Bordeaux Jahrgang 2007




Witterung und Vegetationsverlauf 2007


2007 war wohl in der laufenden Dekade der bislang schwierigste Jahrgang. Ein ungünstiger Witterungsverlauf war weder durch intensive Weinbergs- noch durch Kellerarbeit wirklich zu kompensieren. Zudem geriet die Preisstellung im Bordelais völlig aus den Fugen, Preise und Qualitäten hatten nichts mehr miteinander zu tun. Die verflixte "7" im Jahrgang hat ihrem Ruf wieder alle Ehre gemacht.

Wenn es stimmt, dass der August den Wein macht, dann ist 2007 im Bordelais ein schlechtes Jahr gewesen. War der Juli schon zu kühl und zu feucht, so setzte sich dies verstärkt im August - trotz einiger schöner Sonnentage - fort. Dort wo die Böden mit dem Wasser nicht fertig wurden, ergab dies Weine ohne Konzentration. Nur intensivste Weinbergsarbeit konnte der Fäulnisbildung entgegenwirken. Im Herbst rettete dann ein "indian summer" wie er im Buche steht, was noch zu retten war. Wer lange genug wartete, konnte - Dank der frühen Blüte in 2007 - noch eine vernünftige Traubenreife erzielen. Insgesamt war es in der Wachstumsperiode deutlich zu kühl, so kühl wie seit 1994 nicht mehr. Auch die Anzahl der Sonnentage war gering, der Regen lag dank des trockenen Herbstes eher im langjährigen Durchschnitt.

Was für die Cabernets und Merlots so schlecht war begünstigte jedoch die Weiß- und Süßweine, die in 2007 mehr als gute Bedingungen hatten. Durch den langen trockenen und warmen Herbst bildeten diese Weine eine große Fruchtigkeit und Frische aus. Bei den Süßweinen aus Barsac und Sauternes war 2007 ein ganz großes Jahr, vielleicht noch besser als 2001. Auf jeden Fall sind vereinzelt die 100 Punkte-Marken in Sichtweite.

Die Primeurkampagne 2007


Als noch größeres Desaster im Vergleich zur Weinqualität erwies sich die Primeurkampagne. Vor dem Hintergrund einer boomenden Wirtschaft mit historischen Steigerungen bei den Auktionspreisen und historisch hohen Primeurpreisen für die Jahrgänge 2005 und 2006 langten die Châteaus wieder ordentlich zu. Die Primeurpreise wurden nur leicht reduziert, was der Weinqualität in keinster Weise entsprach. Die Verbraucherpreise der Premiers (Médoc) lagen bei ca. 320.- bis 340.- € pro Flasche und damit nur rund 100 € unter der 2006er Kampagne. 2004, dieser Jahrgang wird qualitativ über 2007 eingeschätzt, lagen die Premierpreise noch bei ca. 140.- €! Auch die anderen Châteaus lagen mit ihren Preisen weit über einem angemessenen Niveau, was insgesamt dazu führte, dass die Konsumenten kein Interesse am 2007er Jahrgang zeigten. Die Primeurkampagne kann als vollständig mißlungen bezeichnet werden (ähnlich der in 1997), Händler konnten die Abnahmequoten nicht abverkaufen und schieben noch lange erhebliche Lagerbestände vor sich her.

In der Fachpresse wurden bereits Stimmen laut, die eine Einstellung des en Primeurhandels verlangten. Als Reaktion auf diese unverständliche Preispolitik mußten in der 2008er Kampagne die Preise drastisch gesenkt werden, zu einem Zeitpunkt, als die Qualität bereits wieder höhere Preise gerechtfertigt hätte.

Die Weine des Jahres 2007


Mit dem Erscheinen des Jahrgangs war die Krise nicht vorüber und die sagenhafte Qualität des 2009er schon bekannt. Die Händler konnten die Mengen nicht abverkaufen und erste große Importeure gaben den Bordeaux-Handel auf. In der Nachbewertung durch den Wine Spectator zeigte sich die Mittelmäßigkeit des Jahrgangs, aber richtig schlecht ist er nicht (Jahrgang 85 WS). Die besten Weine sind Las Cases, Lafleur, Léoville Barton, Mouton-Rothschild und Petrus. Es folgen Ausone, Cheval-Blanc, L'Evangile, Haut-Bailly, Haut-Brion, Lafite Rothschild, La Mission Haut Brion und Vieux-Château-Certan. Bei den Weißweinen liegen Haut-Brion Blanc und Pape Clément vorne. Der Wine Spectator empfiehlt, mit Käufen zu warten, da die Preise um bis zu 50% fallen dürften.