Bordeaux Jahrgang 1995

Der Wetterverlauf in 1995 legte die Grundlage für einen weitgehend ungestörten Vegetationszyklus. Ein relativ milder Winter wurde von einem regnerischen Frühjahr abgelöst, das die Wasserreservoirs der Böden gut füllte. Das bereits früh warme Frühjahr erlaubte eine Knospung ohne Zeitverzögerung und eine Blüte, die bis Ende Mai abgeschlossen war. Die Sommermonate verliefen extrem heiß und trocken bis über den August hinweg. Zwischen dem 7. und 19. September setzte Regen ein, was zu einem Vorziehen der Ernte der Cabernetsorten führte, die in einigen Teilen noch nicht vollständig ausgereift waren. Die gesunden, in der langen Sonne gereiften Trauben zeigten eine intensive Fruchtsüße. Die austeren und harten Tannine in vielen Weinen des Jahrgangs 1995 führten allerdings zu einer gewissen Herabstufung dieses eigentlich sehr guten Jahrgangs. Insgesamt eine sehr reichliche Ernte mit einigen sehr guten Weinen aus Pomerol, Margaux und dem nördlichen Médoc.

Die 1990er Jahre waren für Bordeaux eine Zeit des Übergangs von den glorreichen 80er Jahren in die große Dekade ab dem Jahr 2000. Der Jahrgang 1995 zählt neben 1996 und 1990 zu den großen 90ern. Nach drei schwachen bis sehr schwachen Jahrgängen war die Begeisterung in Bordeaux ob der durchgängig vielversprechenden Qualitäten und der reichlichen Mengen groß. Auch die Preise machten einen gewaltigen Sprung von bis zu über 100% Aufschlag. Erstmals kosteten die Premier Crus 100 US$ / Flasche, heute kaum mehr zu glauben.

Mit der Zeit zeigte sich, dass das Problem der rauen, unreifen Tannine bei vielen Weinen hartnäckig war. Der Jahrgang wurde in der Breite herabgestuft, da diesen Weinen einfach der Charme fehlt. Dennoch gab es auch durchaus große 1995er, insbesondere in Pomerol, Margaux und im nördlichen Médoc. Als herausragend gelten Petrus, Haut-Brion, La Mission Haut Brion, Margaux, Palmer, Léoville Las Cases, Pichon Comtesse de Lalande, Montrose und Cos d'Estournel.