Opus One

Im Napa Valley ist kein Weingut berühmter als das Gemeinschaftsunternehmen von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild. Produziert wird nur ein einziger Wein und der hat in jeder Hinsicht Maßstäbe gesetzt. Heute ist Opus One mit seinem ausgeprägten Bordeaux-Stil wieder bei den allerbesten Cabernets dabei.

7900 St. Helena Highway | P.O. Box 6 | Oakville CA 94562 | USA

Über Opus One


Das heute komplett eigenständige Weingut Opus One ist in seiner Bedeutung für den Aufstieg Kaliforniens als international respektierte Weinnation kaum zu überschätzen. Das 50:50 Joint Venture von Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild (Mouton) war nicht nur die Krönung des Lebenswerks von Robert Mondavi, es war auch quasi der Ritterschlag für das Napa Valley, die Anerkennung der Qualität der hier produzierten Weine durch eines der am meisten geschätzten Weingüter der Welt, Mouton Rothschild aus Pauillac. Es demonstrierte auf eindrucksvolle Weise, dass Robert Mondavi auf dem Niveau eines Premier Cru aus dem Bordelais anerkannt wurde. Bereits die Anbahnung dieser Zusammenarbeit ist Legende und begann in den frühen 1970er Jahren. Robert Mondavi traf auf Hawai einen Vertreter von Philippe de Rothschild, der eine mögliche Zusammenarbeit erwähnte. Aber erst 1978 beginnt die Zeitrechnung der Globalisierung des Wein-Business mit einer Einladung des Barons an Robert Mondavi, nach Pauillac zu kommen. Robert Mondavi nahm seine Tochter Marcia mit auf die Reise nach Frankreich, das Château hatte Robert Mondavi vor Jahren schon einmal mit seinen Söhnen besucht. Das Treffen ist vielfach beschrieben und endete mit der Vereinbarung, nun definitiv ein Joint Venture zu gründen und hierfür auch mittelfristig ein eigenes Weingut zu bauen. Eine der netten Legenden um diesen Besuch herum besagt, der Baron hätte Robert Mondavi an dem entscheidenden Morgen in einem Schlafanzug empfangen.

Wie so oft war der Beschluss schnell gefasst, jedoch dauerte die Finalisierung der Verträge noch einige Zeit. So wurde doch auch um scheinbare Kleinigkeiten gestritten, z.B. welches Konterfei der beiden Herren auf dem Etikett oben steht. Der Name "Opus One" stammt von Philippe de Rothschild. Mouton sicherte technische Unterstützung durch die eigene Mannschaft zu, Robert Mondavi stellte die Trauben bereit und übernahm zunächst die Vinifizierung. Der erste Jahrgang dieser bemerkenswerten Zusammenarbeit zweier berühmter Weindynastien entsteht so aus der gemeinsamen Arbeit der Önologen Lucien Sionneau und Timothy Mondavi. 1981 verkauft Robert Mondavi einen Teil (35 ha) des berühmten To-Kalon Weinbergs an das JV, der erste Wein erzielt sofort Rekordpreise bei Auktionen und machte sowohl Robert Mondavi als auch das Napa Valley berühmt in der Welt.


Wegen des relativ hohen Grundwassers des nahen Napa Rivers wurde das gesamte Gebäude um eine Etage angehoben.

Schon Mitte der 1980er Jahre ist Opus One ein Kultwein und begründet das neue Marktsegment der kaliformischen Premiumweine mit Preisen von erstmals über 50 US$/Flasche. Praktisch genau gegenüber der Robert Mondavi Winery entsteht das neu gebaute Weingut in Oakville. Die spektakuläre Architektur wartet mit zahlreichen Highlights auf, verbindet amerikanische und europäische Stilelemente und wird rasch zu einem Mekka von Architekturstudenten - bis auf den heutigen Tag. Damit hatte das Projekt auch ein eigenes Weingut bekommen und mußte nicht mehr in Mondavis Betrieb ausweichen. Das Besondere dieses Baus ist, dass der hohe Grundwasserspiegel des nahen Napa Rivers keinen Kelleraushub erlaubte und somit das gesamte Gebäude auf einen künstlichen Hügel gesetzt wurde. Diese Hanglage wurde dazu genutzt, den Wein ausschließlich durch Schwerkraft, d.h. ohne Pumpen, zu befördern. Die hellgelben Fassadenplatten stammen aus Texas und erinnern an die im Bordelais verwendeten Baumaterialien. Die Fenster und Türen sowie alle Balken bestehen aus kalifornischer Eiche. Als Erinnerung an seine italienische Herkunft ließ Robert Mondavi im Innenhof des Rundbaus 100 Jahre alte Olivenbäume einpflanzen. Philippe de Rothschild schenkte zur Ergänzung der Inneneinrichtung einen italienischen Barockspiegel der Medici. Berühmt sind auch die freitragende Betontreppe aus einem Guss, die in den runden Barrique-Keller führt, in dessen Zentrum ein Verkostungsraum gebaut wurde. Über 1.000 Fässer können hier gelagert werden.


Die in einem Stück aus Beton gegossene Treppe in den Keller ist eines der architektonischen Highlights dieses Baus.

Der Versuch, einen bordeaux-typischen kalifornischen Wein (Cabernet-Sauvignon) höchster Qualität zu erzeugen, kann als voll gelungen bezeichnet werden. Der Wein wird zwischen eineinhalb und zwei Jahre in neuen französischen Eichefässern ausgebaut. In den Export gelangte der Opus One erstmalig 1985. Heute umfasst die Anbaufläche etwa 68 ha verteilt auf vier Weinberge. Hieraus werden jährlich rund 300.000 Flaschen Wein produziert, einen Zweitwein gibt es jedoch bislang noch nicht. Als Rebsorten werden neben Cabernet Sauvignon auch Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und sogar etwas Malbec angebaut. Die Rebflächen befinden sich weitgehend um das Weingut herum, die ältesten Stöcke sind über 25 Jahre alt. Im Laufe der Jahre haben sich die Anteile der Rebsorten deutlich verändert. In den ersten Jahren war der Opus One zunächst ein sehr bordeauxtypischer Wein mit 80-90% Carbernet Sauvignon. Heute liegt dieser Anteil niedriger, dafür sind die Anteile an Merlot und Cabernet Franc erhöht und zusätzlich Malbec und Petit Verdot hinzugekommen. Der Wein wird dadurch weicher, fülliger und komplexer. Dennoch bleibt der Opus One sehr eigenständig und ist damit weder ein "echter" Bordeaux noch ein "echter" Kalifornier.

Das Lagerpotenzial des Opus One ist beachtlich, der Wein wird jung praktisch immer unterschätzt. Ein Opus One sollte zumindest 7 Jahre auf der Flasche gelagert werden. Sehr zum Leidwesen des 120 Mitarbeiter umfassenden Opus One Teams unter der Führung von Winemaker Michael Silacci werden jedoch 95% der Flaschen im ersten Jahr nach der Auslieferung getrunken.


Im Innenhof strahlen die alten Olivenbäume eine magische Ruhe aus. Robert Mondavi ließ sie als Erinnerung an seine italienischen Wurzeln hierher verpflanzen. Die Bäume stehen im Kontrast zu der hellgelben Fassade, die an ein französisches Château erinnert.

Opus One dürfte von allen Weingütern Kaliforniens dasjenige mit der größten internationalen Orientierung sein. Die Weine sind insbesondere in Japan und Europa sehr gesucht und trotz der relativ großen Menge kaum zu bekommen. Zu der Verbreitung beigetragen hat auch, dass der Opus One über den Place Bordeaux in Subskription angeboten wird. Die Formate reichen bis zur 6 Liter Imperiale. Ungewöhnlich für ein amerikanisches Weingut ist damit, dass man die Weine eben nicht nur über Mailinglisten kaufen kann. Ein nicht unerheblicher Teil der Ernte wird auch in dem Verkostungsraum auf dem stark frequentierten Weingut an Besucher offen ausgeschenkt, zum Preis von 45 US$ pro 0,1 l Glas (2013)! Teurer kann man hier den Wein nicht verkaufen, denn sogar am Sonntag drücken hier die Touristenströme in das berühmte Gebäude. Dabei wurde das Gebäude für Publikumsverkehr gar nicht konzipiert und verfügt nur über einen - allerdings prachtvoll ausgestatteten - Partners Room.


Der runde Barrique-Keller ist ein weiteres architektonisches Highlight. In der Mitte liegt der Verkostungsraum.

Mit dem Verkauf des Robert Mondavi Weinimperiums im Jahr 2005 an Constellation Brands, übernahm dieses auch die 50% der Anteile an Opus One. Baroness Philippine de Rothschild und der damalige Präsident von Constellation Brands, Robert Sands, kamen aber überein, die operative Unabhängigkeit von Opus One in den Bereichen Weinbau, Vertrieb und Verwaltung festzuschreiben. Zur Erinnerung an seine französischen und amerikanischen Wurzeln werden am 14. Juli jeden Jahres die Flaggen beider Länder über dem Eingang des Gebäudes gehisst - und bleiben auch schon mal einige Wochen hängen.