Bryant Family Vineyard

Gerade einmal knapp über 20 Jahre am Markt ist Bryant Family Vineyard heute schon ein Kultwein und zählt in Kalifornien zur etablierten Spitzengruppe. Auf dem schönsten Weinberg des gesamten Napa Valley wächst ein typisch kalifornischer Cabernet Sauvignon heran: Power, Frucht und Dichte im Übermaß, aber alles ist hier am richtigen Platz, das Monster zahm wie eine Katze. Was für phänomenale Weine doch in Kalifornien produziert werden! Kult eben und wegen der geringen Mengen außerhalb der USA praktisch nicht zu bekommen.

1567 Sage Canyon Road | St. Helena, Kalifornien 94574 | USA |

Über Bryant Family Vineyard


Die Geschichte der Bryant Family Vineyard beginnt mit einem harmlosen Besuch von Freunden in den Bergen oberhalb des Napa Valley. Don Bryant, Vermögensverwalter aus St. Louis, hat die Gegend so gut gefallen, dass er 1985 in den Hügeln des Pritchard Hill östlich des Napa Valley Talbodens ein Grundstück suchte, um sich ein Ferienhaus zu bauen. Und dann hätte er gerne noch in der Nähe ein Gelände gehabt, das sich für Weinbau eignen sollte. Und seine Berater wurden relativ bald fündig. Zwar gab er das Vorhaben zum Bau eines Ferienhauses auf, verliebte sich aber in das ausgesuchte Gelände mit herrlichem Blick auf den Lake Hennessey. Und das Urteil der Experten fiel auch eindeutig aus: das Gelände eigne sich hervorragend für den Anbau von Cabernet Sauvignon. Eigentlich war dieses Ergebnis wenig verwunderlich, denn nur wenige hundert Meter entfernt liegt das renommierte Weingut Chappellet, das bereits seit vielen Jahren hervorragende Weine produzierte. Das unaufgeforderte Angebot von 250.000 US$ für die rund 5 ha große Fläche war zu verlockend für den Verkäufer, sodass er in den Verkauf einwilligte. Damals war das Napa Valley noch nicht so überlaufen und teuer wie heute. Aus heutiger Sicht war das natürlich ein phantastisches Investment.


Die einmalige Lage auf dem Pritchard Hill eröffnet einen wunderbaren Blick über den Lake Hennessey, der die Reben mit kühlen Aufwinden temperiert.

Um das große Potenzial der trichterförmig nach Nordwesten geöffneten Bergflanke zu nutzen gründete er das Weingut Bryant Family Vineyard, ließ Rebflächen anlegen und baute bald darauf ein funktionelles Wirtschaftsgebäude, das sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Nach einem etwas unglücklichen Start setze er schnell auf hochkarätige Berater für sein ambitioniertes Projekt. So konnte er Helen Turley als Winemaker und David Abreu als Weinbergs-Manager gewinnen. Als Oenolgischer Berater fungiert Michel Rolland, der erste Jahrgang war der 1992er. Bryant Family baut ausschließlich Cabernet Sauvignon an und konnte daher keinen "echten" Bordeaux-Blend machen. Aus diesem Grund überzeugte er David Abreu, ihm Trauben aus seinen eigenen Weinbergen zu verkaufen. Der hieraus hergestellte Blend wird unter dem Namen von Don`s Frau "Bettina" vermarktet. Seit 2008 ergänzt der Zweitwein DB4 ("DB" steht für die Namensinitialen des Ehepaars) die Produktpalette. Zu einem Preis von unter 100 US$ werden hier die ausselektierten Trauben vermarktet.

Blick auf das tief in den Berg gebaute Weingut.

Helen Turley, eine der legendären Protagonisten des kalifornischen Weinwunders, blieb ganze 10 Jahre lang bei Bryant Family Vineyard, trennte sich dann aber von Don Bryant. Der Streit eskalierte bis vor Gericht, wo Don Bryant unterlag. Dennoch ist sich Don Bryant bewusst, dass Helen einen großen Anteil daran hat, dass die Weine von Bryant heute einen so exzellenten Ruf genießen. Und diesen Ruf erarbeitete sich Bryant bereits mit dem 1995er, der von Parker 99 Punkte bekam. 1996 dann erneut 99 Punkte und 1997 der Ritterschlag mit 100 Punkten und überschwänglichen Kommentaren. So entstehen Legenden und über Nacht war Bryant Family Vineyard ein Kultwein. Dazu beigetragen hat die geringe Menge, die kaum über 1.000 Kisten betrug. Heute zählt Bryant Family Vineyard zur Elite der amerikanischen Weingüter und wird als Premier Cru angesehen. Der Name steht in einer Reihe mit Harlan Estate, Colgin oder anderen Kult-Weingütern.

Nach Helen Turley gaben sich einige Winemaker quasi die Klinke in die Hand. 2012 wurde dann der bisherige junge Assistent Todd Alexander Winemaker und General Manager von Bryant Family Vineyard. Er arbeitet akribisch im Weinberg und Keller und verfügt über alle technischen Einrichtungen, die man sich im modernen Weinbau wünschen kann. Seit kurzer Zeit experimentiert er mit einem kleineren Teil der Trauben auch mit Betontanks, ein aktueller Trend aus Frankreich. Die Fermentation erfolgt nach 4 Tagen Kaltmazeration über 12-16 Tage. Ausgebaut wird der Wein zu 100% in neuen Barriques.

Der Kellerstollen eröffnet einen unterirdischen Rundweg im Berg und ist natürlich klimatisiert.

Neben aller Technik aber ist es das Bestreben von Todd Alexander, möglichst wenig bei der Vinifizierung einzugreifen und das Terroir durchscheinen zu lassen. Die Rebflächen sind perfekt über den Hang verteilt gelegen. Die Beschaffenheit der Vulkanböden ist selbst auf den kleinen Flächen unterschiedlich, der obere Bereich zudem sehr steinig. Der gesamte Hang ist ganzjährig frostfrei und verfügt über eine ausgezeichnete Drainage. Wenn man sich im Prichard Hill bewegt, bemerkt man schnell, wie außergewöhnlich trocken das Gelände ist. Dafür ist es hier merklich wärmer als im Talboden. Doch der nahe gelegene künstliche Lake Hennessey sorgt für eine Befeuchtung der Westwinde und kühlt die Luft nachts ab. Ideale Bedingungen also. Die Rebflächen werden mit Bedacht und Sorgfalt schrittweise erweitert und liefern heute (2013) etwa 2.500 Kisten Wein (15.000 Flaschen).

Und diese 15.000 Flaschen sind sehr schnell ausverkauft, trotz eines Release-Preises von 425 US$ pro Flasche! Wie im Napa Valley üblich werden 85% der Menge über Mailinglisten zugeteilt, d.h. die Interessenten können sich beim Weingut registrieren und bekommen nach einer oft jahrlangen Wartezeit ein Subskriptionsangebot für einige Flaschen.

Die Weinbibliothek ist nicht sehr groß.

Bryant Family Vineyard Weine sind etwas für echte Kalifornien Fans: dicht, konzentriert, undurchdringlich und alkoholstark. Dennoch zeichnet sie eine unglaubliche Eleganz und Balance aus, man kann kaum glauben, dass so ein extraktreicher Wein so harmonisch und geschliffen sein kann. Es ist ja Parker immer wieder vorgeworfen worden, ein Faible für diese „Marmeladenweine“ zu haben, die man nicht trinken, sondern auf einen Toast streichen könne. Auch wenn wir solche Vorbehalte teilen, bleibt festzuhalten, dass man mit so einfachen Schubladen diesen „high end Cabernets“ nicht gerecht wird. Es sind eben doch unglaublich feine und duftige Weine mit Charakter. Aber Weine wie Bryant Family sind z.B. in Deutschland so rar, dass hier kaum jemand je einen solchen Wein verkosten konnte. Und gegen Vorurteile hilft eben nur die echte Erfahrung.