Sori San Lorenzo

Die Entstehung eines großen Weins




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Edward Steinberg
gebundene Ausgabe, 303 Seiten (1996)
Verlag Slow Food Editione, ISBN: 8886283318

Autor(en):
Edward Steinberg studierte und lehrte an der Harvard University. Er war Berater bei der Europäischen Gemeinschaft und Korrespondent von Newsweek. Inzwischen lebt er als freier Journalist und Schriftsteller in Rom. Mit Angelo Gaja verbindet ihn eine langjährige Freundschaft.

Covertext:
Ohne jeden Zweifel hat der Weinbau in Piemont eine lange Tradition. Aber selten gelang es, mit den Gewächsen aus der Langhe über die Region hinaus Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Weine von San Lorenzo wendet sich nicht an fortgeschrittene Weinkenner. Das Buch ist vollgepackt mit einer Menge spannender Details, so dass sich jeder spielend selbst über komplizierte technische Zusammenhänge informieren kann. Edward Steinberg erzählt von Gaja`s Talent zu experimentieren und die Dinge auch gegen den Widerstand der Traditionalisten zu verändern.
Unser Eindruck:
Das Buch von Edward Steinberg über den Weltstar des italienischen Weinbaus, Angelo Gaja, ist weder neu noch wirklich unabhängig entstanden. Ist es deswegen ein schlechtes Buch? Nein, keinesfalls. Der Autor ist ein Freund Gajas und hat gerade dadurch direkten Zugang zu den Personen, die für Gaja`s Weine verantwortlich sind. Am Beispiel der Renommierlage des Sori San Lorenzo begleitet der Autor den Leser durch das Jahr aus der Sicht eines Oenologen und bietet dabei ein durch Detailwissen und Sachkunde wirklich herausragendes Buch an. Kein noch so unbedeutender Aspekt der Weinbergspflege bleibt auf diesen spannend erzählten rund 300 Seiten unerwähnt. Gleichzeitig erfährt der Leser alles Wissenswerte über die revolutionären Ansätze von Angelo Gaja, die zunächst ein echtes Wagnis darstellten, da sie in vielen Aspekten mit der überlieferten Weinbautradition im Piemont brachen. Kaum jemand in Barbaresco konnte verstehen, warum Gaja die Erträge reduzierte und einen eigenen Oenologen beschäftigte als alle anderen Weinproduzenten noch die Ertragsmengen optimierten und sich die Vinifizierung an der Tradition orientierte.

Durch ausgedehnte Reisen in die besten Anbaugebiete lernte Gaja sehr schnell, worauf es ankam, wenn man einen Wein machen wollte, der über die Region hinaus Anerkennung finden sollte. Dabei ging es ihm nicht um die Aufgabe des eigenständigen Profils der Nebbiolo-Weine, sondern schlicht darum, deren großes Potenzial vollständig zu heben. Darin verbarg sich die Überzeugung, dass sowohl das Traubenmaterial als auch das Terroir in Barbaresco perfekte Voraussetzungen liefern würde. Spätestens seit Robert Parker auf die Weine Gaja`s aufmerksam wurde, hat sich dieser Ansatz bestätigt. Zudem wurde Gaja schnell klar, dass man nicht nur große Weine produzieren, sondern auch entsprechend publik machen musste. Er setzte sein ganzes Marketingtalent ein und zielte zunächst auf die Spitzengastronomie. Auf deren Weinkarte zu kommen ist auch heute noch der Maßstab für die Weinproduzenten von Weltrang. Spitzenrestaurants, Importeure und Journalisten sind bis heute die Zielgruppe des perfekten Marketings von Gaja. Dass dabei die Qualität konstant auf höchstem Niveau gehalten werden muss ist eine Voraussetzung, Schwächen werden nicht akzeptiert. Um dies zu verhindern wird hinter den Kulissen ein schier unglaublicher Aufwand im Weinberg und im Keller getrieben.

Der Autor Edward Steinberg nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Böden der berühmten Weinbergslage, er vermittelt ein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen dem Rebstock und dem Boden und erklärt die Vor- und Nachteile einer entsprechenden Kultivierung. Jahrzehntelange Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzen sich dabei gegenseitig, Önologie ist ein echtes Handwerk, das es zur Perfektion zu treiben gilt. Auf packende Weise vermittelt er einen Einblick in das ehemals sehr harte Leben der Weinbauern in einer armen bäuerlichen Region in der es noch vor wenigen Jahren nicht möglich war, vom Weinbau alleine zu leben. Schon deswegen wurden die Trauben früher immer als Mischkultur mit anderen Früchten oder Nutzpflanzen angebaut.

Das Buch, das in einer deutschen Übersetzung vorliegt, mag als Hommage an Angelo Gaja angesehen werden. Es ist dennoch derart sachkundig und gut recherchiert geschrieben, dass es eigentlich nicht für Einsteiger geeignet ist. Nur wer sich im Detail für die Weinbergs- und Kellerarbeit interessiert, wird an diesem Buch Freude finden. Für diese Weinfreunde bietet es allerdings eine schier unerschöpfliche Quelle an Informationen, die weit über das Piemont hinausgeht. Chapeau für diese intelligente und sehr gut gemachte Form der Biographie.

Unsere Bewertung: