Petra

Obwohl Petra nicht mehr in Bolgheri, sondern etwa 30 km südwestlich liegt, fühlt man sich doch zu dieser Region zugehörig. Petra ist ein Weininvestment und fällt ganz sicher in die Kategorie "Design Weingut", der Schweizer Stararchitekt Mario Botta hat hier ein in jeder Hinsicht spektakuläres Gebäude gestaltet. Vielleicht war das für den Wein gar nicht so vorteilhaft, denn die gute Qualität des Weins geht in dem Rummel um die Architektur und Kunst im Gebäude etwas unter.

Cantina Petra | Località  San Lorenzo Alto, 131 | I-57028 Suvereto (LI) | Italien |

Über Petra


Das Weingut Petra befindet sich etwa 30 km südöstlich von Bolgheri nahe dem Städtchen Suvereto und liegt damit in der DOC Val di Cornia. Von den Weinbergen aus sieht man übers Meer die Inseln Elba und Korsika. Aus Marketinggründen verzichtet man allerdings auf diese Appellationsbezeichnung, fühlt sich weit mehr dem nahen Bolgheri zugehörig. Entstanden ist Petra aus dem Wunsch des Besitzers Vittorio Moretti, einen großen Rotwein zu produzieren. Moretti, der aus der Bauindustrie stammt und u.a. Betonfertigteile produziert, hat eine große Leidenschaft für Wein. In der Franciacorta nahe Mailand besitzt er schon lange des Weingut Bellavista, bekannt für seine exzellenten Spumanti und eine der großen Weinmarken in Italien. Mitte der 90er Jahre bot sich die Chance, in einer Auktion einen Bauernhof bei Suvereto zu erwerben. Dieser wurde mit enormem Aufwand komplett renoviert und in ein Weingut umgebaut. Rebflächen wurden angelegt sowie ein Teich für die in diesem Mikroklima zwingend notwendige Bewässerung. Schrittweise wurden zudem weitere Rebflächen erworben, z.T. bis zu 8 km entfernt. Zügig nahm Moretti auch die Planung eines Wirtschaftsgebäudes in Angriff.

Der Barriquekeller ist in mehrere Räume aufgeteilt, alles ist sehr groß dimensioniert. Die Deckenelemente aus Fertigbeton wurden ein Verkaufsschlager für Vittorio Moretti.

In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Stararchitekten Mario Botta entstand ein ebenso spektakuläres wie funktionell nach neuesten önologischen Gesichtspunkten errichtetes Gebäude. Architektur- und Weinfreunde strömen in großer Zahl nach Suvereto, das Weingut zählt sehr beachtliche 4000 Besucher pro Jahr. Die Kellerei ist als Gebäude ein Kunstwerk für sich, das schon von weit her der Landschaft seinen Stempel aufdrückt. Jedes Detail am Gebäude wurde bewusst gewählt, angefangen von der Fassade, die mit einem Naturstein aus Verona belegt ist bis zu den Betonsäulen, die Botta selbst entworfen und Moretti mit speziellen Formen realisiert hat. Ein Patent besitzt Moretti auch auf die Schalenform der Betondecke, die aus Fertigelementen zusammengesetzt eine Gewölbedecke für Barriquekeller bilden.

Ein Highlight ist der 70 m lange, farbig beleuchtete Tunnel in den Berg. Am Ende befindet sich ein Raum, dessen hintere Wand den blanken Fels des Berges freilegt.

Das Konzept und die Ausführung des Gebäudes waren so erfolgreich, dass heute bereits 200 Weingüter in Italien von Moretti gebaut wurden, Petra dient dabei quasi als Showroom für Interessenten. Die Konzeption folgt dem Prinzip der Vinifikation über Gravitation, nachdem der Traubensaft / Wein im Laufe der Verarbeitung nicht gepumpt werden muss. Es ist ein Prinzip, dem heute fast alle großen Weingüter folgen. Umgesetzt wurde es bei Petra, indem das Hauptgebäude sehr hoch gebaut wurde und so für drei übereinander liegende Tanks Platz bietet. Bei der Weiterverarbeitung werden einfach die Hähne geöffnet und der Wein kann in die darunter liegende Kammer fließen.

