Slow Wine 2013

Italiens beste Weine und Winzer ausgewählt und empfohlen von SLOW FOOD®




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Autorenteam Slow Food® Editore
Taschenbuch, 960 Seiten (2013)
Verlag GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, ISBN: 3833833157

Covertext:
Echt und unabhängig! Erstmals erscheint Slow Wine in deutscher Sprache! In allen Regionen Italiens haben sich Winzer der Slow-Food-Philosophie verschrieben und zum Ziel, ihre Weine unter Berücksichtigung der Umwelt und der territorialen Identität herzustellen. Über 200 Slow-Food-Mitarbeiter haben fast 2.000 Weingüter besucht und über 23.000 Weine verkostet, um Ihnen hier die besten vorzustellen. Unterhaltsame Portraits geben Auskunft über ihre Kellereien, die Art des Weinbaus und die Qualität ihrer Weine. Darin ist Slow Wine einzigartig: Er allein widmet den Winzern und ihrer Arbeit ausreichenden Raum und Anerkennung. Detailliertes Kartenmaterial und informative Einleitungen bringen Ihnen die Regionen näher. Ein besonderes Plus: Bei Vorlage Ihres Guides erhalten Sie bei teilnehmenden Winzern 10 Prozent Rabatt auf Ihren Weineinkauf! Damit ist Slow Wine Ihr unentbehrlicher Reisebegleiter auf dem Weg zu interessanten Winzerpersönlichkeiten und den besten authentischen Weinen Italiens. [Verlagsangaben]
Unser Eindruck:
Kaum ein anderes Weinland ist so vielfältig wie Italien. Es gibt kaum eine Provinz oder eine Region ohne Weinanbauflächen. Es gibt aber auch kaum ein anderes Weinland, für das so viele Weinführer erschienen sind. Nach der Trennung vom Gambero Rosso versucht nun Slow Food® einen weiteren umfassenden Führer im Markt zu etablieren. Im Februar 2013 erscheint die dritte Ausgabe und die erste Ausgabe in deutscher Sprache im Verlag Gräfe und Unzer. Während 2012 noch nur ein kleines Heft als Auszug in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, liegt nun die 960 Seiten starke komplette Übersetzung vor. Der deutsche Weinmarkt ist für italienische Weine viel zu wichtig, um hier keine Übersetzung anzubieten. Die Konkurrenz in Aufmachung und Inhalt zum Vini d`Italia ist nicht zu übersehen. Mit dem Erscheinungstermin aber konnte man der Konkurrenz zuvor kommen, der Vini d`Italia erscheint erst im März 2013 zur ProWein in Düsseldorf, der Slow Wine bleibt der Stadt München für die Präsentation treu.

Der Slow Wine setzt dem berühmten Konzept des großen Konkurrenten mit den Drei-Gläser-Prämierungen einen eigenen, neuen Ansatz entgegen. Im Vordergrund stehen nicht mehr die Bewertungen der einzelnen Weine, sondern die Weingüter, Ihre Protagonisten und deren Konzepte vom Weinmachen. Getreu der Philosophie der Slow Food®-Bewegung geht es dabei um Nachhaltigkeit, Ökologie, Authentizität und Terroir-Charakter der Weine und Ihrer Herstellung. Letztlich stemmt man sich auch gegen die mehr als inflationäre Preisentwicklung vieler italienischer Spitzenweine und nimmt das Preis-/Leistungsverhältnis als wichtigen Maßstab und Prämierungskriterium.

Das Buch zeigt sich oberflächlich als unspektakulär, die ganze Einleitung mit Vorwort, Benutzerhinweisen und Glossar benötigt nicht mehr als vier Seiten. Auf den folgenden 12 Seiten werden die Weinempfehlungen in den Kategorien "Vino Slow" und "Große Weine" zusammengefasst. Zudem benötigt man eine vollständige, eng beschriebene Seite, um das gesamte Autorenteam namentlich zu nennen, immerhin haben an dem Werk über 200 Mitarbeiter mitgewirkt. Jede Weinregion wird mit einem Kartenausschnitt und einem Kurzportrait von einer Seite präsentiert. Sofort folgen im von Vini d`Italia gewohnten Format auf jeder Seite zwei Weingüter in ganzseitigen Spalten. Die Weingüter sind innerhalb der Region nach Ortschaft alphabetisch sortiert. Man muss also wissen, im welchem Ort z.B. die Tenuta San Guido liegt - oder findet den Hinweis im Register am Ende des Buches. Nicht unwichtig ist der Hinweis, dass sich im Buch mehrere mehrseitige Abschnitte mit unterschiedlichster Werbung befinden. Eigentlich nicht so tragisch, aber bei einer ganzseitigen Anzeige der Tenuta San Guido wundert man sich umso mehr über die Bewertung des 2009er Sassicaia, der - zweifellos ein großer Wein - als "eine der besten jemals erschienenen Ausfertigungen dieses historischen Etiketts" bewertet wird. Eine Meinung, über die man zumindest diskutieren kann.

Das Slow Wine Konzept ist zwar im Hinblick auf die Slow Food® Bewegung konsequent und richtig, aber zumindest gewöhnungsbedürftig. Jedes Weingut wird hinsichtlich Düngung, Pflanzenschutz, Unkrautbekämpfung, Hefen, Trauben und Zertifizierung bewertet. Was den Verbraucher mehr interessiert ist aber wohl doch die Qualität der Weine. "Große Weine" werden zwar rot markiert und hervorgehoben, aber es fehlt doch die Bewertung selbst. Die Texte geben da nur sehr verkürzt Auskunft, die Sprache ist oftmals belanglos oder völlig unverständlich ("duftende Säure", "Blut- und Eisennoten"). Zugegeben, aus 1.909 Portraits wahllos Wörter herauszugreifen ist unseriös, zeigt aber die Schwierigkeit, aus einem Kreis ein Quadrat zu machen.

Der Slow Wine wird sich weiter entwickeln und ein Urteil ist bei der dritten Auflage nicht möglich. Langfristig wird man um klare Urteile zu den Weinen nicht herum kommen. Schön ist es ja zu sehen, dass biologischer Anbau in Italien heute Mainstream ist. Kaum noch ein Weingut von Rang, das nicht so vorgeht. Und wer liebt sein Land und seinen Boden mehr als der Italiener? Schmerzlich vermissen wir daher Roberto Voerzio in diesem Führer, ein Pionier und einer der prominentesten und konsequentesten Vertreter der Slow Schule - offensichtlich ohne zu ihr zu gehören. Der Slow Wine hat eine Marktlücke gefunden (in die der Vini d`Italia auch schon vorstößt) - hoffentlich ist sie groß genug für den notwendigen wirtschaftlichen Erfolg. Ohne Sterne und Gläser werden sich Weingüter und Konsumenten vermutlich abwenden.

Unsere Bewertung: