Wein als Investment

Die genussvolle Rendite




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Valentin Brodbecker
Gebundene Ausgabe, 144 Seiten (2008)
Verlag Plöger Medien GmbH, ISBN: 3898572358

Autor(en):
Der Autor Valentin Brodbecker ist Diplom-Volkswirt, selbständiger Finanzfachmann, ausgewiesener Weinexperte und preisgekrönter "Weinkenner des Jahres 2006". Als gebürtiger Mainzer beschäftigt er sich seit über 15 Jahren mit Wein und Spirituosen in seiner ganzen Bandbreite. Zudem ist er ein vielbeachteter Hobbykoch und Gourmetexperte.

Covertext:
Die Preisexplosion der Spitzengewächse aus dem Bordeaux, die positive Entwicklung des "Fine Wine" Marktes und das Fehlen eines Standardwerks zu diesem Thema haben ihn bewogen, dieses Buch zu schreiben. Pragmatisch stellt er den Markt und die Chancen und Risiken eines Weininvestments dar. Die praktische Handhabung, viele Tipps, Adressen und umfangreiches Zahlenmaterial ergänzen dieses Buch.
Unser Eindruck:
In den vergangenen Jahren der globalen Hochkonjunktur sind die Preise für Spitzenweine raketenartig angestiegen. Obwohl der Sekundärmarkt für Weine weltweit pro Jahr nur rund 2 Mrd. Euro groß ist, erfährt er wegen seines hohen Prestigewertes große Aufmerksamkeit. Und dies gilt nicht nur für Weinliebhaber, sondern vermehrt auch für Investoren, die "Feine Weine" als lukrative eigene Vermögensklasse (Asset Klasse) entdeckt haben. Als typisches Merkmal einer Spekulationsblase sind in den vergangenen Jahren sogar Weinfonds aufgelegt worden, in die betuchte Anleger investieren konnten. Dabei kam den Investoren nicht nur die starke Konjunktur sondern auch eine Reihe von ganz ausgezeichneten Weinjahrgängen entgegen (z.B. 2000, 2003, 2005). Speziell der "Jahrhundertjahrgang" im Bordelais 2005, oft verglichen mit 1961, hat trotz extrem hoher Weinpreise scharenweise Spekulanten angezogen, die niemals vorhaben, die gekauften Weine auch zu trinken.

Diese aktuelle Entwicklung hat den Autor veranlasst, ein Buch über Wein-Investments zu verfassen, das eine Marktlücke im Buchmarkt schließen soll. Während es zu fast allen anderen Asset-Klassen massenweise Ratgeber gibt, erschienen bislang zu diesem Thema praktisch nur gelegentlich Zeitungsartikel, vornehmlich in der Wirtschaftspresse, Rubrik "Weekend". Für alle Investoren, die sich dieses Segment näher ansehen möchten, liefert das vorliegende Büchlein praktische Tipps und einen guten Einstieg.

Investiert werden sollte grundsätzlich nur in die absoluten Spitzenweine der Welt, das sind zu 90% die Premier Crus aus dem Bordelais. Sie alleine versprechen wegen ihrer knappen Verfügbarkeit und der enormen Nachfrage der zahllosen Reichen und Super-Reichen auf dieser Erde, die nicht auf den Preis achten müssen, hohe Renditen. Sich auf diese Weine und hier speziell die Top-Jahrgänge zu konzentrieren ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Investment. Der Autor nennt in diesem Zusammenhang konkret 40 Weine und die entsprechenden Jahrgänge dazu. Obwohl solche Listen im Einzelfall immer zu kritisieren sind, erscheint diese Auswahl gerechtfertigt und solide. Wer sich hieran hält, kann wenig falsch machen, investiert jedoch erhebliche Summen.

Das Buch ist im Oktober 2008 erschienen und hat die Anfänge der Finanzkrise noch thematisiert. Allerdings war der Markt für Spitzenweine zu diesem Zeitpunkt noch nicht stark betroffen, da die Luxussegmente auf die Konjunktur mehrere Monate zeitversetzt reagieren. Inzwischen ist die Lage etwas verändert, gerade der Markt für Top-Flaschen fast zum Erliegen gekommen. Anstelle nur fallender Preise jedoch beobachtet man ein Ausdünnen des Angebots, die begüterten Investoren können warten...

Der Autor erweist sich als kenntnisreich und hat gut recherchiert. Allerdings zeigt er sich auch als großer Liebhaber der Produkte selbst, was ihn zwar sehr sympathisch macht, für einen "Anlageberater" aber nicht optimal ist. Lässt es doch die notwendige Distanz vermissen, die für eine objektive Betrachtung bei der Investition erheblicher Summen notwendig wäre. So fehlen in dem Buch konkrete Beispielrechnungen für ein Investment. Es fehlen gänzlich Hinweise zur steuerlichen Bewertung der Investments (Spekulationsgewinne, gewerblicher Handel mit Weinen usw.) und vor allem fehlt eine objektive Auflistung der laufenden Kosten sowie der Opportunitätskosten. All dies sind wichtige Informationen, die es zu beachten gilt. Vorhanden und gut erklärt werden die Risiken, die Liquidität und Volatilität des Marktes. Anlagehorizonte werden genannt und gut zugeordnet. Eine besondere Stärke des Buches ist die Beschreibung der deutschen "Wein-Szene", also Händler, Auktionen und Fonds-Aufleger. Das System der Bewertungen wird vermittelt und auch in seiner Auswirkung auf die Weinpreise sehr objektiv dargestellt.

Wein-Investment ist eine schöne Idee, kann man doch seinem (teuren) Hobby frönen und damit auch noch Geld verdienen. Der Autor bleibt den Beleg schuldig, dass dies auch wirklich gelingen kann. Wenn auch Sammler einzelne Flaschen nach Jahrzehnten mit sehr großem Profit wieder verkaufen konnten, so sind fast alle Wein-Fonds gescheitert bzw. konnten ihre Versprechungen nicht einlösen. Vorsicht ist bei dem Thema also geboten.

"Wein als Investment" füllt tatsächlich eine Lücke im Buchmarkt und gibt vor allem Anfängern eine gute Orientierung. Dem Anspruch eines "Standardwerks" wird es nicht gerecht. Zahllose Schreib- und Grammatikfehler sowie kleine inhaltliche Fehler zeigen, dass das Buch "runtergeschrieben" wurde, Word und Excel lassen grüßen. Dennoch ist die Aufmachung gelungen, die Bebilderung ebenfalls. Der Autor unterscheidet im Literaturnachweis zwischen "akademischen" und "nicht akademischen Artikeln". Dieses Buch gehört zu den nicht akademischen. Was ja kein Fehler, nur ein wenig zu kurz gesprungen ist.

Unsere Bewertung: