Château Pétrus

Das wohl berühmteste Gut der Welt, hier ist jede Flasche eine Legende und Traum jedes Weinliebhabers. Für große Jahrgänge werden Phantasiepreise bezahlt, weswegen vermutlich mehr gefälschte Flaschen existieren als echte.

Château Pétrus | F-33500 Pomerol | Frankreich |

Über Château Pétrus


Château Pétrus ist sicherlich in jeder Hinsicht ein Phänomen: es ist das bekannteste Weingut der Welt, dabei aber nur 11,5 ha groß. Noch vor 1945 war es nach Vieux Certan und Trotanoy höchstens an dritter Rangstelle, heute sind seine Weine die teuersten Bordeaux-Weine überhaupt (einziger Rivale: Nachbar Le Pin). Zugleich ist Pétrus der Benchmark für Merlot-Weine in aller Welt. Die Geschichte des Gutes ist schnell erzählt: zwischen 1925 und 1945 kaufte Madame Edmont Loubat die Rebflächen Stück für Stück zu. Der Négociant Jean-Pierre Moueix, selbst Besitzer einiger Parzellen in Pomerol, erwies sich als optimaler Vertriebspartner. Ihm gelang es, den Wein erfolgreich zu vermarkten und begründete damit seinen sagenhaften Ruhm. 1961 starb Madame Loubat und Moueix wurde Miteigentümer von Pétrus. Heute besitzt die Familie Moueix neben einigen anderen Spitzengütern in Pomerol die Mehrheit an Pétrus. Sie war es auch, die 4,5 ha der besten Flächen des Nachbarn Château Gazin dem Château Pétrus zuschlug.

Für den Mythos von Pétrus gibt es zahlreiche Erklärungsversuche, wirklich schlüssig ist keine. Fakt ist, dass das Terroir hier eine Besonderheit aufweist, die als das "Knopfloch von Pétrus" bezeichnet wird. Die dicke Kiesschicht der einst höchsten Erhebung wurde hier bis auf einen Meter abgetragen. Der direkt darunter liegende eisenhaltige Ton verleiht dem Wein seine berühmte runde, elegante Fruchtigkeit sowie die legendäre Langlebigkeit. Ein Pétrus sollte vor dem Genuß mindestens 20 Jahre reifen. Bereits 1945 gelang auf Pétrus ein erster Jahrhundertwein, gefolgt von dem ebenfalls spektakulären 1947er und dem 1961er. 1982er und 1989er Pétrus sind ebenfalls kaum zu bezahlen. Alle diese Weine gehören mit Abstand zu den meist gefälschten Flaschen der Welt. Der Aufwand, den Moueix zur Sicherung der Echtheit treibt kennt kaum Grenzen, erweisen sich die Fälschungen doch als ernstes Problem. Seit einigen Jahren sind die Etiketten an mehreren wechselnden Stellen mit Hologrammen gekennzeichnet und das Glas markiert (was naürlich nur wenige Weintrinker wissen).

Die neue Fermentationshalle von Château Pétrus - fertiggestellt in 2013.

Trotz des großen Ruhms findet man auf Pétrus weder ein Schloss noch ein markantes Herrenhaus. Allerdings wurde das Gut in den vergangenen Jahren renoviert und die markante Steinfigur das Apostels Petrus befindet sich unübersehbar am Straßenrand. Auf der gegenüber liegenden Strassenseite wurde in einen großen, verglasten Verkostungsraum mit modernem Standard investiert. Dieser wirkt allerdings etwas zu futuristisch und verloren. Wenig Spektakuläres läßt sich auch über die Vinifizierung berichten, das Geheimnis von Pétrus liegt eindeutig im Terroir begründet. Selbstverständlich ist eine strengste Selektion und mehrfache Lese nur reifer Trauben. Zum Abtrocknen der Trauben bei der Lese wird auch schon einmal ein Helikopter zur Hilfe genommen (1987, heute verboten!). Obwohl die Rebfläche neben Merlot auch mit 5 % Cabernet Franc bestockt ist, kommt der Cabernet Franc in manchen Jahren nicht in die Cuvée.

Den Mythos begründet auch die Tatsache, dass der Pétrus sehr rar ist. Aus den rund 11 ha Rebfläche entstehen ca. 60 Fässer Wein, die gefüllt zwischen 2.500 und 4.000 Kisten Wein ergeben. Ein Bezug von einer oder zwei Kisten setzt den Kauf einer erheblichen Menge anderen Weines voraus. Gesuchte Jahrgänge kosten regelmäßig deutlich über 4.000 Euro, kein Wunder, dass dieser Preis die Phantasie der Fälscher anregt.