verkostungsraum ist geprägt von natürlichen Materialien und seine schlichte Eleganz bringt ihn ohne Protz in die Architektur-Zeitschriften.

Und wie kommt es, dass man den Gästen Krug Champagner anbietet? Man arbeitet mit dem Haus Krug zusammen und tauscht die Weine aus. Eine wirklich schöne Praxis, der viele große Weingüter folgen.