Tod in Bordeaux





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Paul Grote
Taschenbuch, 352 Seiten, 9. Auflage (2004)
Verlag Rowohlt Verlag, ISBN: 349923744X

Autor(en):

Foto (c) Thomas Räse, Berlin

Paul Grote, Jahrgang 1946, ist ein weit gereister Journalist und Autor. Lange lebte er in Südamerika. In Chile machte er erstmals Bekanntschaft mit dem Weinbau, ein Thema, das ihn nicht mehr los ließ. 2004 erschien sein erster Krimi "Tod in Bordeaux", dem eine ganze Reihe aus verschiedenen europäischen Anbaugebieten folgte. Beim Lesen stellt sich dann sehr schnell heraus: Paul Grote ist nicht nur ein exzellenter Autor, sondern auch ein echter Weinfachmann.

Covertext:
Im Wein ist Wahrheit - oder Tod?

Martin kann es kaum fassen: Gestern erst hat er sich von seinem besten Freund, einem Winzer im Bordelais, verabschiedet, nun ist Gaston tot. Erschlagen von Paletten in einem Lager. Angeblich ein Unglück, doch Martin traut der Sache nicht. Wer ist ihm auf der Rückfahrt nach Frankfurt gefolgt? Warum wurde ihm der Wein, den Gaston ihm mitgegeben hatte, gestohlen? Zurück in Frankreich, scheint Martin auf einmal gar nicht mehr willkommen. Nur Charlotte, die Tochter des benachbarten Winzers, nimmt seine Fragen ernst . . .
Unser Eindruck:
Martin Bongers ist ein leidenschaftlicher Weinhändler aus Frankfurt, dessen Geschäft in der letzten Zeit immer erfolgreicher lief. Durch seine guten Beziehungen zu einigen Châteaus des Bordelais und vor allem mit Hilfe seines besten Freundes, des Garagenwinzers Gaston Latroye aus Saint-Émilion, gelang es ihm, auch an sehr rare Flaschen zu kommen, nicht immer nur gegen eine Rechnung. In den vergangenen Jahren hat Martin seinen Freund Gaston beim kompletten Neuaufbau eines kleinen, aber sehr hochwertigen Weinbaubetriebs begleitet.

Als Gaston plötzlich von einem Stapel fallender Paletten in einem Händlerlager in Bordeaux erschlagen wird, eilt Martin sofort nach Saint-Émilion zurück und gerät ins Fadenkreuz rivalisierender Bordelaiser Winzer, die er mit seinen Nachforschungen auf eigene Faust gewaltig stört. Für Martin gibt es genügend eindeutige Hinweise, dass sein Freund nicht zufällig durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Langsam dringt Martin in ein System illegaler Machenschaften wie Weinpanschereien und Betrügereien ein, was ihn selbst und die Witwe seines verstorbenen Freundes Caroline mit ihren beiden Kindern in Gefahr bringt. Dabei wird ihm immer klarer, dass seinem Freund Gaston dieses Wissen das Leben gekostet hat.

Hilfe bekommt Martin in dieser sehr spannend und temporeich geschriebenen Kriminalgeschichte von der Polizei kaum, nur die attraktive Tochter Charlotte eines benachbarten Winzerehepaars mit sehr guten Beziehungen in die Politik hält zu ihm. Worauf er sich jedoch immer verlassen kann, ist sein hervorragender Geruchssinn, geschult durch intensives Training bei der Verkostung von hunderten von Weinen. So gelingt es ihm auch sehr schnell, den gefälschten von dem echten Wein zu unterscheiden.

Da Gaston kurz vor der Weinlese zu Tode kam hilft Martin Caroline bei der Lese und Vinifizierung des von Kritikern hochgelobten Merlots. Durch seine eigenen Kenntnisse und die aufgetauchten Notizen Gastons gelingt es Martin, auf Anhieb einen phantastischen Wein zu machen. Auf diese wertvollen Notizen haben es aber offensichtlich noch andere, wenig zimperliche Zeitgenossen abgesehen.

Paul Grote entführt den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile auf spannendste Weise in die große und mächtige Welt der Weinindustrie des Bordelais. Ein kaum zu durchschauendes Netz von neidischen und rivalisierenden Produzenten, Händlern und Bankiers spannt den komplexen Rahmen der Handlung. Im Mittelpunkt des Buches steht eigentlich der Wein und nicht der heldenhaft kämpfende Martin. Paul Grote erweist sich dabei als äußerst sachkundiger Erzähler, der Leser erfährt nicht nur wie man einen großen Wein macht, er erfährt auch viele kleine Details und Hintergründe über den Weinanbau und -handel der berühmten Gewächse. Schon die Wortspiele der Namen sind ein Vergnügen. Auch die besondere Rolle der Deutschen während der Besatzungszeit im 2. Weltkrieg wird immer wieder mit viel Feingefühl und sehr differenziert thematisiert. Dass diese 60 Jahre zurück liegenden Ereignisse einen der Schlüssel zur Lösung der Kriminalfälle bilden belegt deren Bedeutung.

Ein tolles Buch für Weinfreaks, die große Bordeaux-Weine lieben und mit den Grundthemen vertraut sind (Klassifizierte Châteaus vs. Garagenwinzer, Interessen der Premiers, das Handelssystem). Man spürt, das Weinbusiness ist ein "Big Business" und Grote beschreibt diese Zusammenhänge mit großer Leichtigkeit. Eine Klasse Lektüre!

Unsere Bewertung: