Napa

The Story of an American Eden




Buch bei Amazon kaufen...

James Conaway
Taschenbuch, 560 Seiten (1990)
Verlag Houghton Mifflin, Boston, New York, ISBN: 0618257985

Covertext:
James Conaway`s remarkable bestseller delves into the heart of California`s lush and verdant Napa Valley, also known as America`s Eden. Long the source of succulent grapes and singular wines, this region is also the setting for the remarkable true saga of the personalities behind the winemaking empires. This is the story of Gallos and Mondavis, of fortunes made and lost, of dynasties and destinies. In this delightful, full-bodies social history, James Conaway charts the rise of a new aristocracy and, in doing so, chronicles the collective ripening of the American dream. More than a wine book, Napa is a must-read for anyone interested in our country`s obsession with money, land, power, and prestige.
Unser Eindruck:
Das Buch "Napa" von James Conaway ist ein amerikanischer Buchklassiker, Bestseller und eigentlich kein Weinbuch. Es beschreibt auf faszinierende Weise im Detail die Entwicklung dieses berühmten Tals nördlich von San Francisco seit sich der Weinanbau nach dem Krieg von der Prohibition erholt hat bis gegen Ende der 1980er Jahre. Gleichzeitig ist es eine sozio-ökonomische Studie einer Region, die von "romantischen Spinnern", mega-kapitalistischen Großkonzernen, Wein-Freaks mit höchstem Qualitätsanspruch und reichen Lifestyle-Spezialisten in etwa alles erlebt hat, was man sich denken kann. Dass das Tal mit seiner unglaublichen Naturschönheit, seiner ganz speziellen Fruchtbarkeit und seinem fragilen Ökosystem einen steten Kampf gegen Urbanisierung und Ökonomisierung geführt hat, erfährt der Leser auf drastische Weise.

Das Buch umfasst über 500 eng beschriebene Textseiten ohne Abbildungen und schildert die Entwicklung der Weinindustrie mit schier unglaublichem Detailwissen. Die anspruchsvolle Sprache setzt beim Leser schön gehörige Englischkenntnisse voraus, bietet dann aber ein großes Lesevergnügen. Einen durchgehenden Handlungsstrang bilden einzelne Familiengeschichten über zwei oder drei Generationen, z.B. die der Davieses. Jack und Jamie Davies erwarben als Aussteiger bereits 1964 das Anwesen Schramsberg Vineyard. Oder die der Daniels, Erben des berühmten Gutes Inglenook, ehemals gegründet von Gustave Niebaum. Gerade an dieser Ikone des Napa Valley zeigen sich Aufstieg und Fall, Engagement für den Qualitäts-Weinbau und die Achtlosigkeit von Getränkekonzernen exemplarisch. Macht, Geld und Ruhm bilden hier eine ganz besondere Mischung.

Breiten Raum widmet der Autor der Geschichte der Mondavis, von der ersten Generation bis zur dritten. Den Niedergang mit erzwungenem Verkauf im Jahre 2004 konnte Conaway bis zur Drucklegung naturgemäß nicht mehr schildern. Aber bereits bis in die 1990er Jahre erlebte das Tal den spektakulären Aufstieg der Mondavis, tiefe Zerwürfnisse und einen ebenfalls spektakulären Gerichtsprozess in der Familie, der schließlich Robert Mondavi zu einem reichen Mann machte. Ein Highlight des Buches ist die minuziöse Schilderung der Anbahnung der Zusammenarbeit von Robert Mondavi und Baron de Rothschild (Mouton). Ihr Gemeinschaftsprojekt Opus One im Napa Valley markiert den Beginn der endgültigen Globalisierung des Weingeschäftes und sorgte bei der Beantragung der Baugenehmigung für das Gut für große Aufregung und politische Verwerfungen im Tal.

Conaway lässt kein einziges Thema mit Relevanz in der historischen Entwicklung aus. Von den ersten Wein-Auktionen über die Reaktivierung der Wein-Eisenbahn bis zu den konkurrierenden Gewerkschaften der landwirtschaftlichen Arbeiter. Die Detailtiefe dieses Buches beeindruckt in jeder einzelnen Zeile und bildet die Grundlage für ein facettenreiches sozio-ökonomisches Gemälde aus der Zeit des Aufstiegs zu einer der bedeutendsten Weinregionen der Welt. Das berühmte Tasting von Paris 1974 darf dabei natürlich nicht fehlen, löste es doch einen unbeschreiblichen Boom an Investitionen aus, die das Tal an den Rand des verkraftbaren brachten. Einer der Höhepunkte war die Fernsehsendung Falcon Crest, die dem Besitzer dieses herrlichen Anwesens mehr Ärger einbrachte als Ruhm.

Eine auch nur grobe Zusammenfassung der Fakten ist in einer Rezension unmöglich, dem Interessenten sei das Buch selbst empfohlen. Das letzte Drittel dieses historischen Werks beschäftigt sich fast ausschließlich mit den politischen Spätfolgen des kaum geordneten Wachstums im Tal. Die Folge war ein intensiv ausgetragener Streit zwischen den kommerziell ausgerichteten Weingutsbesitzern und den Verfechtern einer nachhaltigen Entwicklung, die mehr und mehr unmöglich wurde. Mindestgrößen für Weingüter, Schutzzonen, die nicht bebaut werden durften und Regelungen über die Herkunft des Traubengutes spalteten die Lager. Gänzlich zerstritten präsentierten sich die Gutsbesitzer bei der nicht klärbaren Frage, wie ein Weingut definiert sei und welche Marketing-Aktivitäten zu einem echten Weingut passen und zu genehmigen sind. Conaway liefert ein engagiertes Plädoyer für Grenzen des Wachstums und Erhalt dieses amerikanischen "Garten Eden" ab, erkennt aber auch, dass niemand dem fortschreitenden Kommerz etwas entgegen zu setzen hat, solange selbst kleinste Parzellen Land die Investoren binnen kürzester Zeit zu Multimillionären machen.

Ein sensationelles, äußerst kritisches Buch über das Napa-Valley und die Weinindustrie, das kaum eine Frage offenlässt, für jeden ernsten Fan kalifornischer Weine ein Muss und großes Lesevergnügen. Mit dem Buch "The Far Side of Eden" bietet der Autor Jahre später eine Fortsetzung an.

Unsere Bewertung: