Waadtland - Vaudois


Die noch junge Rhône durchfließt die beiden romanischen Kantone Wallis und Waadt. Hier, im Waadtland (frz. Vaud), öffnet sich der Fluss zum Genfer See, um im Süden in der Stadt Genf wieder in sein Flussbett zurückzukehren. Praktisch entlang des gesamten Flusslaufes wachsen an den Südhängen Weinreben. Beide Kantone umfassen dabei mit Abstand die größten Rebflächen der Schweiz und finden hier intensive Sonneneinstrahlung (> 2.000 Sonnenstunden) und trockenes Wetter vor. In das Waadtland brachten vor fast 900 Jahren die Zisterzienser den Weinbau aus dem französischen Burgund mit. Sie waren es auch, die damit begannen, das steile Nordufer zwischen Montreux und Lausanne mit endlosen Steinmauern zu terrassieren. Über die Jahrhunderte entstand so eine der eindrucksvollsten, schönsten und dramatischsten Weinregionen der Welt mit bis zu 20 Terrassen übereinander in Hängen, die bis 65 Grad steil sind. Sieht man von oben auf den See hinunter, so muss man regelrecht schwindelfrei sein. Das 898 ha große Weinbaugebiet des Lavaux wurde im Juni 2007 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

Das Waadtland gliedert sich in die vier Unterregionen Nord Vaudois (am Lac de Neuchâtel), Chablais, Lavaux und La Côte (alle am Genfer See). Chablais liegt an der Rhône-Mündung in den See, es folgt nach Westen Lavaux mit den steilsten und berühmtesten Terrassenbauten und La Côte zwischen Lausanne und Genf. Zwei Drittel der Rebfläche sind mit der weissen Chasselas-Traube bestockt, die insbesondere im Chablais voll ausreift.


Fast senkrecht fällt der Grand Cru Dézaley bei St-Saphorin in den Genfer See

Das enorme Renommee der Weine aus dem Lavaux mit seinen berühmten Weinorten Chexbrés, Rivaz, St-Saphorin, Cully, Epesses, Vilette und Lutry stammt wie die Steinmauern schon aus dem Mittelalter. Zudem wurden die beiden Grand Cru Appellationen Calamin (16 ha) und Dézaley (55 ha) eingerichtet. Die Region ist wegen ihrer Naturschönheit ein Touristenmagnet und im Sommer stark frequentiert. Die zumeist im Nebenerwerb tätigen lokalen Winzer sind darauf aber eingestellt. Kleine Flächen, ein sehr hoher Bewirtschaftungsaufwand in den Steillagen und das Fehlen von Exportmärkten führen zu einem eigenartig sehr hohen Preisniveau. Der Schweizer Markt akzeptiert dieses Preisgefüge aber klaglos, die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Da Ertragsbeschränkungen in diesem Umfeld ökonomisch wenig Sinn machen, kommen die Weine über eine lokale Bedeutung aber nicht hinaus. Die Chasselas-Traube liefert hellgelbe, wenig konzentrierte Weine, denen es zudem an Frucht und Aroma fehlt. Die Weine werden selten gelagert und zumeist binnen eines Jahres getrunken. Seit einigen Jahren wächst das Interesse an hochwertigen roten Trauben wie Pinot Noir. Ob sich hieraus ein ansprechendes Qualitätsniveau wie in Graubünden entwickeln wird, bleibt abzuwarten.


Im Chablais, das wenige Kilometer östlich vom Genfer See entfernt bei Yvorne beginnt, liegen diese perfekt nach Süden ausgerichteten Rebhänge.