Drinking History

Erzählungen von Weinen und Jahrgängen - Teil 1 - 1870-1970




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Pekka Nuikki
Gebundene Ausgabe, 400 Seiten (2009)
Verlag Tre Torri Verlag, Wiesbaden, ISBN: 3937963375

Autor(en):
Pekka Nuikki was born in vintage 1962, had his first glass of Chateau Latour 1961 in 1988, and this marked the start of a lifelong love affair with wine. His interest in wine, however, goes far beyond just drinking it. Nuikki has worked as a part-time wine auctioneer, importer, judge and wine investment consultant to a broad range of clients, specialising in fine, mature wines. But, most importantly, he is a recognized photographer and author. After several art books, he published his first wine book in 2003. In Vino Veritas - collecting and investing in fine wines was an instant success. He is also the editor of FINE - a Scandinavian fine wine magazine, and the author of the bestselling title: Drinking History - Stories from Wines and Vintages 1870-1970. During the day Nuikki works as the Creative Director of Konsepti advertising agency in Helsinki. In the course of his career, Nuikki has received more than 150 art, photography and advertising awards.

Covertext:
Drinking History ist eine köstliche Seltenheit, ein Buch, das über die übliche Weinliteratur hinausgeht und für den Genuß sehr guter Weine neue Maßstäbe setzt. Anders als andere Weinbücher begnügt es sich nicht mit der Beschreibung des Geschmacks, sondern nimmt den Leser mit auf eine außergewöhnliche Reise durch die Geschichte und Kultur des Weines. Das Ergebnis ist eine Herausforderung, eine einzigartige und aufregende Erfahrung sowohl für Weinfreunde als auch für Menschen, die einfach nur gern ein gutes Buch lesen. Es vereint die sensorische Bewertung der besten ausgereiften Weine mit de nfaszinierenden Geschichten, die dahinter und hinter ihren Jahrgängen stehen, von 1870 an.
Unser Eindruck:
Verkostungsnotizen über Weine zu lesen, die die allermeisten Weinfreunde niemals selbst werden trinken können ist nicht jedermanns Sache. Was bringt es, über längst nicht mehr erhältliche Schätze zu schreiben? Wen kann das interessieren, selbst wenn die Verkostungsnotizen gut verfasst sind? Ist doch nur die übliche Prosa der Weinkritiker, die damit angeben möchten, welch tolle Weine sie verkosten durften! Grundsätzlich kann man dieser ablehnenden Meinung ja zustimmen, nur in im Falle dieses Buches wird man damit der Sache nicht gerecht. Erstens ist Pekka Nuikki wirklich ein sehr erfahrener Verkoster, dem es tatsächlich vergönnt war, sehr viele Weinlegenden probiert haben zu dürfen. Und zweitens geht der Autor weit über die reinen Verkostungsnotizen hinaus und schildert den Hintergrund der Weine.

Das Buch "Drinking History" ist wirklich ein gewichtiges Werk, es ist so groß und schwer, dass ein Lesen im Liegen nicht möglich ist. Auf satten 400 Großformatseiten präsentiert der Autor in etwa ebenso viele Weine. Im Gegensatz zu anderen Büchern von Pekka Nuikki stehen hier aber nicht die Verkostungsnotizen im Vordergrund, sondern die Geschichten hinter den Weinen, seinen Produzenten und dem historischen Bezug des Jahrgangs. Das Buch beginnt mit dem Jahrgang 1870, einer goldenen Dekade für Bordeaux, trotz der Wirren des Krieges mit Deutschland. Einer der besten Vertreter, eine Lafite Rothschild Magnum aus diesem legendären Jahr, eröffnet den Reigen der Flaschen aus 100 Jahren mit einer euphorischen Bewertung und 100 Punkten. Ein weiterer berühmter 100-Punkte Wein ist der 1900er Margaux. Pekka Nuikki schildert ausführlich seine mehrfachen Versuche, diesen Wein zu verkosten - schließlich aber scheitert er aus unterschiedlichen Gründen. Zusammen mit dem 1961er Latour und dem 1945er Mouton Rothschild bleibt dieser Wein dennoch einer der größten je in eine Flasche abgefüllten Bordeaux-Weine.

Eine weiteres Highlight stammt aus dem Jahr 1928, einer der bedeutendsten Jahrgänge der Champagne des letzten Jahrhunderts. Pekka Nuikki berichtet über eine Probe des 1928er im Haus Krug, gemeinsam mit Rémi Krug im Jahr 2004. Der Kriegsausbruch 1939 hatte dazu geführt, dass Flaschen, die bereits bezahlt waren, nicht mehr ausgeliefert werden konnten. Man entschied sich, die Flaschen zurückzukaufen, um einer Requirierung durch die deutschen Besatzer zuvor zu kommen. So erklärt sich, warum das Haus Krug noch über eine signifikante Menge dieses überirdischen Champagners verfügen konnte. Die Bewertung gibt der Autor mit 100+ Punkten an, man könnte auch sagen "hors catégorie".

Die besondere Geschichte des 1945er Mouton Rothschild erzählt Pekka Nuikki erneut, muss hier aber nicht wiederholt werden, da bekannt. Ebenso aufregend ist aber der 1945er Romanée Conti, der letzte Jahrgang, der noch von wurzelechten Stöcken stammt. Über viele Jahre hatte man versucht, sich mit Einsatz von Carbondisulfid gegen die Reblaus zu wehren. Nach dem Krieg aber war die Kraft der Rebstöcke aufgezehrt, die gesamte Ernte betrug nur 608 Flaschen. Immer wieder einmal auftauchende Magnumflaschen sind mit Sicherheit gefälscht, da aufgrund der geringen Weinmenge keine Magnums gefüllt wurden. Überhaupt sind echte 45er mehr als rar, die allermeisten sicherlich getrunken. Der Hinweis, "Vielleicht der beste Burgunder, den ich je verkostet habe", ist daher nur für Chronisten interessant. Nur zwei Jahre später entstand eine weitere Legende der Weingeschichte: der 1947er Cheval Blanc, ein unfassbar reicher, süßer und kraftvoller Wein. Auch hier ist vom einem Erwerb dringend abzuraten, wenn die Flasche nicht eindeutig zurückverfolgt werden kann. Flaschenschwankungen sowohl bei Schloss- als auch bei Händlerabfüllungen sind zudem einzukalkulieren.

Eine letzte Flasche sei aus der großen Liste herausgepickt: 1961 Latour, von Pekka Nuikki mit 101 Punkten bewertet!! Der Autor beschreibt seinen Sensationsfund inmitten der Sahara in einer Oase in einer kleinen Bar. Jahre vorher hatte eine Lieferung mehrerer Kisten Pétrus und Latour des Jahrgangs 1961 für einen Gewaltherrscher in Zaire hier seinen Transport jäh beendet. Klingt fast so wie die zahlreichen "Kellerfunde bei Oma" bei Ebay...

Dennoch ein sehr interessantes und spannendes Buch mit vielen Hintergrundinformationen zu Weinen und Jahrgängen. Rund die Hälfte der Seiten sind der Zeit von 1950 bis 1970 gewidmet. Auch diese Weine sind nicht leicht zu finden, aber etwas erreichbarer. Der Mythos der Flaschen wird gut eingefangen, schließlich geht es bei so alten Weinen ja mehr um den historischen als den geschmacklichen Aspekt ("Drinking History"). Dass dann aber wirklich große Weine auch nach vielen Jahrzehnten noch ihre Klasse zeigen, spricht für sich selber. Wenn es schon unerreichbar ist, solche Weine probieren zu dürfen, dann muss man darüber eben lesen.

Noch eine kleine Anmerkung am Rande: einen Hinweis auf einen 1937er Dom Pérignon, im Buch ausführlich kommentiert, konnten wir noch nirgendswo finden. Meinte Pekka Nuikki den 1934er? Für sachdienliche Hinweise sind wir dankbar!

Unsere Bewertung: