Der Metternich 2009/2010





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Conrad Laubenherr, Stefan Ribbert, Wolfgang Schleicher
Kartonierte Ausgabe mit Prägung, 2-farbig, 456 Seiten (2009)
Verlag Tre Torri Verlag GmbH, Wiesbaden, ISBN: 3937963898

Covertext:
Die besten der hoch bewerteten Restaurants in Deutschland sind in diesem aktuellen Weinführer versammelt. Zum Nutzen der Gourmets: Die Einkehr bei großen Köchen und kundigen Sommeliers dient ja nicht nur dem Stillen von Hunger und Durst - sie soll stets auch ein Fest der Sinne, der kulinarischen Lebensfreude sein.
Unser Eindruck:
Seit über 30 Jahren ist der Metternich-Gourmetführer eine wichtige Instanz, spezialisiert auf den "high end" Bereich der deutschen Gastronomieszene. Der Metternich wird von der Sektkellerei Fürst von Metternich und dem Tre Torri Verlag gemeinsam herausgegeben und regelmäßig aktualisiert. Erstmals erscheint der Metternich als expliziter Führer durch die Weinkarten der rund 240 vorgestellten Restaurants und Vinotheken und erreicht damit ein Alleinstellungsmerkmal auf dem deutschen Buchmarkt.

Das handliche Taschenbuch ist unspektakulär aufgemacht, der Einband folgt dem CD der Sektkellerei und ist schwarz. Nach einem kurzen Vorwort und einer ebenso kurzen Einführung in "den Metternich" wird auf zwei Seiten das Bewertungsschema beschrieben, gefolgt von den letztjährigen "Metternich"-Preisträgern für die beste Weinkarte, die beste Riesling-Weinkarte und die beste kommentierte Weinkarte. Nach diesen kurzen Vorreden beginnt gleich der nach Städten sortierte Teil mit den Restaurants, beginnend mit A wie Aachen. Am Buchende rundet ein nach Postleitzahlen sortierter Index der Städte und Restaurants das Nachschlagewerk ab. Das ist der knappe Buchrahmen, fast ein wenig zu knapp. Wenigstens eine Karte mit Markierungen der Orte, in denen sich besprochene Restaurants befinden, hätte man spendieren können. Wo Berlin liegt, weiß man. Sogar Eltville im Rheingau findet man vielleicht noch, aber Probstried, Weikersheim oder Lengerich? Nur gut, dass die Edelgastronomie zumeist im Einzugsbereich großer Städte liegt.

Zum Bewertungsschema: der Metternich vergibt bis zu 5 Flaschen für das Weinangebot des Restaurants. Bewertet werden die Reichhaltigkeit, Vielfalt (u.a. Regionen) und (Jahrgangs)Tiefe des Angebots. Kategorie 1 beginnt bei 50 Weinen zur Auswahl, Kategorie 5 ("Weinkarte gehört zu den besten in Deutschland") verlangt über 300 Weine in "vorzüglicher Sortierung und Vielfalt". Zudem gibt es eine sechste Kategorie (5 Flaschen mit Stern) für "Karten von Weltklasse" mit vielen Sonderformaten, Raritäten und beeindruckenden Jahrgangstiefen großer Erzeuger.

Die Daten eines jeden Restaurants werden kurz zusammengefasst, Küche und Restaurant werden im Text vorgestellt, der Stil des Hauses beschrieben. Es folgt ein typischer Menüvorschlag mit Preisangaben. Kernelement des Metternich ist aber die Beschreibung der Weinkarte, oft auch gepaart mit Kommentaren über die im Hause wirkenden Sommeliers. Sehr zu loben sind die zahlreichen Hinweise auf ein preiswertes oder eben überteuertes Weinangebot, das ist mutig. Genannt werden zudem auch immer die günstigsten und zumeist auch die teuersten Weine, hier kann sich der Leser einen Überblick über das Angebot verschaffen. Spektakuläre Weinkeller verfügen schon über mehrere tausend Weine im Keller, manche Restaurants sind insbesondere für ihre Weinkarte berühmt. Die Weinkarten-Beschreibungen sind sehr gut lesbar und mit spürbarem Engagement geschrieben.

Bei längerem Blättern ermüden die immer wiederkehrenden Statistiken zu den Weinkarten und die Auflistungen der Jahrgangstiefen an Mouton Rothschild Weinen. Wesentlich interessanter sind die Hintergrundinformationen zu den Kellern und den Schwerpunkten der Sammlungen, viele übrigens liegen auf deutschen Weinen. Die in der Spitzengastronomie erwarteten Spitzen-Châteaus des Burgunds und des Bordelais finden ebenfalls breiten Raum. Es ist doch erstaunlich, dass in dieser Breite auch in Deutschland eine starke Weinkultur im Vormarsch ist. Und dies drückt sich in mit Bedacht gewählten tollen Weinkarten aus.

Das Buch füllt eine sehr interessante Lücke im Buchmarkt, ist gut recherchiert und engagiert geschrieben. Durch das kompakte Format passt es ins Handschuhfach im Auto und ist so ein idealer Begleiter auf Reisen. Von Sternen-gekrönten Gourmettempeln erwartet man Top-Weinkarten und Sommelier-Service der Extraklasse. Echte Entdeckungen hingegen sind die weniger bekannten Restaurants mit phantastischem Keller - und hier gibt es einige schöne Beispiele im Buch. Kritisieren lässt sich allenfalls die Ausstattung und der letztlich doch fehlende Mut, vom konservativen Schema abzuweichen und mehr Hintergrundinformationen anstelle endloser Statistiken zu geben. Ein Nachschlagewerk eben und kein echtes (Wein-)Lesebuch.

"Der Metternich" ist übrigens in einer Online-Version auf der Seite der Rheingauer Sektkellerei verfügbar.

Unsere Bewertung: