Champagner, Wein & Co.

Flüssige Werte als Kapitalanlage




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Michael Brückner
230 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag (2009)
Verlag FinanzBuch Verlag, München, ISBN: 3898794571

Autor(en):
Michael Brückner, Jahrgang 1958, arbeitete zunächst zehn Jahre als Redakteur bei einer großen Tageszeitung und übernahm dann die Redaktionsleitung eines europäischen Wirtschaftsmagazins. Seit 1995 ist er als freier Autor, Journalist und Kommunikationsberater selbstständig tätig. Er veröffentlichte bisher über 30 Bücher zu Finanz- und Marketingthemen. Doch seine Leidenschaft gehört den edlen Tropfen.

Covertext:
Genussvoll investieren: Ausgesuchte Spitzenweine und Jahrgangschampagner aus gutem Haus erwiesen sich in den vergangenen Jahren als Outperformer. Und selbst in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sind edle Weine aus Spitzen-Anbaugebieten oft wertbeständiger als Aktien und Zertifikate. Aber längst nicht jeder Tropfen bringt wirklich Renditen. Daher gilt die Devise: Erst informieren, dann investieren.
Unser Eindruck:
Ein weiteres Buch zum Thema "Wein-Investment" ist jetzt im FinanzBuch Verlag erschienen. In Zeiten großer wirtschaftlicher Unsicherheit ein klares Indiz für das steigende Interesse an realen und inflationsstabilen Werten. Dass es sich hierbei um eine inzwischen anerkannte Assetklasse handelt ist genauso unbestritten wie die Tatsache, dass Wein-Investments etwas für Wein- und Finanzprofis ist. Bei aller Begeisterung für aktives Portfoliomanagement sind Wein-Investments jedoch meistens Sache von Weinliebhabern, die ihr Hobby um die Investmentaspekte erweitern möchten. Dies verbindet das Wein-Investment mit anderen raren Luxus-Gegenständen wie Kunst oder Uhren, ein Thema, bei dem der Autor ebenfalls Experte ist.

Um es vorweg zu sagen: der größte Nachteil dieses Werkes ist gleichsam sein größter Vorteil: der Autor ist Finanz- aber nicht unbedingt Weinexperte, dafür aber Weinliebhaber. Dieser klare Blick erlaubt es dem Autor, gegenüber dem Investmentansatz sehr kritisch und dem Wein gegenüber sehr zugeneigt zu sein. Für alle, die durch dieses Buch vom Wein-Investment abgehalten werden, hat es sich schon vielfach gelohnt. Denn: Wein-Investment ist etwas für Experten, die von beiden Fachgebieten etwas verstehen. Zudem sind Investmentgrade-Weine äußerst rar, der Zugang zu diesen seltenen Exemplaren entweder zu teuer oder schwierig. Der Autor empfiehlt daher, völlig zu Recht, niemals mehr als 10 % des liquiden Vermögens in Weine zu investieren. Von Wein-Fonds oder anderen Kapitalmarktprodukten, z.B. Wein-Zertifikaten, wird ob der laufenden Kosten und hohen Risiken gänzlich abgeraten - Bravo!

Das Buch wendet sich explizit an Einsteiger und beantwortet die grundlegenden Fragen mit Schwerpunkt auf die für Wein-Investments geeigneten Flaschen quer durch alle bedeutenden Anbaugebiete der Erde. Ein wenig schade, denn diese "Weinreise" nimmt rund zwei Drittel des Buchumfangs ein und - auch hier ist der Autor sehr ehrlich - trägt wenig zum Thema bei, denn neben Bordeaux und einigen Burgundern bzw. Rhà´neweinen taugen maximal eine Handvoll Weine zum investieren, wenn überhaupt. Und über die Weine der Welt gibt es bessere Bücher (Beispiel: "Das Piemont ist gekennzeichnet durch seine Lage. [...] . Die Winter sind kalt und feucht, die Sommer warm und sonnig." - ach was?).

Hingegen gut gelungen ist der erste Teil mit den Grundlagen und dem Kapitel über Bordeaux-Weine und Burgunder. Man merkt, dass der Autor gut recherchiert hat, zitiert er doch wichtige Repräsentanten aus der "Fine Wine" Branche mit klaren Statements. Den online-Händler 1855.com jedoch als "renommiert" zu bezeichnen kann nur als Versehen gewertet werden. Die angebotenen 10 "goldenen Regeln des Weininvestments" erinnern stark an das Buch von Sokolin, das Brückner jedoch zitiert und als Standardwerk einordnet. Das ist richtig und spricht für die Seriosität des Autors.

Die wichtigsten Regeln sind nach Brückner also: anerkannte Top-Flaschen (95-100 Parker-Punkte, große Marken - Premiers = Blue Chips) aus dem Bordelais, vorzugsweise in Großformaten, von kompromissloser Qualität in Originalgebinden kaufen, sicherstellen, dass die Flaschen echt sind und diese dann perfekt lagern. Wenn man das noch zu einem günstigen Einstandspreis schafft, dann ist innerhalb weniger Jahrzehnte eine große Wertsteigerung zu erwarten - und das ist völlig ernst gemeint und auch absolut richtig.

Das Buch wendet sich an Einsteiger und ist auch für diese geschrieben. Bis auf kleine Schwachstellen und unverständliche Einordnungen (Cos und Las Cases in der gleichen Kategorie wie GPL oder Poyferré) ist es gut recherchiert und trägt dem deutschen Markt Rechnung. Das, leider nur in Englisch verfügbare Buch von D. Sokolin kann es nicht ersetzen, will es auch gar nicht. Je mehr Leute sich mit dem Thema beschäftigen, umso sicherer steigen die Preise der Weine. Schön für die Investoren, aus Sicht der Genießer eigentlich schade!

Unsere Bewertung: