Bordeaux Jahrgang 2024

Ripeness Is All
Der Mix an Herausforderungen für die Weingüter in und um Bordeaux war in 2024 kaum noch zu übertreffen. Der viele Regen im Frühsommer führte zu einem ungekannten Ausmaß an Mehltaubefall. Die wenigen Trauben, die diese Prüfung überstanden suchten im Sommer oft vergebens die Sonne - auch ohne Regen. Und im Herbst kam genau zur Erntezeit die nächste Regenwelle über das Land. Wieder Mehltau und potenzielle Ertragseinbußen. Jetzt musste man mutig sein um trotzdem nicht zu früh ernten, denn die phenolische Reife stellte sich einfach nicht ein. Diejenigen, die mutig waren wurden mit ordentlicher Qualität belohnt, allerdings lies der Sortiertisch dann nur noch eine Miniernte passieren.
Betroffen waren alle Appellationen am linken wie am rechten Ufer und auch in Bordeaux selbst. Wichtiger waren aber dann doch die Bodenqualität in Bezug auf den Wasserabzug und die Ressourcen der Produzenten, die im Dauereinsatz retteten was es zu retten gab. Wieder einmal lieferte Bordeaux den Beweis, dass gerade hier der Unterschied in der Jahrgangsqualität mit die größten Ausschläge zeigt. Dazu kommt, dass man in einem solch selektiven Jahrgang jeden einzelnen Produzenten betrachten muss.
Die zur Primeur angereisten Weinhändler bemühten sich mit den Worten "frisch, säurebetont, überraschend aromatisch" das Positive hervorzuheben. Wirklich große Weine gab es wenige, gute Weine aber schon.
Als ob die Probleme mit den Mengen und gleichzeitig Qualitäten nicht genug gewesen wären trifft der 2024er Bordeaux Jahrgang auf einen Markt ohne Nachfrage. Rückläufiges Trinkverhalten, Wirtschaftskrise am Rande einer Rezession in den wichtigen Absatzmärkten und dann der Zollstreit mit den USA machten die Primeurkampagne zusätzlich sehr schwierig. Wenn der Preis stimmt, wird es aber sicher den einen oder anderen interessanten Wein geben. Erste Indikationen zeigen Preissenkungen von rund 30% gegenüber dem Vorjahrgang 2023. Genug?