Clos de Tart

Berühmte Monopollage mit Grand Cru Status in Morey-St. Denis. Unter der langen Führung von Sylvain Pitiot (1996 - 2014) wurde der Clos de Tart wieder in der Topliga der großen roten Burgunder geführt. Der Clos de Tart weist eine 900 Jahre lange Geschichte auf und zählt zu den ganz großen Weinen des Burgunds. Im Oktober 2017 wurde das Gut zu einem spektakulären Preis von Francois Pinault erworben.

7, route des Grands Crus | F-21220 Morey-Saint-Denis | Frankreich |

Über Clos de Tart


Auch für burgundische Verhältnisse wartet Clos de Tart mit außergewöhnlichen Superlativen auf: eines der besten Terroirs, eine der ganz wenigen Monopollagen mit nur einem einzigen Besitzer, einer der schönsten Keller, nur drei Vorbesitzer eines der ältesten Weingüter und - fast schon selbstverständlich - einer der besten Rotweine der Côte d'Or! Die Geschichte dieses Weinguts geht zurück in das Jahr 1125, dem Jahr der Gründung als Frauenkloster und Ableger von Notre Dame de Tart in der Nähe von Dijon. 1141 bereits übernahm das Kloster den angrenzenden Weinberg, der hier produzierte Wein trug den Namen "La Forge". Dieser Name findet sich auf den Flaschen des 2005 eingeführten Zweitweins von Clos de Tart. Im späten Mittelalter erfolgte die Einfriedung des Besitzes mit einer Steinmauer - wie der Namensteil "Clos" anzeigt. Diese Mauer besteht, teilweise renoviert und leicht erweitert, bis heute. Nach der französischen Revolution wurde das bereits verlassene Gut mit 6,17 ha Rebfläche an den vermögenden Weinhändler Nicolas-Joseph Marey verkauft. Im 19. Jahrhundert wurde der Clos de Tart auf der gleichen Qualitätsstufe mit dem Clos de la Roche gesehen, beide Spitzenlagen des Ortes Morey-St. Denis. Clos de Tart blieb im Besitz der Familie Marey bis 1919, als die wirtschaftlichen Verhältnisse einen Verkauf erzwangen. Die neuen Käufer hielten den Besitz allerdings lediglich bis 1932. 1939 wurde die Lage als Grand Cru klassifiziert.

Am 25. Oktober 1932 erwarb Joanny Mommessin, ebenfalls ein Weinhändler, Clos de Tart ohne Mitbieter und damit unter Vermeidung einer Auktion für 400.000 Francs. Das Gut war heruntergekommen, Teile der Weinstöcke mußten kurzfristig neu gepflanzt werden. Von Beginn an wurden Kloster, Weingut und Weinberge mit großen Investitionen renoviert und ausgebaut. Seit 1932 leiteten nur vier Verwalter im Auftrag der Familie Mommessin das Weingut, seit 1996 bereits Sylvain Pitiot. In den 1990er Jahren trennte die Familie Weingut und Weinhandel, der an das Haus Boisset veräußert wurde. Der Verkauf des Weins von Clos de Tart wurde bis 2007 über Boisset abgewickelt. Nach dem Auslaufen dieses Vertrages musste in Etikettierungs- und Verpackungskapazitäten investiert und der Vertrieb völlig neu aufgesetzt werden. Das Weingut ging dann über in den Besitz der Familien der drei Kinder von Joanny Mommessin und wurde 2017 in einer spektakulären Transaktion für angeblich über 200 Mio. € an Francois Pinault (Artémis, u.a. Château Latour) veräußert.

Blick über den Clos de Tart auf Morey-St.-Denis.

Der Weinberg verläuft entlang der Kreisstrasse D122 mitten im Ortszentrum und ist ca. 300 m lang. Von der Strasse an steigt er 300 m weit den Hügel hinauf und bildet damit fast genau ein Quadrat. Ab der 300 m Höhenlinie schliesst sich die Lage "La Rue de Vergy", ein village-Wein mit Ambitionen zum Aufstieg zum Premier an. Direkt nördlich angrenzend verläuft der ebenfalls berühmte Grand Cru "Clos de Lambrays". Auf der Südseite befindet sich der noch renommiertere Grand Cru "Bonnes Mares", der aber nur noch ein kurzes Stück innerhalb der Ortschaft Morey-St. Denis liegt. Der überwiegende Teil dieses legendären Weinbergs liegt inder Gemiende Chambolle-Musigny.

Der Boden des 7,51 ha großen Areals ist durchaus unterschiedlich beschaffen, größtenteils befindet sich kalkreiches Sediment unter der Deckschicht aus Lehm. Der Boden ist dem des Romanée-Conti nicht unähnlich. Der karge Boden zwingt die Wurzeln weit in die Tiefe des felsigen Geländes, der Ertrag liegt typischerweise bei etwa 25-30 hl/ha, also bei knapp 20.000 Flaschen in ertragreichen Jahren. Um den Bodengegebenheiten am besten gerecht zu werden, wird der gesamte Weinberg in acht Parzellen eingeteilt, die separat vinifiziert werden. Eine weitere Besonderheit ist die in dieser Region untypische Ausrichtung der Rebzeilen von Nord nach Süd, also horizontal zum Hang. Dies wirkt der ständigen Bodenerosion entgegen, ist aber in der Bearbeitung aufwändig und erfordert höhenverstellbare Spezialmaschinen. Jede zweite Rebzeile ist zudem mit Gras bewachsen. Die Umorientierung der Rebzeilen hilft aber auch der Exposition der Sonne, da die Hänge der Côte d'Or nach Osten geneigt sind.


Das Weingut ist direkt in dem ehemaligen Kloster untergebracht.

Durch die unmittelbare Nachbarschaft von Weingut und Weinberg benötigt man lediglich 20 Minuten, um die Ernte in die Kelterhalle zu transportieren. Gelesen wird hier relativ spät, was immer auch ein Risiko in Bezug auf das Wetter ist. Nach der nach Parzellen getrennten Prämazeration und Fermentation in Edelstahltanks wird der Wein unter der Kelterhalle in Pièce-Fässer abgefüllt und eingelagert. Hier läuft auch die malolaktische Gärung ab. Nur ein einziges Mal, für die Mischung der Weine zur endgültigen Cuvée wird der Wein nach oben gepumpt. Die Bewertung der Weine erfolgt fassweise, wobei es vorkommen kann, dass ganze Parzellen komplett zum Zweitwein abklassifiziert werden. In den Spitzenjahren 2009 und 2010 wurde kein "La Forge de Tart" produziert, zu gut war das Traubenmaterial. Die Fassreife dauert in der Regel 18-20 Monate. Seit man sich von Boisset getrennt hat, obliegt die gesamte Kette von der Abfüllung bis zur Verpackung der Weine in den Händen der Domaine. Den Clos de Tart gibt es bis zur Doppelmagnum, im Burgund Jeroboam genannt.

Die Regie im Keller und im Weinberg hat Jean-Louis Charbonnier, der 2001 zu Clos de Tart kam. Unter der Führung des Verwalters und Régisseur Sylvain Pitiot wurde das gesamte Weingut auf einen Top-Standard gebracht, was im Burgund noch nicht überall anzutreffen ist. Man arbeitet zwar nach neuesten biologischen Gesichtspunkten, verzichtet aber auf eine Klassifizierung. Da der gesamte Besitz in einem einzigen Weinberg liegt, wäre das finanzielle Risiko bei einem Ausfall zu hoch. Eine Schwächephase in vergangenen Jahrzehnten hat man weit hinter sich gelassen, auch die Konkurrenz redet in höchsten Tönen von Sylvian Pitiot und seinem Team. Auch die Kritiker sind sich einig, dass die Weine von Clos de Tart noch nie so gut waren wie heute und zur absoluten Burgunder-Elite zählen.


Unter dem Fasskeller liegt das Flaschenlager mit den eingelagerten Jahrgängen.

Das internationale Interesse an den Weinen von Clos de Tart ist enorm, die Menge abzüglich der Rückhaltemenge von ca. 2.000 Flaschen jährlich nicht winzig, aber doch sehr überschaubar. Für den deutschen Markt hält man noch gerade 1 % in der Allokation frei, während die USA und Großbritannien je 20% bekommen. Selbst bei 20% bekommen so die USA z.B. nur rund 500 6er Kisten. Immer wichtiger wird der Markt in ganz Asien. Da man in den Überseemärkten nicht gewohnt ist, den Wein lange im Keller reifen zu lassen (oft haben die Konsumenten hierfür auch gar keinen Platz) sind bereits nach wenigen Jahren etwa 80% des Jahrgangs ausgetrunken. Ein Clos de Tart zeigt seine wahre Größe jedoch erst nach 10-20 Jahren perfekter Lagerung. Die Rückhaltemenge ist daher zumeist für die Spitzengastronomie reserviert, die den enormen Kapitalbedarf zur Einlagerung vieler Weine auch nicht mehr stemmen kann.

Ein Clos de Tart aus einem großen Jahrgang hinterläßt einen unvergeßlichen Eindruck. Der Wein bezaubert durch seinen herrlichen Duft nach reifen roten und schwarzen Früchten, in dieser Ausprägung ein Markenzeichen nur der allergrößten Burgunder. Kraft, Frucht und Konzentration vereint der Wein spielend mit seiner samtigen Textur, im Abgang bleibt der Wein förmlich stehen. Kein Wunder, dass die ganze Welt der Pinot Noir Liebhaber nach den Spitzenweinen aus diesen schier winzigen Grand Cru Parzellen Schlange steht und oftmals exorbitante Preise für die Weine zu bezahlen bereit ist.

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(02.12.2017)