Das Weingut Petra pflegt rund 97 ha Rebfläche, die mit den klassischen Bordelaiser Sorten bestockt sind. Mit ca. 420.000 Flaschen ist die Kapazität der Kellerei aber noch nicht voll ausgeschöpft, davon entfallen nur 30.000 Flaschen auf den Topwein, den Petra. Vittorio Morettis Tochter Francesca ist Önologin und leitet das Weingut, ebenso wie Bellavista. Die Verarbeitung der Trauben ist auf den neuesten Stand der Technik, sogar Kühlkammern für die frisch geernteten Trauben werden vorgehalten. Die Fermentationstemperatur wird unter 25°C gehalten.

Die "Bibliothek" umfasst 1.000 Flaschen jedes Jahrgangs, die nicht verkauft werden.

In der kleinen Bucht von Suvereto herrscht ein extrem trockenes Mikroklima. Zudem tendieren die Trauben an der toskanischen Küste zur Überreife. Das Team um Francesca Moretti versucht daher, eine zu starke Fruchtexpression zu vermeiden und einen eleganten Stil heraus zu arbeiten. Aus diesem Grund hat man kürzlich auch einen piemontesischen Berater verpflichtet. Dem optimalen Lesezeitpunkt kommt zudem überragende Bedeutung zu.

Die Weinpalette umfasst einen Einstiegswein "EBO", einen reinsortigen Merlot "Quercegobbe", einen reinsortigen Cabernet Sauvignon "Potenti" sowie die Topcuvée "Petra". Erster Jahrgang für Petra war 1997, kein schlechter Zeitpunkt. Die Etiketten zeigen drei miteinander verbundene Ringe, die die unten Erde, oben die Luft und den Menschen in der Mitte symbolisieren sollen.

Die Produktpalette von Petra, die klar auf Rotweine fokussiert ist.

Der EBO besteht zu 50% aus Cabernet Sauvignon, 40% Merlot und 10% Sangiovese. Er wird 12 Monate in großen Fässern und noch einmal 6 Monate in der Flasche ausgebaut. Mit einem Marktpreis nur wenig über 10 € ist der EBO ein günstiger und doch schon sehr seriöser Einstiegswein in die Produktpalette von Petra. Der Quercegobbe ist zu 100% aus Merlot gekeltert. Es werden nur Trauben aus den Weinbergen rund um das Weingut verwendet. Ein weicher, runder Wein mit einem sehr intensiven Fruchtbukett. Der Potenti ergänzt die Produktreihe durch einen reinsortigen Cabernet Sauvignon, ein Wein mit massiver Fruchtkonzentration, tiefroter Farbe und betonter Fruchtsüße. Beide Weine bieten bei einem Marktpreis von ca. 28 € ein erstklassiges Trinkvergnügen zu einem moderaten Preis. Das Flaggschiff von Petra trägt schlicht den Namen des Weinguts. Es ist eine Cuvée von 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot, in manchen Jahren gibt man auf Petra auch noch etwas Petit Verdot zu. Der Jahrgang 2010 präsentiert sich noch sehr jung mit deutlich spürbaren Tanninen im Abgang. Dieser Wein braucht definitiv noch einige Jahre der Lagerung. Mit einem Preis von ca. 50 € liegt man hier ebenfalls ein Stück unter den Super-Toskanern anderer Weingüter.

Wein und Architektur verschmelzen bei Petra zu einer Einheit. Typisch für Mario Botta sind die zylindrischen Formen, die schräg angeschnitten werden.

Beim Weingut Petra sind die Grenzen zwischen dem Anspruch der Weine und dem Anspruch an Architektur in Verbindung mit Kunst fließend. Kann sein, dass man heute so agieren muss, wenn man eine Marke aufbauen möchte. Die Weine passen in das Schema der "Parker-Weine" ziemlich gut hinein, sie sind handwerklich sehr gut gemacht und haben Potenzial. Der Zeitgeist wendet sich von diesem intensiven Weinstil aber immer mehr ab, heute sind Eleganz und Leichtigkeit der Weine zusätzliche Merkmale, die verlangt werden. Auch bei Petra hat man bereits reagiert und baut die Weine in diese Richtung aus. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Weine nach Jahren der Flaschenlagerung entwickeln werden. Es könnte eine sehr positive Überraschung geben.