Masseto

Der Masseto-Wein wurde von Ornellaia komplett getrennt und tritt seit 2017 als eigenes Weingut in Bolgheri auf. Für den reinsortigen Merlot aus der Höhenlage wird ein separates Gebäude und eine separate Zufahrt gebaut. Der derzeit teuerste Wein Italiens wird dabei konsequent als Luxusprodukt mit extrem eingeschränkter Verfügbarkeit positioniert.

Località  Ornellaia, 191 | Fraz. Bolgheri | 57022 Castagneto Carducci (LI) | Italien |

Weine: Masseto, Massetino

Über Masseto


Der Masseto ist als reinsortiger Merlot ein eigenständiger Wein von Ornellaia und wurde 1986 erstmals separat produziert. Seit dieser Zeit hat sich der Masseto in der Riege der italienischen Kultweine weit oben etabliert und ist mittlerweile der teuerste Wein Italiens. Der Hinweis, dass die 6,6 ha große Fläche unterhalb des Macchia-Waldes in direkter Nachbarschaft einer alten Ziegelei perfekt für eine Merlot-Pflanzung sei, kam von keinem Geringeren als André Tchelistcheff, dem "Vater" des Qualitätsweinbaus in Kalifornien und Berater von Ludovico Antinori. Er erkannte das herausragende Terroir sofort und er sollte Recht behalten: der Masseto aus dieser Lage zählt heute zu den größten Merlot-Weinen auf der Welt. André Tchelistcheff begleitete diesen großen Wein bis in die Mitte der 1990er Jahre und drückte ihm so seinen eigenen Stempel auf.

Der Neubau des Masseto-Weinguts, das mitten im Weinberg und weitgehend unter der Erde liegt.

Der Masseto wächst in optimaler Höhenlage von etwa 100 m Seehöhe und ca. 3 km vom Meer entfernt auf einer Hügelkuppe. Das Terroir lässt sich in drei Subzonen mit unterschiedlichen Böden einteilen: oben um die Kuppe herum auf bis zu 120 m Höhe der "Alto". Der Boden ist hier eher locker, lehmig, aber auch mit Sand und Steinen durchzogen. Etwas weiter unten dann der Gürtel des "Centrale" mit sehr dichtem, teilweise regelrecht hartem Lehmboden. Wenn dieser Lehmboden austrocknet, kann er hart werden wie Zement, daher der Name Masseto (ital. Fels, Estrich). Während die Weine aus dem Alto elegant und dicht sind, liefert der Centrale Weine von unglaublicher Wucht, Kraft und fester Tanninstruktur. Die Charakteristik des Centrale bleibt immer das dominierende Element des Masseto, die Seele des spektakulären Trinkerlebnisses.

Noch weiter unten, fast schon eine kleine Tallage, liegt der "Junior", der erst 10 Jahre später angelegt wurde. Die Reben finden hier sandige Böden mit Tonschichten, die Weine fallen deutlich leichter, dafür fülliger und duftiger aus. Mit dieser Charakteristik bilden die Trauben aus dem Junior eine sehr wichtige Ergänzung für den Masseto und puffern auch die dominanten Tannine aus dem Junior. Der Masseto ist ein durch dieses Terroir bestimmtes Unikat, der unabhängig vom Jahrgang zu allererst immer eine Masseto ist. Zu dem einmaligen Terroir gehört aber natürlich nicht nur der Boden, sondern auch die Höhenlage direkt am Meer. Die sanften Winde und nächtliche Kühle aus dem direkt daher aufragenden Wald sorgen für die Balance aus Frucht und Frische. Das Terroir ist in den meisten Sommern extrem trocken, die warmen Winde verstärken diese Trockenheit noch. Doch die mineralischen Lehmschichten sind wahre Wunder an Wasserspeichern für die Reben und zwingen das Wachstum in immer tiefere Schichten, um an die kühle Feuchtigkeit zu gelangen. Fäulnis kennt man in dieser Höhenlage praktisch nicht, was eine sehr schonende Bewirtschaftung möglich macht.

Blick über die drei Sublagen des Masseto: vorne "Alto", rechts Mitte "Centrale" und - ganz rechts unten - "Junior"

Die Trennung der Subzonen Alto, Centrale und Junior bei der Lese ist stets gesetzt. Wenn sich einzelne Parzellen inhomogen entwickeln, wird weiter aufgetrennt. Auch mehrere Lesedurchgänge sind keine Seltenheit. Die finale Cuvée der Parzellen wird 24 Monate in französischen Barriques ausgebaut. Als Berater für diesen kritischen Moment bedient man sich der Dienste von Michel Rolland. Was nicht für den Masseto verwendet wird ergänzt die Weine von Ornellaia. Der Anteil an neuen Fässern wurde über die Jahre ständig erhöht. Nach der Assemblage ruht der Wein noch 12 Monate auf der Flasche. Die bislang größte Erntemenge ergab 38.500 Flaschen Masseto, heute sind es eher 30.000 bis 32.000 Flaschen.

Die im Markt verfügbaren Mengen werden bewusst extrem knapp gehalten. Der Masseto ist nicht nur ein großartiger Wein, er ist auch ein Kult- und Sammlerobjekt mit hohem Investmentpotenzial geworden. Zudem geht man mit einem großen Mengenanteil den Vertriebsweg über den "Place Bordeaux", d.h. den Vertriebsweg der großen Bordeauxweine. Auf diese Weise kann man zwar die einzelnen Abnehmer nicht so genau kontrollieren, dafür aber die ganze globale Vermarktungspower des Bordelaiser Handels nutzen. In vielen Kriterien entspricht der Masseto dem Pétrus: ähnliche Menge, ähnliche Qualität, 100% Merlot und ein Kultwein, den man nicht eben mal bestellen kann. Kein Wunder, dass der Masseto im Markt oft als "Pétrus Italiens" bezeichnet wird.

Das alte Fass- und Flaschenlager des Masseto im Weingut Ornellaia wird aufgegeben, wenn das neue Gebäude fertiggestellt ist

Mit dem Jahr 2017 beginnt eine neue Zeitrechnung für den Masseto: er bekommt sein eigenständiges Weingut und wird von Ornellaia komplett abgetrennt. Bereits 2016 begannen die Bauarbeiten an der Stelle, an der die historische Ziegelei stand. Sogar eine neue, eigens zu schaffende Zufahrt ist geplant. Die Betriebsmannschaften werden getrennt und bei einem Besuch von Ornellaia wird man keinen Masseto mehr verkosten können und umgekehrt. Der Barriquekeller und das Flaschenlager ziehen um, sobald das neue Gebäude fertig ist. Alleine die Baugrube läßt die Dimensionen des neuen Weinguts erahnen. Dabei muss man aber beachten, dass in der Toskana Neubauten über der Erde kaum noch möglich sind, man muss also tief nach unten und in den Berg graben.

Der Masseto ist ohne Frage eine der größten Erfolgsgeschichten im italienischen Weinbau der letzten Jahre. Eng mit ihm verknüpft ist der sagenhafte Aufstieg der Appellation Bolgheri zum Star in Italien innerhalb von nur 30 Jahren quasi aus dem Nichts. Und das fast nur mit französischen Rebsorten, die hier an der Küste auf praktisch perfekte Bedingungen treffen. In den letzten 10 Jahren konnten zudem mindestens fünf Spitzenjahrgänge geerntet werden. Die Preisentwicklung war entsprechend steil - ausgehend aber von einem relativ niedrigen Niveau. Doch der Masseto holt mit großen Schritten auf. Solange die Qualität mit der konsequenten Markenpflege Schritt hält ist die Welt noch in Ordnung.