Grand Cru Le Musigny in Chambolle-Musigny, Burgund


Die Grand Cru Lage "Le Musigny" gehört zu den mythischen Weinbergen auf diesem Planeten. Trotz vieler wissenschaftlicher Erklärungsversuche erschließt sich dieser unwiderstehlich feine und komplexe Geschmack eines Musigny nur beim Verkosten. Ohne jeden Zweifel stellen die Weine aus diesem Weinberg die Spitze dessen dar, was man von einem großartigen Pinot Noir erwarten kann. Anders im Charakter, aber in der Qualität vergleichbar sind nur noch der Chambertin, Clos-de-Bèze, La Tâche und Romanée. Nach Jahrzehnten der Reife entfalten diese Weine bei guten Jahrgängen eine Geschmacksvielfalt, Kraft und Tiefe, die selbst Weinkritiker verstummen lässt. Hier zählen weder Worte noch Punkte, ein solcher Wein ist ein schier unvergessliches Erlebnis, eines dem die echten Burgunder-Fans immer wieder nachjagen. Denn diese Flaschen sind ebenso teuer wie nicht zu bekommen, muss sich die Welt doch nur wenige Tausend Flaschen teilen. Zugeteilt werden diese Elexiere in kleinsten Mengen an Kunden, die oft über Jahrzehnte zum belieferten Kundenstamm gehören. Selbst auf Auktionen finden man nur selten einmal eine Flasche, Holzkisten enthalten maximal drei Flaschen! Sollte eine sachgerecht gelagerte Flasche auftauchen, müsste man sich auf ca. 1.000.- € einstellen.


Die Parzelle "Les Petits Musigny" schlängelt sich oberhalb der Einfriedung des Clos de Vougeot

Ganze 10,86 ha misst die Größe der Lage, verteilt auf die Sektionen "Les Petits Musigny" (4,19 ha) und "Grand Musigny" (5,90 ha), getrennt durch einen kleinen Feldweg den Hang hinauf zum Waldrand. Die Sektion "Les Petits Musigny" befindet sich im Alleinbesitz der Domaine Comte de Vogüé. Südlich von "Les Petits Musigny" befindet sich noch die Parzelle "Le Combe d`Orveaux (0,61 ha), die 1929 Grand Cru Status erhielt und dem Musigny zugeschlagen wurde. 1989 erfolgte nochmals eine kleine Korrektur, als 0,16 ha aus dem Besitz der Domaine Jacques Prieur hinzu kamen. Die Besitzer am Musigny sind Comte de Vogüé (7,11 ha), Jaques Frédéric Mugnier (1,14 ha), Prieur (0,76 ha), Joseph Drouhin (0,68 ha), Leroy (0,27 ha), Domaine de la Vougeraie (0,21 ha), Louis Jadot (0,17 ha), Drouhin-Laroze (0,12 ha), Domaine Roumier (0,10 ha !) und Joseph Flaiveley (0,03 ha).

Die Bezeichnung Musigny geht vermutlich auf den gallo-römischen Namen Musinus zurück, gesichert ist dies aber nicht. Dennoch findet sich die erste Erwähnung aus dem Jahr 1110, als Pierre Gros sein "Champ de Musigné" den Mönchen von Citeaux vermachte. Die erste urkundliche Erwähnung dieses Namens stammt aus dem 14. Jahrhundert. Im Mittelalter wechselten die Besitzer öfter, 1575 kamen Teile durch Heirat in den Besitz der Familie Bouhier. Catherine Bouhier schließlich heiratete 1766 den Marquis Cerice François Melchior de Vogüé, dessen Familie heute noch in der 19. Generation! den größten Anteil am Musigny hält. Kein anderer Weinberg im Burgund hat eine so lange durchgehende Tradition.


Im Profil sieht man, wie steil der Musigny ist. Nach starkem Regen muss immer wieder Erde nach oben gebracht werden.

Wie so oft im Burgund ändern sich auf wenigen Metern innerhalb der Lage die Bodenverhältnisse. Grundsätzlich ist der Musigny sehr gut entwässert, die Erde bedeckt eine sehr kalkreiche Bodenschicht. Die Höhenlage bewegt sich zwischen 262 und 305 Metern, die Hangneigung beträgt durchschnittlich 12%, teilweise bis zu 15%. Das ist steil genug, sodass nach starkem Regen die Erde nach unten gespült und anschließend mit viel Aufwand wieder nach oben gebracht werden muss. Die Erde ist mit einem hohen Anteil an Steinen durchsetzt und enthält rote Lehmanteile, was diesen Weinberg unterscheidet. Die am oberen Waldrand befindlichen Bereiche werden als qualitativ besser angesehen. Grundsätzlich aber führt der geringe Erdauftrag zu einem mageren Boden, was sich in unterdurchschnittlichen Weinerträgen ausdrückt.

Eine der ganz großen Besonderheiten ist eine Parzelle von 0,65 ha im Besitz von Comte de Vogüé, die mit Chardonnay bestockt ist. Damit gehört der Musigny zu den beiden einzigen Grand Cru Lagen, in denen Rot- und Weißweine angebaut werden (neben dem Corton). Die Chardonnay-Reben wurden allerdings Mitte der 1990er Jahre komplett neu angepflanzt und sind nach Ansicht der Domaine immer noch zu jung, um mit dem Grand Cru Status versehen zu werden. Ist der Musigny schon rar, so sind es diese Weißwein-Flaschen erst recht, nur 6 Fässer ergibt eine Ernte.

Der Musigny, so sind sich praktisch alle Weinkritiker von Rang einig, ist in guten Jahren das Beste, was man aus Pinot Noir Reben keltern kann, die Spitze Burgunds und der Welt.