La Vie de Château

Eine Weinprobe in Bordeaux




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Sybille Bedford
Gebundene Ausgabe, 57 Seiten (2008)
Verlag SchirmerGraf Verlag, München, ISBN: 3865550568

Neuerscheinung



Autor(en):

Sybille Bedford, geboren 1911 in Berlin als Tochter des Barons von Schoenebeck und seiner englischen Gattin, wuchs in Deutschland, England, Italien und Frankreich auf. Alle ihre Romane und Reiseerzählungen schöpfen aus dem reichen biographischen Hintergrund. Die Autorin ist am 17. Februar 2006 in London gestorben.

Covertext:
Und was steht morgen an?, fragten wir, als wir einander gute Nacht sagten. Wir fahren wieder in den Süden, sagte J. Zum Lunch werden wir im Château d`Yquem erwartet. Zu schön, um wahr zu sein ... wir leben in einem Traum. Ein Traum visueller Schönheit, von alten Bäumen, stilvoller Architektur und Weinbergen, gesäumt von Rosen ...
Unser Eindruck:
Ein winziges, schmales Büchlein mit gerade 57 Seiten, dazu noch Großdruck. Und dennoch: ein großes Stück Literatur und ein ganz großer Lesegenuss. Die Originalausgabe dieses Textes ist bereits 1979 in der Zeitschrift Harpers & Queen in London erschienen und jetzt durch den Schirmer-Graf Verlag in einer deutschen Übersetzung von Matthias Fienbork neu erschienen.

Die renommierte britische Autorin Sybille Bedford beschreibt in faszinierenden Bildern eine mehrtätige Degustationsreise im Juni 1978 in einer kleinen Gruppe zu den berühmtesten Châteaus des Bordelais (sozusagen in der Prä-Parker-Ära). Die Reise beginnt mit Château Haut-Brion, gefolgt von Château Lafite (mit Mittagessen) und Ducru Beaucaillou, wo die Gruppe an der Feier der Fàªte de la Fleur teilnimmt. Weitere Stationen sind das Château Loudenne, ein Lunch auf Château d`Yquem und die Domaine de Chevalier, wo es zu einer bemerkenswerten Blindverkostung kommt.

Ist der Rahmen der Handlung schnell erzählt, der überaus knappe Bericht verrät nur wenige Details, so besticht das Büchlein mit einer außergewöhnlichen Faszination. Kenntnisreichtum, eine präzise Beobachtungsgabe und eine hingebungsvolle Liebe zum Bordeaux-Wein prägen dieses kompakte Stück Literatur. Man spürt förmlich, wie der Wein, den Intellekt anspricht, eine Eigenschaft, die immer mit Bordeaux-Wein verknüpft war. Die Komplexität und Eleganz der Weine verblüffen und lassen innehalten, abwägen und diskutieren. Eine jetzt aufgestellte Bewertung kann im nächsten Augenblick schon zu revidieren sein. Erneute Konzentration, Nase, Farbe, Geschmack, Nachhall, mit allen Sinnen werden die großen Gewächse aufgenommen. Sybille Bedford macht keine großen Worte, aber die wenigen treffen genau, meisterlich! Weinjournalisten, hier gibt es noch etwas zu lernen. Eine höhere Bewertung wird nur verweigert, weil der Informationsgehalt überschaubar ist, aber braucht ein Weinliebhaber immer "Fakten, Fakten, Fakten"?

Das unscheinbare Büchlein mit seinem weißen Einband ist in etwa 15 Minuten durchgelesen. Der Abgang der Worte kann sich hingegen bedeutend länger hinziehen.

Unsere Bewertung: