Sauternes


Innerhalb der über 50 Appellationen des Bordelais nimmt Sauternes (gemeinsam mit der Gemeinde Barsac) eine Sonderstellung ein: hier wird weder Weiß- noch Rotwein, sondern allerfeinster Süßwein erzeugt. Der Aufwand, der für diesen "Nektar der Götter" getrieben werden muss ist unglaublich groß und führt nur zu kleinsten Mengen eines höchst konzentrierten Weines.

Grundlage bildet der Schimmel Botrytis cinerea, eine Art Edelfäule, die unter den besonderen klimatischen Bedingungen der Region die Sémillon-, Sauvignon-blanc- und Muscadelle-Trauben befällt und die Haut der Trauben durchlöchert. In der Folge verlieren die Trauben langsam Wasser, was dazu führt, dass Zucker, Säuren und Geschmacksstoffe zurückbleiben. Die Traubenlese erfolgt mit strengster Selektion dann, wenn die Trauben bereits schrumpfen in teilweise vielfachen Durchläufen Beere für Beere. Allerdings können sich diesen Aufwand nur die finanzstarken Châteaus leisten. Der hochkonzentrierte Most wird sorgfältig vergoren und in Barriques ausgebaut. So entsteht die einmalige Geschmacksintensität eines extrem lang haltbaren Weines mit öliger Konsistenz.

Star der Appellation und eine Klasse für sich ist Château d'Yquem, das heute dem LVMH-Konzern gehört (wie u.a. Cheval Blanc und zahlreiche andere Güter). Bei der Klassifikation des Médoc 1855 war Sauternes die einzige Region, die ebenfalls klassifiziert wurde. Château d'Yquem wurde damals schon der Rang eines Premier Crus Supérieur Classé zugemessen, was seine außerordentliche Stellung schon vor über 150 Jahren belegt und es mit dem Premiers des Médoc vergleichbar macht.

In den letzten Jahren sind Süßweine etwas aus der Mode gekommen, die Preise selbst für die berühmten Châteaus gehen zurück. Wegen des großen Aufwands findet hier eine Umorientierung hin zu trocken ausgebauten Weißweinen statt. Zudem werden auch komplette Betriebe übernommen.