Bordeaux Jahrgang 2021


Jahrgangsbewertung 3 Sterne von 5

2021 - back to normal

Witterung und Vegetationsverlauf in 2021


Das Weinjahr 2021 startete im Bordelais zunächst ruhig mit einer frühen Knospung in der zweiten Märzwoche. Aber bereits im April änderte sich das Wetter, es folgte ein Kälteeinbruch mit Frostnächten und wieder einmal mussten nachts Feuer in den Weinbergen das Schlimmste verhindern. Mitte Mai wurde es wärmer und die Pflanzen holten schnell wieder auf. Ab Mitte Juni kehrte aber erneut schlechtes und stürmisches Wetter zurück. Der anschwellende Feuchtedruck in Verbindung mit der Wärme Ende Juni rückte das Problem Mehltaubefall immer mehr in den Vordergrund. Vor allem in den stark betroffenen Bereichen waren weitere Ernteausfälle zu verzeichnen. Trotz der Wetterberuhigung im Fortgang des Sommers - erst ab Mitte August wurde es stabil trocken - blieb es wechselhaft, was die vollständige Ausreifung letztlich doch noch verzögerte. Die Ernte unter Covid-Bedingungen fand leicht verspätet statt und durch besonders striktes Aussortieren konnte eine durchaus gute Qualität in die Keller gebracht werden.

Insgesamt ein nicht ungewöhnlicher Jahrgang mit einer sehr großen Heterogenität der Qualitäten und Mengen über alle Appellationen. Auf den besten Terroirs entstanden gute bis sehr gute Weine ohne echte Spitzenqualitäten. Für die Weißweine war 2021 ein sehr guter Jahrgang.

Die Primeurkampagne 2021


Nach zwei Jahren Pandemie-bedingtem Ausfall fand Ende April 2022 wieder eine Primeurwoche in Bordeaux statt. Die Verschiebung um drei Wochen war eine wichtige Voraussetzung, allerdings war die Infektionslage immer noch sehr angespannt. Und wieder gab es spektakuläre Kellerneubauten, die während der Primeurwoche eingeweiht wurden, so z.B. auf Château Haut-Bailly und Château Lynch Bages. Weniger spektakulär waren offensichtlich die Weine, kein einziger Weinkritiker fand einen Wein, der das Potenzial für 98 - 100 Punkte verdient gehabt hätte. Unter den besten Weinen waren insbesondere die Weißweine von Haut Brion und Smith Haut Lafitte sowie die Rotweine von Lafleur, Cheval Blanc sowie vom linken Ufer Château Margaux und Las Cases. Die besten Weine aus 2021 stammen alle aus hoch klassifizierten Lagen. Insgesamt liegt der Jahrgang 2021 in den Bewertungen etwa 2 Punkte (von 100) niedriger als der Jahrgang 2020.

Mitte Mai eröffneten die ersten Châteaus die Preiskampagne und positionierten sich in etwa auf dem Niveau von 2020. Dieser Jahrgang allerdings war von einem ganz anderem Kaliber. Und so blieb es dann auch bis zum Schluss der Kampagne: die Preise blieben oft direkt auf dem Niveau von 2020, nur wenige Weine wurden etwas günstiger, manche sogar etwas teurer angeboten. Preissteigerungen (Inflation) und Ernteeinbußen ließen wohl keinen Spielraum für Preisnachlässe. Auf der anderen Seite kam auf Käuferseite die Kaufneigung ziemlich zum Erliegen. Wirtschaftliche Ungewissheit, Krieg in Europa mit Explosion der Energiepreise und Chaos in den Handelswegen bremsten die Kaufbereitschaft. Wieder einmal passiert Bordeaux das alte Muster: der herausragende Jahrgang 2019 wurde mit hohen Preisabschlägen verkauft, der höchstens mittelmäßige Jahrgang 2021 zu Höchstpreisen angeboten.

Bordeaux muss sich entscheiden: möchte man die Preise an die Qualität koppeln (wie bisher) oder folgt man einer jahrgangslosen, konstanten Preispolitik, wie z.B. weitgehend in Italien? Wenn Weine kurz nach der Primeur auf dem Sekundärmarkt schon mit 15% Abschlag gehandelt werden, dann verlieren hier einige Akteure richtig Geld. Wie lange geht das noch?

Das größte Risiko aber liegt für Bordeaux darin, dass sich die Käufer anderen Weinregionen zuwenden. Große Jahrgänge z.B. in Deutschland und vor allem in Italien in Reihe bei meist viel niedrigeren Preisen sind echte Alternativen, die immer mehr Marktanteile gewinnen. Am Handelsplatz Bordeaux werden schon 80 Weine gehandelt, die nicht aus Bordeaux stammen - Tendenz stark steigend.