Grand Cru

Der zweite Fall für Bruno, Chef de police




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Martin Walker
Gebundene Ausgabe, 384 Seiten (2010)
Verlag Diogenes, ISBN: 325706750X

Autor(en):
Martin Walker, 1947 in Schottland geboren, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang Journalist bei der britischen Tageszeitung "The Guadrian".

Covertext:
Der zweite Fall für Bruno, Chef de police: Krimi, Reise- und Weinführer in einem.
Ein geheimes Paradies auf Erden, das ist Brunos Périgord. Oder vielmehr war, denn die Globalisierung kommt und mit ihr ein amerikanischer Weinunternehmer, der die Weinberge der Gegend aufkaufen will. Umweltaktivisten, Biowinzer und eine höchst eigenwillige junge Frau wehren sich. Es gärt im Tal, in den alten Freundschaften, und in einem Weinfass findet man etwas ganz anderes als Wein - eine Leiche.
Unser Eindruck:
Im Buchmarkt boomt das Segment der Weinkrimis. Martin Walker stellt mit "Grand Cru" seinen zweiten Fall des Dorfpolizisten Bruno Courrèges vor. Bruno ist der Held der Geschichte und der Autor vergibt keine Gelegenheit, ihn als einen solchen zu beschreiben: erst rettet er den Feuerwehrmann Albert aus den Flammen und später Max unter Einsatz seines eigenen Lebens, allerdings wäre es besser gewesen, er wäre hier früher gekommen. Bruno ist zunächst einmal Franzose, Bürger von Saint-Denis und dann vor allem Polizist. Er liebt Rugby, die Frauen und alles, was die üppige Natur des Périgord an Gaumenfreuden bereithält - darunter auch guten Wein. Selbst seine schöne Freundin und ein lukratives Aufstiegsangebot in Paris können ihn nicht aus seinem Paradis weglocken.

Und dann reißt ein Feuer in einer entfernten Lichtung das Dorf aus seiner freundlichen Beschaulichkeit. Und zu allem Überfluss taucht ein fremder "Investor" auf, der einer amerikanischen Weindynastie entstammt und der große Summen in den Aufbau eines bedeutenden Weingutes stecken möchte. Der Bürgermeister ist begeistert, Bruno überhaupt nicht. Da das Buch zwar glänzend geschrieben und ein großes Lesevergnügen ist, jedoch relativ wenig Handlung enthält, sei hier von der Geschichte nicht mehr verraten.

Man merkt an jeder Zeile Text, dass der Autor mit dem Périgord und dem Leben dort auf das Innigste vertraut ist. Dabei geht es um das Leben in Frankreich auf dem Land und durchaus auch die politischen Verhältnisse und Strukturen. So ist Bruno der Prototyp des korrekten Polizisten, gleichzeitig aber auch immer bereit, für die Bürger von Saint-Denis ein Auge zuzudrücken. Die im Weinfass entdeckte Leiche, die Bruno sehr gut gekannt hat, ist für die Vorgesetzten von Bruno bald immer weniger von Interesse, dafür ermittelt er nun selbst umso intensiver. Dabei kommt ihm nicht ungelegen, dass er merkt, dass der amerikanische Investor, den er um des Bürgermeisters Willen bis zum Schluss schützt, irgendwie in die ganze Sache verwickelt ist. Der junge Mann mit Nachnamen Bondino war ihm immer suspekt, bis auf die Tatsache, dass der Hund Brunos Bondino offensichtlich mag. Und der hat sich noch nie bei Menschen getäuscht.

Die Geschichte mit Bondino erinnert sehr stark an das Vorhaben der Mondavi-Familie, in Südfrankreich mit großen Summen in ein neu zu schaffendes Weingut zu investieren. Erst mit der Abwahl des Bürgermeisters konnten die Bürger damals dieses Projekt verhindern (s. Film Mondovino!). Doch soweit musste es in Saint-Denois erst gar nicht kommen.

Eine nette, aber harmlose Geschichte. Der Leser wartet bis zur Buchmitte auf eine Leiche und dann kann die Polizei nicht einmal feststellen, ob es zweifelsfrei Mord war. Der Held, Bruno, ist ziemlich eindimensional dargestellt und reagiert immer vorhersagbar. Für eine Rezension auf weinrouten.de spricht aber eindeutig die sehr schöne Skizze des Périgord, seiner Landschaft und seiner reich gesegneten Naturprodukte. Ein entspannend schönes Buch mit einer Rahmenhandlung aus dem Weinbau, netten Menschen mit nur sehr kleinen Fehlern und einer Prise Kritik an Gentechnik und dem Ausverkauf der wertvollen Rebflächen Frankreichs. Und dann wäre da noch das Verhältnis der Franzosen zu den Amerikanern, aber wie sagte Tucholsky, "Biologie bekommen wir erst nächstes Jahr".



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