Chianti Classico Casanuova Di Nittardi DOCG 2009

Pierre Alechinsky hat das Künstleretikett 2009 für die Fattoria Nittardi gemalt
(Pressemitteilung des Weingutes)

Er ist wohl der einzige Maler der auf Rechnung arbeitet. Buchstäblich: Für seine Bilder verwendet Pierre Alechinsky häufig benutztes Papier wie Rechnungen, Quittungen oder auch historische Landkarten. Meist arbeitet er mit Tusche und Acrylfarben. Spontan und leicht aufs Blatt gemalte Bilder, wie auch das Kopf‐Blatt auf dem Etikett des Chianti Classico Casanuova di Nittardi 2009. “Ein Weinreben‐Blatt, das sich über den gelungenen Tropfen Roten im Glas freut”, sagt Pierre Alechinsky.

Der Künstler wird 1927 als Sohn russisch‐jüdischer Eltern in Brüssel geboren, in jener Stadt deren Name zum Bestandteil einer der renommiertesten, einflussreichsten Künstlervereinigungen der Nachkriegszeit wird: CoBrA. Aus Kopenhagen, Brüssel, Amsterdam kamen 1948 die jungen Künstler, deren ungestümer Stil damals für beträchtlichen Wirbel sorgte.

“Irrsinn wird zur künstlerischen Würde erhoben”, “Wahnsinn hält sich für Kunst”, “Schmiererei, Gekritzel, Kleckerei” lauteten die Überschriften großer holländischer Zeitungen zur ersten Ausstellung der Gruppe im Stedelijk Museum in Amsterdam. 1949 war das. Genau das Jahr, in dem Pierre Alechinsky Mitglied von CoBrA wurde, mit 22 Jahren. Ein illustrer Kreis war das damals mit Namen wie Corneille, Karel Appel, Asger Jorn und Eugène Brands, Lucebert, Theo Wolvekamp und ‐ Pierre Alechinsky.

Eigentlich Linkshänder, wurde er “in der Schule zum Rechtshänder umerzogen. Nur für die damals als bedeutungslos geltende Tätigkeit des Zeichnens ließ man mich Linkshänder sein”, erzählt Alechinsky. Seitdem macht er große Kunst mit links. Schon in den fünfziger Jahren legte er die Leinwand beim Malen auf den Boden, nicht um die Farbe von oben draufzuschleudern ‐ wie etwa Jackson Pollock ‐ , sondern “weil so der Pinsel leichter läuft”. Expressionistische Deformationen, spontane Ornamente, surrealistische Traumgebilde verbinden sich so zu gewebeartigen Bildern, die bisweilen an Picasso erinnern. Oder auch an Matisse, mit dem Pierre Alechinsky, wie er in einem Interview mit dem art‐Magazin erzählte, “das Bekenntnis zum Dekorativen” teilt. Beeindruckend zu sehen und umjubelt in der Pariser Kunsthalle Jeu de Paume vor gut 10 Jahren. Die erste Retrospektive von Alechinskys Gesamtwerk in einem französischen Museum mit rund 110 Grafiken und Gemälden. Auch in Öl, das dem CoBrA‐Künstler lange “klebrig wie Marmelade” erschien.

CoBrA ‐ nach nur drei Jahren löste sich die Künstlergruppe 1951 schon wieder auf. Aber sie “entfaltete eine tief greifende und nachhaltige Wirkung auf die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts “, so Sepp Hiekisch‐Picard“ als Scharnier in der europäischen Kunst zwischen einer durch Nationalsozialismus, Gesinnungsterror und dem Zweiten Weltkrieg abgetrennten und verschütteten Vorkriegsavantgarde und einer jungen, nach einer neuen zeitgenössischen künstlerischen Sprache suchenden Kunstgeneration.” Alechinsky, von 1983 bis 1987 Professor an der Ecole Nationale Supérieure in Paris und seit 1994 Ehrendoktor der Universität Brüssel, lebt seit 1963 in Bougival bei Paris. Dort arbeitet der wohl letzte noch lebende Künstler der CoBrA‐Gruppe in seinem Atelier. Denn: “Ich habe mein letztes Wort noch nicht gemalt.”

Vielleicht entsteht sein nächstes Bild ja auf einer noch offenen Rechnung