Tenuta Guado Al Tasso

Guado Al Tasso ist das Familienweingut von Antinori in Bolgheri. In Bezug auf die Rebfläche ist es das größte Weingut in Bolgheri. Berühmt ist der einfache aber sehr gute Roséwein Scalabrone. Der Imageträger aber bleibt der Guado Al Tasso, ein klassischer Bordeaux-Blend, der mittlerweile zur Top-Liga in Bolgheri gehört.

Loc. Scalabrone Bolgheri | I-57022 Donoratico (LI) | Italien

Weine: Matarocchio, Guado al Tasso, Cont Ugo, Il Bruciato, Scalabrone, Vermentino

Über Tenuta Guado Al Tasso


Der moderne Weinbau in Bolgheri nahm seinen Ausgangspunkt durch die Heirat der beiden Töchter von Marcchese Guiseppe della Gherardesca mit zwei Grafen, die auf eine lange Tradition im Weinbau anknüpften. Contessa Clarice della Gherardesca heiratete 1930 Marchese Mario Incisa della Rocchetta und ihre Schwester, Contessa Carlotta, 1932 Marchese Niccolò Antinori. Beide Frauen brachten je einen Teil der umfangreichen Liegenschaft Capanne in ihre Ehen ein. Beide Besitzanteile erstrecken sich in Bolgheri in Landstreifen von den Hügeln bei Bolgheri bis hinunter zum Meer.

Der Teil von Carlotta umfasste neben einem breiten Streifen am Meer auch das landwirtschaftliche Anwesen Belvedere, mit seinen rund 1.000 ha Fläche der Nukleus der heutigen Tenuta Guado Al Tasso. Der Anteil von Clarice, den sie in die Ehe mit Mario Incisa einbrachte, lag näher an der Ortschaft Bolgheri und umfasste einen größeren Anteil an Höhenlagen. Dieser Anteil bildete die Grundlage für die heutige Tenuta San Guido mit dem Sassicaia. Zu erwähnen ist natürlich auch, dass zum Antinori-Anteil auch das Land in den Höhenlagen gehörte, auf dem in den 1980er Jahren durch Lodovico Antinori die Tenuta dell'Ornellaia entstand.

Tenuta Guado Al Tasso
Die Tenuta Guado Al Tasso ist mit 1000 ha ein riesiges, landwirtschaftlich genutztes Gelände. Die Rebfläche bedeckt dabei nur einen kleineren Teil.

Mario Incisa begann früh mit der Kultivierung von Weinreben in den Höhenlagen der Berge um Bolgheri. Dabei setzte er auf französische Rebsorten, denn Bordeaux-Weine waren immer die Weine, die er selbst am meisten mochte. 1968 endlich gab er dem Drängen seines Sohnes NiccolಠIncisa und dessen Cousin Piero Antinori nach und erlaubte die Vermarktung des Sassicaia. Während sich die Incisas um die Kultivierung des Sassicaia kümmerten übernahmen die Antinoris die Vermarktung dieses Weins über ihren starken, globalen Vertrieb. Einen eigenen Wein aus Bolgheri fasste man zunächst nicht ins Auge, da der Vertrieb des Sassicaia die Präsenz im Markt sicherte und mit dem Tignanello das Haus Antinori einen eigenen Bordeaux-Blend im Portfolio hatte, wenn auch aus dem Chianti.

Mit dem sensationellen Erfolg von Sassicaia und Ornellaia und der Trennung der Aktivitäten entschied man sich Ende der 1980er Jahre dann doch für einen eigenen Weg und bepflanzte erste Flächen im Belvedere-Besitz mit Weinreben. Dabei begann man in den am höchsten gelegenen Parzellen in der Nähe der Via Bolgherese, wo der Boden noch von Vulkangestein durchsetzt ist. Wie im Spitzenweinbau üblich wurde auf genetische Vielfalt und eine hohe Pflanzdichte Wert gelegt. Gleichzeitig suchte man nach Erweiterungsmöglichkeiten in höheren Lagen und wurde sowohl im Norden in der Nähe von Bibbona, direkt neben dem Bellaria Weinberg von Ornellaia, und im Süden hinter Donoratico fündig.

Tenuta Guado Al Tasso
Direktor Marco Ferrarese leitet das große Weingut Guado Al Tasso. Auf den Cabernet Franc Matarocchio ist er besonders stolz.

Alle Rebflächen liegen in der DOC Bolgheri. Die Rebfläche beträgt heute für die Tenuta Guado Al Tasso rund 300 ha, davon ca. 65 ha für den Guado Al Tasso. Diese 65 ha verteilen sich auf 28 ha auf Guado Al Tasso, 35 ha nördlich von Bolgheri und etwa 2 ha in Donoratico. Die übrigen Rebflächen laufen in die Ebene mit den typischen Sandböden und liefern die Trauben für den berühmten Rosé Scalabrone und einen Vermentino. Wichtig für das Mikroklima der Tenuta Guado Al Tasso ist auch der nahe Pinienwald. Von den ehemals 150 ha Wald sind heute aber nur noch rund 70 ha übrig. Die andere Fläche vernichtete ein verheerendes Feuer, das 1885 von der über den Marchese della Gherardesca verärgerten Bevölkerung gelegt wurde, nachdem er sich weigerte, den Wald zur Jagd für die Bevölkerung zu öffnen. Heute trägt der ursprüngliche Zweitwein von Guado Al Tasso zur Erinnerung den Namen Bruciato ("verbrannt").

Eines der Erfolgsgeheimnisse im Weinimperium Antinori mit über 20 Weingütern in der ganzen Welt ist es, den Weingütern eine erstaunliche Unabhängigkeit zu gewähren. Auf diese Weise ist es möglich, den Charakter des Terroirs optimal herauszuarbeiten. Die Verantwortung für Guado Al Tasso trägt der Önologe Marco Ferrarese, der seit 2005 auf Guado Al Tasso arbeitet und aus der Nähe von Grosseto stammt. Sein Ziel ist vor allem, die komplexen Bodenverhältnisse, die sich hier in wenigen Metern völlig ändern können (das conglomerato di Bolgheri) , perfekt zu verstehen und zu nutzen. Dazu ist die gesamte Rebfläche in zahlreiche Parzellen eingeteilt, die getrennt vinifiziert werden. So fielen ihm sehr schnell zwei herausragende Parzellen Cabernet Franc auf, auf die er Marchese Piero Antinori hinwies. Die Entscheidung, hieraus eine eigene Abfüllung mit 100% Cabernet Franc zu bilden, war schnell getroffen und der Matarocchio war mit dem ersten Jahrgang 2007 geboren.

Tenuta Guado Al Tasso
Der Matarocchio ist ein reinsortiger Cabernet Franc, der aus den besten Parzellen von Guado Al Tasso selektiert wird.

Das noch junge Weingut Guado Al Tasso entwickelt sich dynamisch weiter. Seit 2011 gibt es einen weiteren Wein mit dem Namen Cont' Ugo, ein 100% Merlot. Er schließt die Lücke zwischen dem Einstiegswein Bruciato und dem Guado Al Tasso. Im Jahr 2017 wurde ein neues, eigenes Weingut für den Scalabrone, Vermentino und den Bruciato mit riesigen Dimensionen gebaut. Noch in 2018 beginnt die Komplettrenovierung der Guado Al Tasso etwa 2km weiter östlich. Mit den herausragenden Jahrgängen 2013 und 2015 konnte Guado Al Tasso seine bislang besten Weine präsentieren. Die Lücke zu den anderen berühmten Weinen in Bolgheri ist sehr klein geworden.