Das Grab im Weinberg

Ein Fall für Enzo Mackay




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Peter May
Taschenbuch, 384 Seiten (2011)
Verlag Verlag rororo, ISBN: 499254034

Neuerscheinung



Autor(en):
Peter May, Jahrgang 1951, gewann mit 21 den „Scottish Young Journalist of the Year Award“ und veröffentlichte mit 26 seinen ersten Roman. Er ist einer der produktivsten und erfolgreichsten Fernseh- Drehbuchautoren Schottlands und Autor zweier Krimireihen. Peter May lebt mit seiner Frau, der Autorin Janice Hally, in Frankreich und Schottland. (Verlags-Angaben)

Covertext:
Ausgerechnet in einem Weinberg wird die Leiche des berühmten Weinkritikers Gil Petty entdeckt: als Vogelscheuche getarnt und in Rotwein konserviert. Pettys Urteil besaß die Macht, über Aufstieg und Ruin eines Weinguts zu entscheiden. Seine Notizen hatte er durch ein kompliziertes Sicherheitssystem vor neugierigen Augen geschützt. Ahnte er, dass sein Leben in Gefahr war? Und welche Rolle spielt die geheimnisvolle Wein-Bruderschaft von Gaillac? Enzo Mackay taucht ein in die Welt der Winzer und lernt schnell, dass so mancher das Geschäft mit dem Rebengold mit äußerst harten Bandagen betreibt …
Nach «Die Katakomben von Paris» der zweite Fall für Enzo Mackay.
Unser Eindruck:
Der schottische Erfolgsautor zahlreicher Drehbücher Peter May präsentiert mit dem vorliegenden Taschenbuch seinen zweiten Fall für Enzo Mackey - ebenfalls ein Schotte! Enzo ist aber kein Polizist, sondern ein Fachmann für Forensik und arbeitet mit modernsten Analysemethoden. Diesmal verschlägt es ihn nach Gaillac, in den Südwesten Frankreichs also (unweit von Toulouse). Gaillac lebt praktisch vom Weinbau, doch im Vergleich zum großen Ruhm anderer Anbaugebiete Frankreichs kann der kleine Ort nur träumen. Da trifft es sich gut, dass Gil Petty, der berühmte amerikanische Verkoster und Weinjournalist vorhat, sich die Weine dieser Region einmal genauer anzusehen. Doch bevor er noch die Recherche abschliessen kann verschwindet er spurlos. Nach über einem Jahr taucht seine Leiche in einem Weinberg von Gaillac auf gruselige Weise auf. Da alle Ermittlungen zu keinem Ergebnis führen, beschliesst Enzo Mackay, sich diesem Fall anzunehmen. Er quartiert sich in Gaillac in einer Wohnung ein und stellt fest, dass auch Petty während seiner Verprobungen in dieser Wohnung übernachtete. Überhaupt erweist sich, dass Petty eine ganz spezielle Verbindung zu diesem Weinort hat.

Von Beginn an zeigt sich, dass er von der lokalen Polizei keine Unterstützung erhält und selbst immer wieder sehr gefährlichen Situationen ausgesetzt ist. Doch er erhält auch Unterstützung, z.B. durch seine angereiste Assisstentin, die Tochter von Gil Petty und seiner eigenen Tochter mit Freund. Als zwischenzeitlich auch noch seine on/off Beziehung auftaucht, wird es mit den vielen Frauen nicht nur dem Leser etwas zu viel, sondern auch Mackay selbst. So kämpft er mit Katzen, Streulichtern in der Dunkelheit, Erntemaschinen und glitschigen Blutlachen immer genau dann, wenn man ihm eigentlich eine erholsame Pause wünschte, eine Figur zwischen James Bond und Johnny English. Am Ende bleibt er fast allein in Gaillac, für alle anderen ist es mittlerweile zu gefährlich geworden. Und durch einen mehr oder weniger großen Zufall stösst er schließlich auf die richtige Spur, so etwa drei bis vier Leichen später. Man muss der Story zugute halten, dass sie nicht konstruiert wirkt, sondern sich logisch am Ende des Buches auflöst. Das Motiv ist höchst ungewöhnlich, die Mordursache sehr weintypisch und nicht besonders originell.

Das Buch lebt aber weniger von der Story als von der Sprache, der Dynamik der Handlung und der großen Spannung. Der Autor beobachtet sehr präzise und arbeitet geschickt mit mehreren Handlungsebenen ohne den Leser zu überfordern. Peter May ist ein sehr guter Erzähler und die Übersetzung glänzend gemacht. Da die zentrale Figur, Enzo Mackay, vom Weinbau praktisch garnichts versteht, wirkt der Handlungsrahmen weder aufgesetzt noch belehrend. Fachkenntnisse sind für die Lösung des Falls aber ein zentrales Element. Diese muß sich der Kriminalist Mackay erst durch verschiedene Quellen erschliessen.

Das Buch spart durch seine Handlung natürlich nicht an der verbreiteten Kritik an der Macht der einschlägigen Weinkritiker, die über das Schicksal von Betrieben und ganzen Anbaugebieten entscheiden. Parker und der Wine Spectator werden explizit genannt. Die Handlung ist ja praktisch um Parker herum aufgebaut. Wirklich witzig ist der Einfall, dass Gil Petty seine Verkostungsnotizen verschlüsselt und die Auflösung dieses geheimen Systems.

Ein wirklich spannender Weinkrimi, großer Lesespaß und ein schönes Portrait einer französischen Weinregion, die kaum im Fokus des Interesses steht.

Unsere Bewertung: