Château Angélus

Direkt unterhalb der Côtes und noch in "Hörweite" der Glocken der Kirchen von Saint-Émilion liegt dieses berühmte Weingut. Dank der langen und intensiven Lobbyarbeit von Hubert de Boüard gelang im Jahr 2012 der Aufstieg zum Premier Grand Cru Classé A.

F-33330 Saint-Émilion | Frankreich |

Über Château Angélus


Der berühmte Name wurde diesem Gut erst nach dem 2. Weltkrieg verliehen, liegt es doch von den drei Kirchen der Stadt gleich weit entfernt, sodaß man hier das sog. Angelus-Läuten morgens, mittags und abends gleich dreimal hören kann. Die moderne Geschichte beginnt jedoch bereits 1909 mit dem Erwerb der Domaine de Mazerat durch die Familie Bouard de Laforest aus dem Nachlass einer Tante. 1924 erfolgte die Erweiterung der Rebfläche durch den Erwerb des 3 ha großen Clos de L`Angelus, der dem Château den Namen gab. 1959 wurde das Gut von Maurice de Bouard de Laforest auf seine beiden Söhne Jacques und Christian vererbt, die beschlossen, die Rebflächen zu einem Château zusammenzufügen. 1969 wurde diese Fläche abermals durch den Kauf von 3 ha Rebland nahe dem Gut Beauséjour-Bécot erweitert. Unter Hubert de Boüard de Laforest wurden 1976 alle Flächen vollständig zu einer Gesamtgröße von 23 ha arrondiert. Auffällig ist der hohe Cabernet Franc Anteil von 47 %, der Merlot liegt mit 51 % nur knapp darüber.

Hubert de Boüard wurde 1956 nur unweit des Gut geboren und verkörpert die Appellation Saint-Émilion wie kaum ein anderer (er ist u.a. Präsident der Regionalverwaltung der INAO -Institut National des Appellations Controllée und Vize-Präsident der St Emilion Jurade). Schon als Kind half er auf dem Weingut aus und studierte später bei Emile Peynaud und Pascal Ribereau-Guyon in Bordeaux Oenologie. 1980 trat er in das Familiengut unter der Leitung seines Onkels ein und wurde 1985 alleiniger Geschäftsführer. Sehr früh unternahm er gemeinsam mit Michel Bettane ausgedehnte Reisen ins Burgund und lernte rasch, mit welchen Techniken sich die Qualität der Weine deutlich verbessern ließe, da Saint-Émilion in vielerlei Hinsicht dem Burgund eher ähnlich ist als dem Médoc. Dies gilt insbesondere für den Terroir-Gedanken.


Das neue Wirtschaftsgebäude von Château Angélus. Vielleicht sind es etwas viele Glocken geworden...

Sofort machte er sich zuhause an die Umsetzung zahlreicher Veränderungen wie die Einführung von Edelstahltanks mit Temperaturkontrolle, neuen Barrique-Fässern, der malolaktischen Gärung in den Holzfässern und der Reifung auf der Hefe. Auch die Weinbergsarbeit wurde intensiviert und die Selektion der Trauben drastisch verschärft. Schon 1987 führte er einen Zweitwein, den Carillon d`Angelus, ein (Grand Vin heute rund 10.000 Kisten, Carillon 1.000 Kisten). Dabei erging es ihm wie anderen "Revolutionären" auch, er wurde heftig kritisiert. Sein Weg wurde allerdings erleichtert, als er in den frühen 1990er Jahren Präsident der Association des Grands Crus Classés de Saint-Émilion wurde. Bei der Revision des Klassements 1996 trat er von diesem Posten zurück, um die Hochstufung zum Premier Grand Cru Classé B zu ermöglichen. Wie z.B. Château Figeac strebt Angelus eine abermalige Hochstufung zum Classé A an. Für dieses Ziel wird weiterhin ein enormer Aufwand getrieben, den Hubert de Boüard gerne bereit ist, Weintouristen bei einem Besuch - auch zur Lese - zu zeigen. Neueste Errungenschaften sind eine Entrappmaschine, die die Stiele schonend von den Berren abtrennt sowie die bereits in mehreren Châteaus eingeführten optischen Sortiermaschinen, die nicht perfekte Trauben über Druckluft aussortieren. Damit soll das Profil der Angelus-Weine mit ihrer verführerischen Süße weiter geschärft werden.

Eine 1982er Angelus hier im Dienste Ihrer Majestät (Casino Royale, 2006)

Den jüngsten Erfolg hat auch das geschickte Product Placement in dem Bond-Film Casino Royale (2006) mit unterstützt. Selten ist ein Wein so prominent in einem Film vermarket worden. In der Szene in dem Zug nach Montenegro ist die Flasche des 1982 Angelus für wenige, aber markante Sekunden gut zu sehen und auch zu erkennen. James Bond, der sonst immer nur Dom Pérignon und später nur noch Bollinger trinkt, schenkt hier seiner Filmpartnerin den feinen Rotwein ein. Allerdings konnte sich Hubert de Boüard gegenüber der Produktionsleitung nicht durchsetzen, empfahl er doch den wesentlich besseren 1990er, wie er in einem Bericht für das Decanter-Magazin verriet. Geholfen hat es trotzdem sicherlich. Vielleicht entscheidet man sich in einigen Jahren ja für den 2009er Jahrgang, der den 1982er an Prestige vermutlich überholen wird. Und für den Angelus reicht in 2009 die Punkteskala von Parker erstmals bis an die magischen 100.