Château Valandraud

Jean-Luc Thunevin ist nicht nur ein Multi-Unternehmer, sondern in Frankreich auch ein berühmter Weinproduzent und Oenologe. Mit seinem Château Valandraud hat er die Bewegung der Garagenwinzer maßgeblich bestimmt und neue Qualitätsmaßstäbe im Weinbau und der Vinifikation gesetzt und damit die etablierten Châteaus erfolgreich herausgefordert.

ETS THUNEVIN | BP 88 | 6 rue Guadet | 33330 Saint Emilion | Italien |

Über Château Valandraud


Die erste, nur 0,6 ha große Parzelle für Château Valandraud wurde im Jahr 1989 gekauft und liegt in der Nähe der Pavie-Güter. Ein kometenhafter Aufstieg gelang Jean-Luc Thunevin und seiner Frau Murielle Andraud durch ein kompromißloses Qualitätsstreben. Valandraud (Val = Val de Fongaban, Andraud = Nachname von Murielle) stieg so in kürzester Zeit in den Olymp der Weinwelt auf. Die fruchtbetonten, vollmundigen und doch eleganten Weine fanden schnell hohe Anerkennung durch Robert Parker und ernteten hohe Punktbewertungen. Die Weine sind das Ergebnis einer extrem aufwändigen und aufmerksamen Bearbeitung im Weinberg und im Keller, wie man das nur bei kleinsten Mengen leisten kann.

Das Attribut "Garagenwinzer" hat Jean-Luc Thunevin schon lange abgelegt.

Begonnen hat der eigene Weinanbau tatsächlich im Wohnhaus der Thunevins im Zentrum von St.-Émilion, in der Küche. Die Entrappung erfolgte per Hand, weil man keine Maschine hatte. Auch nach dem Umbau des Hauses kann man immer noch sehen, dass der Begriff "Garagenwein" durchaus zutreffend ist. Heute ist der Betrieb mit über 20 ha zu einer respektablen Größe herangewachsen, der "Vater" aller Garagenweine verdient diesen Status wohl nun nicht mehr. Dennoch ist Jean-Luc Thunevin immer noch extrem innovativ und experimentierfreudig. Aus der Sicht der Traditionalisten der etablierten Grand Cru Classé Châteaus hat er sich den Titel eines "Bad Boy" von St.-Émilion redlich verdient - und damit ist nicht die Qualität seiner Weine gemeint. So hat er im Jahr 2000 bei einem starken Regen die Rebzeilen mit Plastikplanen abgedeckt, um ein zu starkes Eindringen des Wassers zu verhindern. Ein "Kollege" hat das beobachtet und ihn angezeigt. Als Konsequenz mußte er den aus dieser Parzelle hergestellten Wein abklassifizieren und als Tafelwein verkaufen. Aber auch das hat ihm nichts gemacht: er hat den Wein umgetauft in L`Interdit ("Der Verbotene") und zum gleich hohen Preis wie seinen Valandraud verkauft.



Jean-Luc Thunevin spaltet in mancherlei Hinsicht die Weinwelt. Parker bewertet die Weine regelmäßig sehr hoch und feiert die Qualität der Produkte. Andere Weinkritiker sehen das ganz anders und bemängeln, dass Thunevin einen Weinstil macht, der nur darauf abzielt, hohe Parker-Noten zu bekommen. Zudem ist seine Rolle als Winzer und gleichzeitig Négociant umstritten. Am besten macht man sich ein Bild, wenn man Jean-Luc Thunevin persönlich trifft. Er zeigt sich als ein leidenschaftlicher und begeisterter Weinproduzent, der mit voller Konzentration jedes noch so kleine Detail bedenkt. Obwohl er alle modernen Kellertechniken beherrscht und weiß, wie ein kommerziell erfolgreicher Wein schmecken muß, legt er die Grundlage der Top-Qualität im Weinberg. Und hier zeigt er sich als Oenologe, der alle Register beherrscht und auch zieht. Seine Überlegenheit schöpft er jedoch aus einer ganz einfachen Einstellung: er hat die große Gabe, sich selbst ständig zu hinterfragen, nichts als Gegeben anzunehmen, auch wenn es schon immer so gemacht wurde. Seine Weinbergslagen in der Nähe von Saint-Etienne-de-Lisse betrachtet er auch als eine Art Versuchsanstalt der Natur, in der man immer etwas noch besser machen kann. Der Vorwurf mancher Kritiker, die Weine seien in der Garage "gemacht" erweist sich spätestens hier als falsch.

Dass auf Château Valandraud große Weine erzeugt werden belegt eindrucksvoll der Jahrgang 2009. Der junge Wein aus dem Fass begeistert sofort durch eine unglaubliche, tief violette Farbe und ein phantastisches Aroma, ein regelrechter Korb dunkler Früchte mit starker Plaumennote. Das massive Tanningerüst ist weich wie Seide und der große Wein zeigt einen minutenlangen Abgang, fast wie ein schwarzer Espresso. Ob die 95-98 Parker-Punkte hier wirklich ausreichen? Ein schwarzes Schaf ist dieser Wein mit Sicherheit nicht - leider aber, wie fast alle Valandrauds, kaum zu bekommen und wenn, dann wie immer zu extrem hohen Preisen.