The Road to Burgundy

The Unlikely Story of an American Making Wine and a New Life in France




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Ray Walker
Gebundene Ausgabe, 320 Seiten (2013)
Verlag Verlag Gotham, ISBN: 1592408125

Covertext:
Ray Walker is a native Californian living in France. In 2009, Ray became the first non-French winemaker to produce a wine from Le Chambertin, generally considered throughout the past seven hunderd years to be one of the best vineyards in the world. He has also been a pioneer in his use of ancient techniques in modern times and has been lauded in The New York Times and other publications.
Unser Eindruck:
Das ist uns noch nicht oft passiert: man liest sich in ein Buch ein - und findet es schlecht gemacht und langweilig. Doch man gibt nicht auf und liest weiter. Und tatsächlich wird das Buch immer interessanter, spannender und es füllt sich mit immer mehr gut beobachteten Details. Schließlich nimmt es den Leser völlig in Beschlag, die Erzählung lässt keinen Rückschlag aus und kein Wunder, mit dessen Hilfe der Autor es doch immer wieder schafft, nicht unterzugehen. Viele Zufälle und ein an Besessenheit grenzender Wille, der keine Aufgabe duldet, reihen sich aneinander.

Das Buch erzählt die autobiographische Geschichte des jungen Kaliforniers Ray Walker, der zwar in der Nähe des Napa Valley lebt, aber mit Wein überhaupt nichts zu tun hat, ja Wein eigentlich ablehnt. Er arbeitet in der Finanzbranche und verdient sich damit einen ansehnlichen Lebensunterhalt. Eine Reise nach Italien zur Verlobung mit seiner Partnerin aber ändert nicht nur seinen Familienstand, sondern auch seine Einstellung zu kulinarischen Genüssen. Wein wird Teil seines Lebens und so langsam beherrscht er es auch. Fast zufällig, wie so vieles im Leben des Ray Walker, kommt er zu einem Tasting von Burgunderweinen - für Ray ist das wie eine Erscheinung, die ihm eine neue Welt erschließt. Von nun an steht fest: er möchte in Burgund Wein produzieren!



Nun, es gibt einfachere Dinge, die man im Leben umsetzen kann, aber zu seinem Vorteil ist ihm das überhaupt nicht klar. Er kündigt daher schon einmal seinen gut bezahlten und sicheren Job und versucht in der kalifornischen Weinindustrie unterzukommen, zumindest, um Erfahrung zu sammeln. Doch selbst als Hilfsarbeiter bekommt er kein Angebot. Und dann setzt sich eben nahtlos die Serie der Zufälle fort, die nur denjenigen erreichen, der gegen jede Rationalität von Misserfolgen erst angestachelt wird. Dabei hilft ihm natürlich seine unglaubliche Naivität und sein beispielloser Einsatz über jede physische und psychische Grenze hinaus.

So kann es nicht lange dauern, bis er seine erste Reise ins Burgund unternimmt. Und hier findet er alle Elemente seines Traumes bestätigt. Die Personen, die er auf dieser Reise trifft sind ebenso fassungslos wie überrascht, wenn Ray Walker ihnen frisch und frei von seinen Plänen berichtet - und dabei nicht hinter dem Berg hält, dass er von Weinmachen keine Ahnung hat. Dennoch versucht er verzweifelt, einen Traubenlieferanten für sich zu finden. Am letzten Abend vor der Abreise der jungen Familie zurück nach Kalifornien dann ein zufälliges Gespräch in Beaune, das mit einem Rückruf noch am selben Abend endet. Ein Zufall? Klar! Der Rest ist Geschichte, so sagt man wohl... Ray Walkers erster Jahrgang übrigens der 2009er.

Das Buch ist in sehr lockerem Englisch geschrieben und auch relativ einfach zu lesen. Minutiös beschreibt Walker jeden einzelnen Schritt der Vinifizierung, mit allen Vor- und Nachteilen. Der Leser erfährt auch tiefe Einsichten in die komplexe Weinregion Burgund und ihre Eigenheiten. Wer schon immer einmal wissen wollte, warum die mittleren Hanglagen die besten sind, hier bekommt er es genau erklärt. Oder warum die Weinstöcke im Burgund so niedrig und in Kalifornien so hoch erzogen sind. Mit dem zunehmenden Wissen von Ray Walker wird auch das Buch besser und wesentlich interessanter. Immer wieder verblüfft er mit seinem nur angelesenen Wissen, auch die Winzer im Burgund, die ihn schließlich voll akzeptieren.

Überhaupt Burgund: das Buch ist natürlich auch ein Spiegel dieser Region und seiner Menschen. Und dieser Spiegel ist völlig unverfälscht, da gibt es unglaublich gute und unglaublich böse Menschen und zudem ein administratives System, das gerade einem Amerikaner absurd vorkommt. Nur durch einen Trick konnte Ray Walker das System davor bewahren, sein Vorhaben scheitern zu lassen - während seine Trauben schon im Tank am vergären waren. Letztlich zeigt das Buch aber auch auf wunderbare Weise, wie die Menschen hier zusammenhalten, um in diesem System doch erfolgreich zu bleiben. Dabei helfen ihnen auch über Jahrhunderte gelebte Wesenszüge, von denen Ehrlichkeit und Großzügigkeit die hervorstechendsten sind. Und natürlich die Liebe zu ihrem großartigen Wein, die alle eint, die Guten und die Bösen. Und wer diese Liebe teilt, ist einer von ihnen, egal, woher er kommt.

Mit fortschreitender Seitenzahl hat sich dieses Buch bis auf sehr beachtliche 4-Sterne hochgearbeitet. Ein wirklich inspirierendes Buch und ein tolles Geschenk für die kalten Tage.

Unsere Bewertung: