Vini d`Italia 2010

Unser Eindruck:
Am 01. Februar 2010 präsentierte der Hallwag Verlag in München die neueste deutsche Auflage des VINI d`Italia (siehe Bericht). Das Standardwerk ist wieder ein Stück umfangreicher geworden und verteidigt seinen grandiosen Ruf als unbestechliche Instanz des italienischen Weins. Allerdings ist mit der nun vorliegenden 23. Ausgabe eine wichtige Änderung zu verzeichnen: der Gambero Rosso als Herausgeber hat die Zusammenarbeit mit Slow Food beendet und führt das Werk nun eigenständig fort. Manche Regionen, die bislang von Slow Food betreut wurden, waren abzudecken. Dennoch: rund 80 % des über 60-köpfigen Teams blieb dabei und sorgte für Kontinuität.

Für die Verbraucher sehr erfreulich: es ist festzustellen, dass die Qualität der italienischen Weine nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite weiter zunimmt. Beleg hierfür ist auch die neue Rekordzahl von Weinen, die die begehrte Auszeichnung der "Drei Gläser" bekommen haben: 391! Eine "Drei-Gläser" Prämierung zu bekommen ist immer noch ein Ritterschlag in Italien und bringt ein Weingut in den Fokus der Öffentlichkeit. Für viele der ausgezeichneten Weingüter ist dies allerdings schon fast Alltag: 120 Produzenten haben schon mindestens zehn Mal "Drei Gläser" bekommen - und das in nur 23 Jahren. Absoluter Spitzenreiter ist und bleibt Angelo Gaja mit 45 Auszeichnungen, war also in praktisch jedem Jahr mit zwei "Drei-Gläser-Weinen" vertreten.

Weitere Trends in Italien sind die Zuwendung zu lokalen, autochtonen Sorten und die verstärkte Produktion von Terroir-Weinen. Auch hier drückt sich das neue, mit klarer Qualitätsorientierung hart erarbeitete Selbstbewusstsein des italienischen Weinbaus aus. Ein weiteres Merkmal dieser Entwicklung ist der vermehrte Einsatz nachhaltiger Weinbaumethoden in der Weinbergs- und Kellerarbeit. Diesen Trend zur nachhaltigen Ökologie hat die Redaktion des VINI d`Italia aufgenommen und durch die Vergabe einer neuen Auszeichnung, der "Drei Grünen Gläser" Rechnung getragen. Hierdurch sollen jene Weine bekannt gemacht werden, bei deren Herstellung besonders auf solche Aspekte geachtet wurde. Auf Seite 17 des Buches finden sich dann auch die 10 Prinzipien, die dieser Handlungsweise zugrunde liegen sollten.

Die vorliegende Neuausgabe ist umfangreich und übersichtlich zugleich. Eingeteilt in Anbaugebiete werden seit wenigen Jahren die Produzenten alphabetisch sortiert, was die Übersichtlichkeit massiv verbessert hat (früher musste man den Ort des Produzenten kennen!). Das System der Sterne für je 10 Drei-Gläser Prämierungen lenkt den Blick schnell auf die Spitzenproduzenten. Auf jeder Seite werden immer nur zwei Produzenten vorgestellt, die Pictogramme der Gläser-Auszeichnungen sind schnell zu erfassen. Das System des Vini d`Italia ist erwachsen und ausgefeilt geworden. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es den Redakteuren gelingt, auf wenigen Zeilen die wichtigsten Entwicklungen bei so vielen Gütern und Weinen nachzuzeichnen. Wohl dem, der über die älteren Auflagen verfügt, kann man doch diese Entwicklung über mehrere Jahre auf kompakte Weise nachvollziehen. Also: alte Ausgaben aufheben und nicht wegwerfen!

Keine Frage: der VINI d`Italia ist das wichtigste Buch zum italienischen Wein und tatsächlich ein Standardwerk, der Preis von knapp 30 Euro im Verhältnis zum Informationsgehalt vieler anderer Weinbücher mehr als fair.

Unsere Bewertung: