Heitz Cellar

Joe Heitz gründete schon 1961 sein eigenes Weingut und wurde nicht nur zum Pionier des Napa Valley, sondern auch zu einer Legende im Tal. Sein berühmtester Wein, der Martha`s Vineyard Cabernet stand über viele Jahre an der Qualitätsspitze, war der erste echte Terroirwein Amerikas und trug seinen Teil dazu bei, dass das Napa Valley internationale Anerkennung errang. Heitz Cellar wird bis heute zu den Premier Cru Weingütern Amerikas gezählt.

500 Taplin Road | St. Helena, California 94574 | USA |

Weine: Heitz - Martha's Vineyard Cabernet Sauvignon, Heitz - Trailside Vineyard Cabernet Sauvignon, Heitz - Linda Falls Cabernet Sauvignon, Heitz Chardonnay

Über Heitz Cellar


Kathleen Heitz Myers schlägt kurzfristig einen Besuchstermin am Freitag Vormittag um 9.00 Uhr vor. Auf unseren Einwand, wir würden erst in der Nacht vorher aus Deutschland einfliegen und hätten sicher einen Jetlag, lacht sie nur. Man werde sehen wer zuerst müde wird, denn am Abend vorher hätte sie eine Weinprobe mit fünf deutschen Weinsammlern und das würde sicher anstrengend. Okay, wir kommen gerne am Morgen! An diesem herrlichen Morgen bei strahlendem kalifornischen Sonnenschein treffen wir eine gut gelaunte und bestens ausgeruhte Kathleen, die Tochter des legendären Joe Heitz, die heute gemeinsam mit ihrem Bruder David das Weingut in die Zukunft führt. Die Erfolgsgeschichte der Familie Heitz begann aber schon vor über 50 Jahren.

Joe Heitz kam über die U.S. Air Force nach Kalifornien. Nach dem Krieg studierte er an der UC Davis Gartenbau, einen Oenologiekurs gab es damals noch nicht. Zuerst arbeitete er in der Qualitätskontrolle bei Gallo und seit 1951 bei Beaulieu Vineyard unter dem legendären André Tchelistcheff, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1961 folgte dann der Schritt zu einem eigenen, kleinen Weingut in St. Helena, nicht weit von Beaulieu entfernt. Um zu überleben, er hatte eine Familie mit drei Kindern zu ernähren, kaufte er zusätzlich Trauben zu und entwickelte eine ausgeprägte Gabe, die Weinqualität durch intensive Kellerarbeit signifikant zu verbessern. Im Jahr 1964 sah er sich auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten ein Weingut / Ranch in der Bergflanke östlich des Silverado Trail an. Er entschloss sich spontan, das 65 ha große, herrliche Anwesen zu kaufen. Mit einem Handschlag wurde dieser Kauf an Ort und Stelle besiegelt, erzählt Kathleen Heitz mit sichtlichem Stolz. Und obwohl andere Käufer danach deutlich höhere Summen boten, hielt sich der Verkäufer an den Handschlag. Die Familie zog in die neue Ranch um, das alte Weingut dient heute noch als Besucherzentrum in St. Helena direkt an der US 29 gelegen.


Das versteckt gelegene Weingut ist ein wahrhaftiger Garten Eden, umgeben von einem perfekt gepflegten Rebenmeer.

Bereits 1965 folgte ein weiterer "Deal", der das Leben von Joe Heitz nachhaltig prägen sollte. In Oakville kaufte er von dem Ehepaar Tom und Martha May Cabernet-Trauben zu. Auch diese baute er selbst aus. Das Resultat begeisterte die Familie May derart, dass Sie sich entschlossen, die Trauben des "Martha`s Vineyard" dauerhaft Joe Heitz zu überlassen - und dieses Abkommen gilt in der zweiten Generation bis auf den heutigen Tag. Schon damals wurde Joe Heitz klar, welche Klasse das Traubenmaterial hatte und bereits 1966 verschnitt er die Weine aus dieser Lage nicht mehr und füllte den Martha`s Vineyard unter einem eigenen Etikett ab. Damit war der erste Terroirwein der USA geboren, die herausragende Qualität begründete die Legende des Joe Heitz und der Lagenwein setzte für eine ganze Generation den absoluten Benchmark für amerikanische Rotweine. Ein 1970er Martha`s Vineyard war auch bei dem berühmten Paris Tasting 1976 vertreten und belegte den 9. Platz von 10 Weinen. Kathleen Heitz erzählt verschmitzt, dass ihr Vater immer den 69er als größten Jahrgang angesehen hat und Steven Spurrier absichtlich keinen 69er gegeben hätte, weil er ihn für sich behalten wollte. Der 69er hat damals übrigens 1 $ pro Flasche gekostet!

Der größte Erfolg des Martha`s Vineyard aber ist der legendäre 1974er Jahrgang, bis heute eine Ikone des amerikanischen Weins. Bei Parker hat es dieser monumentale Wein mit seinem charakteristischen Minze-/Eukalyptusgeschmack bis auf 99 Punkte geschafft. Ob diese Geschmacksnote aber wirklich von den angrenzenden Eukalyptusbäumen stammt, bezweifelt sogar Kathleen Heitz. Nicht bezweifelt wird die Ausnahmequalität des Weinbergs, der direkt unterhalb von Harlan Estate und ganz in der Nähe von Far Niente liegt. Es ist Tradition, die größten Jahrgänge des Martha`s Vineyard mit spezifischen Etikettenmotiven zu schmücken. Bislang wurden vier Jahrgänge so ausgezeichnet: 1974, 1985, 1997 und 2007. Berühmt ist der Martha`s Vineyard aber auch für seine Eleganz und samtige Struktur. Oft wird er daher auch als "Mouton" Kaliforniens bezeichnet. Kathleen Heitz ließ extra eine perfekte 1974er Flasche aus der Schatzkammer zum Fotografieren holen - leider nicht zum Verkosten... Dafür präsentierte sie den 2005er und 2007er Martha`s, beides unglaublich dichte, aber dennoch perfekt ausbalancierte Weine.

Trotz hoher Bewertung war das Verhältnis zu Parker nicht immer ohne Spannungen. Auf die Bemerkung von Parker, dem Martha`s Vineyard fehle Aroma, schickte ihm Joe Heitz einen Stapel Leinentücher mit dem Hinweis, Parker solle sich vor dem Verkosten die Nase reinigen. Überhaupt lehnt man bei Heitz Fassproben für Journalisten ab, da in diesem Zustand der Wein noch nicht fertig sei.

Die Geschwister David Heitz und Kathleen Heitz Myers führten das legendäre Erbe ihres Vaters mit Umsicht und Begeisterung in die Zukunft.

Wie Sein Vater liebt David Heitz vor allem die Arbeit im Keller. Sein bevorzugter Arbeitsplatz liegt oberhalb des Barriquelagers auf einer Holzempore, die über eine Holztreppe zu betreten ist: das exzellent ausgestattete Labor. Seine Feuertaufe erlebte David 1974, als ausgerechnet in diesem perfekten Jahr Vater Joe während der Weinlese mit Rückenproblemen ins Krankenhaus musste. Während die Legende sagt, dass David diesen Ausnahmejahrgang alleine vinifiziert hat, korrigiert Kathleen mit einem Augenzwinkern, dass der Vater sehr wohl nach wenigen Tagen zurückkehrte und ihn beim Ausbau unterstützte. An den Fähigkeiten von David aber gab es keinen Zweifel mehr. Bis heute steht er für die tadellose Qualität und Konstanz der gesamten Heitz Weinpalette. Und die ist immer weiter angewachsen.

Seit 1989 produziert Heitz einen weiteren Lagen-Cabernet, den Trailside Vineyard Cabernet Sauvignon. Auch der Trailside ist ein großer, kräftiger und fruchtbetonter Cabernet. Zum Martha`s fehlt nur ein Tick Eleganz und eben die Eukalyptusnote. Dazu kommt ein breites Angebot von Chardonnay, über einen wunderbar präzisen Rosé auf Basis der historischen Grignolino-Traube bis zur Cabernet Standardqualität. Erst deutlich nach oben abgesetzt folgen die Lagen-Cabernets. Insgesamt produziert man knapp 500.000 Flaschen und kauft dafür neben den eigenen Trauben aus 400 ha Rebfläche auch immer noch Trauben zu. Die Cabernets werden zunächst ein Jahr in amerikanischer und dann zwei Jahre in französischer Eiche ausgebaut. Der Betrieb ist organisch zertifiziert.

Historische Fermentationsfässer, Zeugen von einer großen Tradition.

Heitz Cellar ist eine Ausnahmeerscheinung im Napa Valley mit über 50-jähriger Tradition an der Qualitätsspitze in Kalifornien und immer noch in Familienbesitz. Die nächste Generation arbeitet bereits im Weingut. Joe Heitz verstarb leider im Jahr 2000, seine Frau Alice, heute über 90 Jahre alt, lebt immer noch auf der Farm und freut sich über jeden Besucher. Die Liebe der Familie Heitz zur Natur ist dieser blühenden und sorgfältigst gepflegten Oase anzusehen. Trotz allen Erfolges ist man sehr bodenständig geblieben und sich sehr bewusst, dass die Zeiten, in denen die Kunden 3-stellige Beträge pro Flasche locker bezahlen, sehr schnell vorbei sein können. Über 85% aller Flaschen bleiben in den USA, ein hoher Anteil davon sogar in Kalifornien. Gerne aber trägt man die Botschaft nach außen, dass man insbesondere in Europa noch offener werden sollte, sich auf die amerikanische Interpretation des Cabernet Sauvignon einzulassen. Die leichten und eleganten Weine von Heitz sind ein absolut idealer Startpunkt für eine solche transatlantische Annäherung.

Heitz Cellar - American Eden.