Investing in Liquid Assets

Uncorking Profits in Today`s Global Wine Market




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David Sokolin, Alexandra Bruce
gebundene Ausgabe, 304 Seiten (2008)
Verlag Simon & Schuster, ISBN: 1416550178

Autor(en):
David Sokolin führt in dritter Generation eines der profiliertesten amerikanischen Weinhandelshäuser und ist damit profunder Kenner der Marktentwicklung bei Topweinen seit mehreren Jahrzehnten.

Covertext:
From David Sokolin, one of the nation`s top wine brokers, comes a practical and comprehensive guide to making money by investing in wine.
Unser Eindruck:
Das wirklich umfassende und vielleicht derzeit beste Buch zu diesem Thema kam auf dem Höhepunkt der Hausse auf den Weinmärkten, im Sommer 2008 auf den Markt. Und dennoch: gerade in dieser Situation zeigt sich die Klasse und Unabhängigkeit des Autors, der zwar von Berufs wegen bullish ist für Spitzenweine, der andererseits aber deutlich von Übertreibungen spricht, die so nicht fortzuführen sind. Wie Recht er hatte! Kaum ein halbes Jahr später korrigierte der Weinmarkt insbesondere an der Spitze um rund ein Drittel.

David Sokolin greift als CEO in dritter Generation auf Familienerfahrungen seit 1934 zurück, als sein Großvater nach dem Ende der Prohibition (Lizenz Nr. 4 in New York!) den Handel mit Alkoholika aufnahm. Weine und dann auch Spitzenweine waren in der Folgezeit eine bewusst angestrebte Differenzierungsstrategie der Firma, da andere Alkoholika rasch einer Commoditisierung unterlagen. Seit 1996 leitet David Sokolin das Geschäft und führt mit dem vorliegenden Buch eine Tradition seines Vaters fort, der 1987 das erste Buch über Weininvestments in den USA verfaßte. Von ihm stammt auch der Begriff "Investment-Grade-Wine", also ein Wein, der nicht zum Verzehr, sondern vornehmlich für den Weiterverkauf mit möglichst hohem Gewinn erworben wurde. Von so dummen Anmerkungen - wie in vielen anderen Büchern oder Artikeln über dieses Thema - dass, wenn die Gewinnerwartungen nicht aufgingen, man immer noch den Wein genießen kann, wird man hier verschont. Da zeigt sich die Abgeklärtheit der Amerikaner, für die die Suche und kühle Analyse von attraktiven Investitionsmöglichkeiten eine Selbstverständlichkeit ist.

Ausführlich beschreibt Sokolin die Mechanismen, die den Weinpreis bestimmen. Ein eigenes System in drei Stufen kategorisiert die Weine, je nach Nachfrage- bzw. Gewinnpotenzial (1st tier, 2nd tier, 3rd tier). 1st tier Weine sind extrem rar und haben das größte Potenzial, in der Regel Weine mit Bewertungen über 98 Punkte. Ausführlich werden die Punkte-Systeme, ihre Protagonisten (Weinanalysten) und deren Stellung im Markt diskutiert. Die Ausnahmestellung von Parker und sein Einfluss auf die Preise der Flaschen ist dabei nicht wegzudiskutieren. Ausführlich werden die Publikationsmedien und deren Logik vorgestellt, eine Fundgrube für Investoren, die dieses Spiel genau verstehen müssen. Sokolin bringt es auf den Punkt: Parker macht die Preise, der Wine Specator den Umsatz. Für Investments besonders geeignet sind daher Weine mit 99 oder 100 Punkten. Aber auch das Mittelfeld bis hinunter auf 90 Punkte eignet sich, vom prozentualen Wertsteigerungspotenzial aus gesehen, für Investments.

Spannend und überaus lehrreich ist die Diskussion, welche Jahrgänge man kauft und über welche Kanäle. Hier kann man ohne dieses Wissen viel falsch machen. Je teurer der Wein, desto kritischer sind die Käufer. Nur Flaschen mit einwandfreier Historie und bestem Zustand sind investmenttauglich.

Im zweiten Teil des Buches geht Sokolin alle wichtigen Weinregionen durch und bestimmt die Weine, die für ein Investment geeignet sind. Schonungslos und ohne Emotionen werden Champagner, italienische Weine und auch Weine aus den USA für diesen Zweck abqualifiziert. Einmal fehlt die Marktbreite, dann die Nachfrage oder die langjährige Reputation. Dann wieder die hohen Bewertungen oder der Nachweis der Langlebigkeit, da Weininvestments auf sehr lange Anlagehorizonte ausgelegt sind. Wer in Weine investieren möchte sollte sich das genau durchlesen und kann damit große Verluste vermeiden.

Das Buch ist spannend geschrieben und wurde von einem langjährigen Insider verfasst, der wirtschaftlich unabhängig ist. Ein wenig Werbung für den (etwas teureren) Handel darf man ihm nachsehen, vor allem, da die Argumente für den Bezug über Händler richtig sind. Das Buch ist nicht Amerika lastig und dort wo es diesen Anschein erweckt, spielt die Musik tatsächlich in den USA. Hier wird heute das meiste Kapital in feine Weine investiert und hier werden die Preise gemacht.

Wie gesagt: eines der besten Bücher zu diesem Thema, umfassender Klartext ohne Schnörkel. Weininvestment ist eben etwas für Leute, die in langen Zeiträumen denken und sich sehr gut auskennen. Die Kriterien für ein erfolgreiches Investment sind daher auch nicht viel anders als am Aktienmarkt.

Unsere Bewertung: