Marchesi Antinori

26 Generationen Weinbau




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Ralf Frenzel (Herausgeber)
Gebundene Ausgabe, 224 Seiten (2014)
Verlag Tre Torri Verlag, Wiesbaden, ISBN: 3944628209

Covertext:
Marchesi Antinori - eine italienische Weindynastie

Die Marchesi Antinori sind eine florentinische Weinfamilie und zugleich eine der innovativsten und wichtigsten Weindynastien der Welt. Ihre Weine faszinieren Liebhaber und Kenner auf allen Kontinenten. Wein-Ikonen wie Tignanello und Solaia haben ihren Ursprung in dem einzigartigen weinbaulichen Selbstverständnis der Antinoris, die sich auch in ihren anspruchsvollen Alltagsweinen fortsetzt.

Dieser prachtvoll ausgestattete Band erzählt facettenreich die Jahrhunderte währende Geschichte der Marchesi Antinori. Er beschreibt ausführlich alle bedeutenden Weingüter innerhalb und außerhalb Italiens. Bemerkenswert sind die Wein-Verkostungen, die exklusiv für dieses Buch veranstaltet wurden. Sie dokumentieren die Leidenschaft der Antinoris für ihre Weine in eindrucksvoller Weise.

Ein außergewöhnlich packendes Weinbuch, das auf 240 bildmächtigen Seiten kurzweilig und informativ Leistung, Werk und Wirkung der Marchesi Antinori würdigt.
Unser Eindruck:
Das Buch "Marchese Antinori", das im November 2014 im Tre Torri Verlag erschien, ist als eine reich bebilderte Bestandsaufnahme des ältesten Weinhauses der Welt zu verstehen. Das es dafür über 230 Seiten bedarf ist Ausdruck der Breite und der Tiefe der Aktivitäten, die heute auch über Europa hinaus gehen. So blickt man aktuell auf ein Portfolio von 16 Weingütern, darunter das legendäre Gut Tignanello und das Stammhaus im Chianti Classico, das gerade als spektakulärer Neubau eingeweiht wurde. Aber nicht nur der bedeutende historische Hintergrund und die Verzweigung der Aktivitäten sind spektakulär: Antinori war eine der wichtigsten Triebfedern für die Erneuerung des italienischen Weins. So kommt der riesige Erfolg des Hauses eben grade aus dem Brechen mit alten Traditionen und nicht dem Bewahren. Und das ausgerechnet durch das Haus mit der ältesten Weintradition nicht nur Italiens, sondern der ganzen Welt.

Als Piero Antinori im Alter von nur 28 Jahren 1966 die Leitung des Hauses von seinem Vater Niccolo übernahm lag der Weinbau in Italien weitgehend am Boden. Menge anstelle Qualität, schlechte Klone und Unachtsamkeit bei der Verarbeitung befriedigten höchstens das Bedürfnis nach Alkohol anstelle nach Genuss. Zudem waren die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr schwierig, die Nachfrage nach besseren und damit auch teureren Weine war in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg einfach nicht gegeben. Als damals schon für den Export ausgerichtete Marke konnte man sich aber im Hause Antinori schon früh von dieser negativen Entwicklung abkoppeln.

Schon sehr früh bekam Piero Antinori potente Mitstreiter: den legendären Prof. Émile Peynaud aus Bordeaux als Berater und den heute nicht weniger berühmten Önologen Giacomo Tachis. Beide Herren verschrieben sich dem Weinbau als exakte Wissenschaft, die mit unerbittlicher Präzision Be- und Verarbeitungstechniken und ihre Konsequenzen auf das Endresultat, den Wein, analysierten. Die hierdurch erreichten Verbesserungen im Weinberg und im Keller waren durchschlagend. und sind heute Geschichte. Eine Verkaufsmaschine von der Potenz einer Familie Antinori tat ihr Übriges, um diese wahrnehmbaren Verbesserungen einem begeisterten Publikum in vielen Ländern dieser Erde näher zu bringen. Die Kombination beider Faktoren reichte für einen globalen Erfolg, der in den letzten 50 Jahren seines Gleichen sucht.

Das - wie so oft beim Tre Torri Verlag - sehr opulent aufgemachte Buch über das Weinimperium der Antinoris überzeugt vor allem durch seine großformatigen Bilder. Ein ganzes Autorenteam besuchte die zahlreichen Weingüter und stellte so ein Kompendium des Status Quo zusammen. Eingeleitet wird das Buch durch einen Abriss der langen Geschichte der Marchesi Antinori und einem Kapitel, das dem neuen Gebäude mitten im Chianti Classico, in der Nähe von San Casciano gewidmet ist. Diese "Fattoria Antinori" ist nach allen Gesichtspunkten des Stands der Weinbautechnik und in den Berg gebaut - so wie man das heute eben macht. Den in rotem Stein gehaltenen, futuristischen Bau kann man nur als spektakulär bezeichnen. Es folgen Kurzportraits aller Weingüter des Hauses, die meisten davon liegen nun doch noch in der Toskana. Für viele Weinfreunde sicher auch sehr lesenswert ist das Schlusskapitel, in dem große Vertikalverkostungen der berühmtesten Weine vorgestellt werden. Alleine vom Tignanello sind 34 Jahrgänge seit 1971 verzeichnet, vom Solaia 14 Jahrgänge seit 1990.

Ein richtig schönes Buch zum Schwelgen in den wunderbaren Aufnahmen der Landschaft, der Keller und der Weine. Die Bildqualität ist erstklassig. Als Nachschlagewerk ist das Buch nur bedingt geeignet, als Lesebuch schon eher. Was völlig fehlt ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Leistungen des Hauses. Schade, da gäbe es trotz kritischer Distanz sicher sehr viel zu berichten. So bleibt der Charakter des Buches der eines Advertorials, d.h. Inhalt und Marketingvermischen sich ohne erkennbare Trennlinie. Übrigens sollten die Abonnenten des FINE Magazins mal die letzten Ausgaben zusammensuchen. Wenn Sie die noch aufgehoben haben, dürften Sie das Buch bereits weitgehend im Haus haben.

Für mehr als 3 Sterne reicht die Tiefe des Inhalts nicht, das spricht aber nicht gegen das Buch.

Unsere Bewertung: