Hugel & Fils

In vielen Ländern der Erde steht der Name Hugel & Fils als Synonym für Wein aus dem Elsass. Fast 400 Jahre und 12 Generationen reicht die Geschichte dieses Hauses aus Riquewihr zurück, das seine Produkte in über 80 Länder exportiert und für höchste Qualität vom Einstiegswein bis zur Beerenauslese aus dem Grand Cru Weinberg steht.

3 rue de la première armée | F-68340 Riquewihr | Frankreich |

Über Hugel & Fils


Es fällt schwer, sich zu entscheiden. Was steht bei Hugel & Fils im Vordergrund? Die Qualität der Weine oder die Tradition des Hauses? Die Geschichte und gleichzeitig Blüte des Weinbaus im Elsaß geht weit bis ins 12. Jahrhundert zurück. Damals war der Rhein die wichtigste Verkehrsader des gesamten Nord- / Südverkehrs im Zentrum Europas. Die Kaiserstadt Straßburg hatte das Monopol für den Weintransport zwischen Basel und Mainz, Köln weiter nördlich. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war der aufblühende Ort Riquewihr auf über 2.000 Einwohner angewachsen. Den Reichtum seiner Bürger demonstrierten die stattlichen Häuser innerhalb der Wehrmauern. Im 30-jährigen Krieg jedoch wurde die Bevölkerung innerhalb von nur einer einzigen Generation durch Krieg, Hunger und Krankheit auf nur noch 74 Bürger dezimiert. Auch der Weinhandel kam zum Erliegen und die Region verarmte.

Doch es hatte sich nach dem langen Krieg herumgesprochen, dass entlang des Rheintals die Böden fruchtbar und die intakten Häuser alle verlassen waren. Zahlreiche Emigranten aus dem Süden, z.B. der Schweiz machten sich auf den Weg und bevölkerten die leeren Ortschaften wieder. So kamen auch die Vorfahren der Familie Hugel 1637 in Riquewihr an und begannen ohne Vorkenntnisse aber mit viel gutem Willen die Weinberge wieder zu bewirtschaften. Hans Ulrich Hugel wurde schon 1639 Vorsitzender der Weinbruderschaft von Riquewihr. Die Familie pflegt diesen Besitz seit dieser Zeit in ununterbrochener Folge und führt das beträchtliche Unternehmen heute in der 12. Generation, die 13. steht bereit. Wie man im Haus Hugel aber betont, dauerte die Periode des langsamen Niedergangs des Weinbaus ganze drei Jahrhunderte, ehe sich die Situation nach dem Tiefpunkt am Ende des 1. Weltkriegs 1918 wieder verbesserte. Zu diesem Zeitpunkt ist der Weinbau durch Krieg, Zusammenbruch der Wirtschaft und schließlich die Folgen der Reblausplage fast vollständig zum Erliegen gekommen.


Das Weingut liegt mitten in der malerischen Ortschaft Riquewihr.

Die Wende für das Haus Hugel markiert u.a. der Kauf des Eckhauses in der Ortsmitte von Riquewihr im Jahr 1902 durch Frédéric Emile Hugel, der auch die minderwertigen Rebsorten rodete und durch die traditionellen Elsässer Rebsorten ersetzte. Zudem erweiterte er das Weinhaus um einen Weinhandel und sah sich frühzeitig nach neuen, internationalen Märkten für seine Weine um. Nach mehreren Kriegen mit Deutschland seit 1870 hatte das Elsaß als Grenzland besonders gelitten und mit jedem Wechsel der Nationalität den jeweiligen Heimatmarkt verloren, der zum Exportmarkt in Feindeshand wurde. 1920 wurde dann das leuchtend gelbe Etikett mit roter Schrift und dem Logo mit den angedeuteten drei Hügeln zum Markenzeichen. Es wurde tatsächlich der Maggi-Flasche nachempfunden und hat bis heute Bestand.

1921 übernahm der heute zur Legende gewordene Jean Hugel die Leitung des Familienunternehmens und trieb den Export auch nach Übersee konsequent voran. Die Weine von Hugel & Fils wurden zum Inbegriff von feinsten Weißweinen in aller Welt und wurden nicht nur in der Spitzengastronomie, sondern auch an den Höfen und in den höchsten Regierungskreisen gerne getrunken. Einige kleine Glasvitrinen im Verkostungsraum des Weinguts zeugen noch heute von den Bestellungen und der Korrespondenz mit den Mächtigen und Berühmten aus der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Im 2. Weltkrieg wurde die Familie erneut hart von den Kriegswirren getroffen. Doch auch diese schlimme Phase überstanden die Hugels und konnten ihren Ruhm in der Weinwelt weiter mehren.


Hier ein Exponat der kleinen Ausstellung mit Dokumenten der Zeitgeschichte. Der Elysée Palast schätzte die Weine von Hugel auch immer und Präsident Giscard d`Estaing bezahlte seine Weinrechnung persönlich mit einem Scheck.

Die Weinpalette von Hugel & Fils ist umfangreich, immerhin werden über eine Million Flaschen jährlich unter dem berühmten Etikett vertrieben und zu 85% in über 100 Länder exportiert. Eine kleine Gruppe von Angestellten kümmert sich ausschließlich um die Exportabwicklung mit all ihren komplizierten Regelungen und Vorschriften. Ein Großteil der Trauben für diese große Menge wird von etwa 220 Winzern aus der Region zugekauft, die Hugels wachen aber penibel über die Qualitätsarbeit der Winzer. So werden alle Trauben von Hand gelesen und im Keller von Hugel sorgfältig vinifiziert. Garantiert ist auch, dass nur sortenreine Weine abgefüllt werden. Ziel ist es, frische und charakterstarke Weine zu produzieren, die auch eine lange Haltbarkeit auszeichnet.

Den eigentlichen Schatz des Hauses bilden aber die 26 ha Rebflächen um Riquewihr, die den Hugels selbst gehören. Darunter befinden sich die besten Lagen, bestockt mit bis zu 60 Jahre alten Reben, vornehmlich Riesling (43%), Gewürztraminer (40%) und Pinot Gris (14%). Ein kleiner Rest ist mit Pinot Noir bestockt. Seit 1975 gibt es im Elsaß nun die Grand Cru Klassifikation und die berühmteste Lage das Hauses, der Grand Cru Schoenenbourg, befindet sich direkt in Riquewihr. Hier wachsen die Parade-Rieslinge des Hauses, die zu den größten Rieslingen den Welt zählen. Von den vier Produktlinien sind die Weine aus eigenen Trauben und den besten Jahren der "Jubilee" genannten Linie vorbehalten. Und zusätzlich natürlich die Spitzenweine, die "Vendage Tardive", die ab der Spätlesequalität beginnt und bis zu den Trockenbeerenauslesen reicht. Diese werden unter dem Zusatz "Sélection Grains Nobles" nur in den besten Jahren angeboten und bieten ein geradezu spektakuläres Feuerwerk aus Dichte, Intensität, Mineralität und aromatischer Kraft, die nur noch staunende Verkoster hinterlässt.


Vom Keller ins Guinness Buch der Rekorde: das älteste Fass der Welt, das seit 1715 ununterbrochen verwendet wird. Die Urkunde ist in der Bildmitte zu sehen.

Aber auch ein Besuch des Weinguts und des Kellers ist spektakulär. Es gibt wenige Weingüter auf der Welt mit einer solchen Tradition und einem so alten und sehenswerten Baubestand. Manche Balken haben hier schon annähernd 500 Jahre die Deckenböden gehalten und manches Fass stand schon lange vor der französischen Revolution an seinem Platz. Hier geht es zwar eng zu, dafür darf man das älteste Fass der Welt besichtigen, das ununterbrochen in Gebrauch war. Es stammt aus dem Jahr 1715 und trug der Familie Hugel 1990 einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde ein. Aber solche Marketing-Auszeichnungen hat man im Haus Hugel & Fils eigentlich gar nicht nötig. Die Qualität der Topweine ist ohne jeglichen Zweifel überall anerkannt. Auch mit der Last der großen Tradition geht man fast spielerisch um und bleibt bescheiden.

Vielleicht auf eine Auszeichnung ist man aber schon besonders stolz: Hugel & Fils ist Mitglied der PFV-Organisation ("Primum Familiae Vinum"), einem Kreis von derzeit nur 10 Top-Weingütern mit langer Familientradition. Und man wird nicht fertig damit, die Produkte aller dieser Weingüter zu preisen, als mit Leidenschaft und enormer Kompetenz quasi von Hand gefertigten Charakterweinen, die für ihre jeweilige Region in Europa stilbildend sind. Fahnenträger also im Meer von industriell gefertigten Produkten, die vornehmlich bestimmten Kritikern gefallen möchten, ohne Seele und eben - ohne Tradition.

Es fällt wirklich schwer, sich zu entscheiden, was im Vordergrund steht! Qualität oder Tradition? Vielleicht Qualität aus Tradition, erarbeitet und bestätigt über viele Generationen.