Primum Familiae Vini auf der ProWein

28. März 2013


Bericht zur ProWein 2013

Die Organisation der Primum Familiae Vini ("PFV") wurde 1992 von Robert Drouhin und Miguel Torres gegründet und umfasst heute insgesamt elf familiengeführte Spitzenweingüter aus fünf europäischen Ländern. Die Anzahl der Mitglieder ist allerdings auf 12 begrenzt. Neben den Gründungsmitgliedern Drouhin (Burgund) und Torres (Penedès) sind gehören noch Antinori (Toskana), Egon Müller (Saar), Hugel & Fils (Elsass), Mouton Rothschild (Bordeaux), Perrin (Chateauneuf-du-Pape), Vega-Sicilia (Ribera del Duero), Tenuta San Guido (Toskana), Symington (Porto) und Pol Roger (Champagne) der Organisation an. Alle Familien besitzen ihr Gut bereits seit vielen Generationen und gehören zur absoluten Weltelite der Weinwelt.

Dieser Zusammenschluss, der hierzulande noch so gut wie unbekannt ist, hat es sich zum Ziel gemacht diese lange Familientradition und Exzellenz der Produkte zu erhalten und zu pflegen. Dem dient ein intensiver Austausch über alle involvierten Generationen, der sich über regelmäßige Treffen festigt. Jedes Jahr hat eine Familie/Weingut die organisatorische Führung und koordiniert die Aktivitäten, in 2013 ist das Château Mouton Rothschild.


Julien de Beaumarchais de Rothschild (links, Mouton Rothschild) und Hubert de Billy (rechts, Pol Roger) freuen sich schon auf die Verkostung.

Im Gespräch mit den Mitgliedern fällt immer wieder das Wort "passion" (Hingabe), das die unterschiedlichen Charaktere, Weine und Philosophien der Häuser eint. Und es fällt auf, mit welcher Freude man bei der gemeinsamen Sache ist. Das ist zumindest erstaunlich, liegt doch die Vermutung nahe, eine solche Veranstaltung auf einer Messe würde als notwendiges Übel absolviert. Man versteht sich aber gut, tauscht sich aus und diskutiert intensiv über alle Themen rund um den Weinbau und die Führung solch traditionsbewusster Familienbetriebe. Damit will man sich auch explizit gegen die Industrialisierung und Konzentration der Branche stemmen. In einer Charta sind diese Ziele und die Verpflichtung zu nachhaltigem Wirtschaften zusammengefasst. Dies umschließt auch ein umfangreiches soziales Engagement der PFV. Wie in Frankreich üblich, enthält die Charta auch Hinweise zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol, immerhin stammen fünf Mitglieder aus Frankreich.


Die zur Verkostung aufgereihten Rotweine lassen Weinfreunde alleine ins Schwärmen geraten. Viel Cabernet Sauvignon auf allerhöchstem Niveau aus ganz unterschiedlichen Regionen.

Zur Verkostung auf der ProWein stand jeweils ein Spitzenerzeugnis von jedem einzelnen Weingut an. Als Aperitif wurde ein Champagner Pol Roger Sir Winston Churchill 2000 ausgeschenkt. Und wieder einmal zeigte sich, dass hohe Reputation dieses Champagners gerechtfertigt ist. Das ist ganz großer Champagner mit faszinierender Frische, Präsenz und vielschichtigen Fruchtaromen. Vorgestellt wurde er von Hubert de Billy, der in fünfter Generation das Haus Pol Roger führt. Es folgte Etienne Hugel, der mit seinem Riesling Jubilee, einer Pazellenselektion aus der Grand Cru-Lage Schoenenbourg und dem Spitzenjahr 2007 verblüffte. Ein hochpräziser Riesling mit enormer Dichte und Schliff. Aber selbst Etienne Hugel empfiehlt noch eine weitere Flaschenlagerung. Der Reigen der Weißweine wurde von einem Montrachet Marquis de Laguiche 2010 aus dem Haus Joseph Drouhin abgeschlossen. Die Konzentration und Dichte der großen Montrachets ist immer wieder faszinierend. Man kann kaum glauben, dass es sich um einen weißen Chardonnay handelt. Auch dieser Wein wird in einigen Jahren noch mehr Spaß machen. Das Haus Drouhin aus dem burgundischen Beaune wurde von Direktor Jean François Curie vertreten.


Von links nach rechts: Julien de Beaumarchais de Rothschild, Hubert de Billy und Etienne Hugel präsentierten ihre Häuser und Weine mit großen Gesten.

Es folgte ein Reigen von ebenso großartigen Rotweinen, der mit dem Flaggschiff des Hauses Marchesi Antinori, dem Solaia aus dem sehr guten Jahrgang 2009 eröffnet wurde. Exportdirektor Stefano Leone stellte den Cabernet Sauvignon dominierten Super-Toskaner aus dem Herzen des Chiantigebietes vor, ein Powerhouse mit noch viel vordergründiger Frucht. Vielleicht wäre ein etwas älterer Jahrgang an dieser Stelle noch überzeugender gewesen. Es folgte der Mas La Plana 2007 von Miguel Torres. Der kraftvolle, klassische Cabernet Sauvignon aus der legendären Einzellage im Zentral-Penedès wurde von Mireia Torres mit viel Engagement vorgestellt. In schneller Abfolge wurden weitere Highlights ausgeschenkt, allerdings die Reihenfolge noch kurzfristig verändert. Um nicht direkt den zweiten Super-Toskaner, den Sassicaia, folgen zu lassen zog man den Petit Mouton Rothschild 2000 aus der Magnum serviert vor. Vielleicht war das doch ein kleiner Fehler, denn nach dem Solaia hatte es dieser Zweitwein des Hauses Mouton Rothschild merklich schwer. Julien de Beaumarchais de Rothschild betonte zwar die Klasse des Jahrgangs, der jetzt in der Magnum perfekt sei, so ganz war dies aber nach den fruchtbeladenen Vorweinen nicht nachvollziehbar. Angesichts der angebotenen Weinpalette zu jammern ist unangemessen, aber dass gerade Mouton Rothschild nicht mit dem Grand Vin vertreten war spricht schon Bände.

Dafür war den Boden bereitet für den aus unserer Sicht besten Rotwein der Probe, den 1996er Sassicaia der Tenuta San Guido aus der Magnum. Nicht einmal ein großer Sassicaia-Jahrgang, dafür perfekt gereift beweist der Sassicaia immer wieder seine Klasse und belegt, das dieser Wein seinen großen Ruhm zurecht trägt. Priscilla Incisa della Rocchetta, die dritte Generation der weinbegeisterten Adelsfamilie aus Bolgheri, hätte garnicht so bescheiden auftreten müssen. Der von ihr vorgestellte Wein zeigte eine fantastische Balance aus Kraft, Tiefe, Eleganz und heiterer Leichtigkeit, an der sich viele Spitzenweine der Welt messen lassen müssen. Es zeigt auch wieder einmal, dass solche Spitzenweine ihre Reifezeit benötigen und enorm zulegen. Die Entscheidung, nicht den 2010er Jahrgang zu präsentieren war exakt richtig.


Von links nach rechts: Jean François Curie, Mireia Torres und Priscilla Incisa della Rocchetta.

Es folgten zwei Rotweine aus eigenständigen Rebsorten. Mourvèdre und Grenache bilden die Basis des Châteauneuf-du-Pape des legendären Hauses Beaucastel, vorgestellt von Matthieu Perrin. Die Familie Perrin hat sich ja ein weit verzweigtes Weinimperium aufgebaut, der klassische Beaucastel ist aber immer noch das Aushängeschild der Rhà´nespezialisten. Den Abschluss der Rotweine bildete der Vega Sicilia Unico 2003 aus dem spanischen Ribera del Duero, ein wie immer vor Fruchtaromen strozender Powerwein, sozusagen der Gegenentwurf zu den Cabernets französischer Machart.

Julien de Beaumarchais hatte die Gäste zu Beginn der Verkostung ermahnt, maßvoll zu genießen um bis zum Finale mit den Dessertweinen durchzuhalten. Nun erwies sich der Rat als weise, denn gereicht wurde nach einem kräftigen Schluck Wasser eine tief goldgelbe Auslese Goldkapsel 2009 aus der Magnum von Egon Müller mit fast öliger Konsistenz und einer Konzentration und Dichte die sprachlos machte. Den krönenden Abschluß bildete ein Graham`s 1969 Single Harvest Twany von Symington, abgefüllt aus den sechs besten Fässern Twany Port des Jahres 1969. Jedes Fass dieses außergewöhnlichen Ports ergab nur wenig mehr als 700 Flaschen.


Zum Ausklang gab es noch von jedem Wein reichlich zum Nachverkosten.

Nach der wirklich spektakulären Verkostung gab es noch ausreichend Zeit, mit den Vertretern der PFV zu diskutieren. Angesichts der Klasse der hier vereinigten Weindynastien ist es doch erstaunlich, dass die PFV zumindest in Deutschland kaum bekannt ist. Dies zu ändern ist jedoch erklärtes Ziel, wie Julien de Beaumarchais im Gespräch versichert. Ruhm hin oder her, auch für so berühmte Produzenten wird es immer schwerer, ihre Produkte im Luxussegment zu vermarkten. Und was passiert, wenn internationale Konzerne Familienunternehmen aufkaufen, konnte die Familie Antinori in der Toskana ja unmittelbar beobachten. Die Tradition dieser Getränkemultis heisst kurz "Cash Flow".