Grand Vin de Léoville du Marquis de Las Cases 1990

Léoville Las Cases ist eines der drei Léoville Güter (neben Barton und Poyferré), die alle drei als 2ème Cru klassifiziert sind. Allerdings ragt Las Cases bei der Qualität gegenüber den anderen beiden Châteaus heute heraus. Die Aufteilung des einstmals im Besitz des Alexandre de Gascq, Seigneur de Léoville, befindlichen Gutes geht in das 18. Jahrhundert zurück. Léoville Las Cases befindet sich heute im Besitz der Familie Delon und wurde geprägt von dem erst vor wenigen Jahren verstorbenen Michel Delon. Heute führt sein Sohn Jean-Hubert Delon das Gut mit der gleichen Hingabe und dem gleichen Hang zur Perfektion wie sein Vater. Kurioserweise teilen sich Las Cases und Poyferré in der Ortschaft Saint Julien auf beiden Seiten der Dorfstraße den Gutsbesitz. Als Folge dessen liegen beide Châteaus über Kreuz verteilt ebenfalls auf beiden Straßenseiten. Nur gut, dass diese kleine Straße wenig befahren ist.

Léoville Las Cases verfügt im Norden von Saint-Julien in direkter Nachbarschaft von Latour und den beiden Pichon-Longueville-Gütern über 40 ha der allerbesten Lagen zwischen der berühmten D2 und der Gironde, die dem Grand Vin vorbehalten sind (Clos Léoville Las Cases). Für die perfekte Entwässerung der Kiesböden sorgt ein kleiner Bach, der die Appellationsgrenze zu Pauillac markiert. Die Sorgfalt, mit der man in diesem Hause auf Spitzenqualität achtet ist ohne Beispiel - und das schon seit sehr vielen Jahren. Im Zusammenspiel mit einem der besten und wertvollsten Terroirs entstehen so regelmäßig Bordeaux-Weine auf höchstem Niveau, die man als Quintessenz eines Bordeaux bezeichnen kann. Sehr oft fragen sich die Fachleute, wie in einem neuen Jahrgang wohl der Las Cases gelungen sei. Dann kennt man ziemlich genau das maximale Potenzial dieses Jahrgangs.



Über die Qualität des Jahrgangs 1990 muss man jedoch nicht lange spekulieren, er gehört schlicht zu den besten Jahrgängen des vergangenen Jahrhunderts. Berühmt ist er auch als Zwillingsjahrgang von 1989, der auf ähnlichem Niveau lag. 2009/2010 wurden immer wieder mit diesem Zwillingspaar verglichen. Der moderate Wetterverlauf mit sehr früher Blüte lieferte eine extrem ertragreiche Ernte mit bis zu 60 hl/ha und zwang die Produzenten zur einer intensiven grünen Lese. Die verbliebenen Trauben konnten aber perfekt ausreifen, bei sehr hohen Zuckergehalten. Da das Wetter bis zum 20. Oktober stabil und trocken blieb, war eine punktgenaue Lese ohne Zeitdruck möglich. Mit höheren Säurewerten im Vergleich zu 1989 waren die Cabernets des Médoc 1990 eher im Vorteil. Sie lieferten große Weine mit viel Frucht und sehr schöner Säurestruktur, was ihnen auch eine lange Lagerfähigkeit bescherte. Es gibt Kommentatoren, die 1990 als den größten Jahrgang seit 1961 bewerten.

An der Grenze zwischen Pauillac und St. Julien entstanden 1990 legendäre Weine, z.B. Latour, Pichon Baron und eben Las Cases. Clive Coates zählt den Wein unter die nur vier Weine des Médoc in der Kategorie "very fine" mit 18.5 Punkten. Auch andere Kritiker punkten hoch und liegen über 95 Punkten. Der Wein ist Las Cases typisch tief gefärbt und verströmt ein intensives Bukett. Das enorme Tanningerüst bindet die Fruchtkonzentration ideal ein. Ein ganz großer Bordeaux, charakterisiert durch Kraft und Konzentration. Das Trinkfenster beginnt sich jetzt, über 20 Jahre nach der Abfüllung, zu öffnen und wird bei Parker mit bis zu 2035! angegeben. So lange sollte man mit dem Trinken aber nicht unbedingt warten.