Wein & Krieg

Bordeaux, Champagner und die Schlacht um Frankreichs größten Reichtum




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Don Kladstrup, Petie Kladstrup
Gebundene Ausgabe, 380 Seiten, 7. Auflage (2002)
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart, ISBN: 3608935118

Autor(en):
Don und Petie Kladstrup sind amerikanische Korrespondenten und leben in Frankreich. Als Autoren des Bestsellers "Wein und Krieg" haben sie sich einen Namen gemacht.

Covertext:
Dieses Buch handelt vom Mut und von der Phantasie der Franzosen, "ihr wertvollstes Juwel" vor der deutschen Besatzung zu retten: Eisenbahner ließen ganze Züge mit Weinlieferungen im Nichts verschwinden. Eine Teppichreinigung versorgte die Pariser Sommeliers mit Staub, um jungen Wein als uralte Raritäten den deutschen "Gästen" servieren zu können. [...]

Don und Petie Kladstrup haben Winzer und Widerstandskämpfer ausfindig gemacht und sie veranlasst, ihre Geschichte authentisch, ungeschminkt und phantasievoll zu erzählen. Ein bisher noch nie erzähltes Kapitel der jüngeren Geschichte.
Unser Eindruck:
Für einen deutschen Liebhaber französischer Weine ist das kein leicht zu rezensierendes Buch, geht es doch um ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte: die Besetzung Frankreichs im 2. Weltkrieg. Und diese Besetzung hatte in den langen fünf Jahren ihrer Dauer schlimme Folgen, letztlich auch für beide Seiten. Den Autoren Don und Petie Kladstrup ist es durch umfangreiche Recherchearbeit gelungen, einen vorher kaum beachteten Aspekt dieser Zeit zu beleuchten: das Schicksal und den Kampf der rund eineinhalb Millionen französischen Winzer gegen ein Deutschland, das von höchster politischer Stelle auf Plünderung vor allem der prestigeträchtigen Weine Frankreichs aus war.

Aus den vier Regionen Champagne, Elsass, Burgund und Bordeaux werden anhand von Einzelschicksalen prominenter und weniger bekannter Winzer alle Phasen des Krieges mit ihren spezifischen Auswirkungen eindrucksvoll beschrieben. Dabei werden die Handlungsstränge geschickt miteinander verwoben und halten so die Spannung bis zum Ende des Buches aufrecht. Das ist ohne Frage meisterhafter Journalismus, der dieses Buch zu Recht zu einem Bestseller gemacht hat, die aktuelle Ausgabe ist bereits die siebte. Durch die strikte Orientierung an den Einzelschicksalen und die Authentizität der Interviews durchlebt der Leser auf sehr fesselnde Weise eine schreckliche Zeit.

Man könnte meinen, angesichts der furchtbaren Ereignisse des Zweiten Weltkriegs ist das Thema des Kampfes um den französischen Wein nun wirklich nebensächlich. Tatsächlich ging es aber um mehr als den Wein und tatsächlich war es ein Kampf, bei dem man jeden Tag sein Leben verlieren konnte. Dies galt in besonderem Maße für die Untergrundkämpfer der Résistance, zu denen viele Winzer gehörten. Gerade die tiefen und weit verzweigten Weinkeller boten hier ideale Voraussetzungen für die Widerstandskämpfer. Es ist das Verdienst der Autoren, jedoch nicht bei den Randfiguren dieses Kampfes stehengeblieben zu sein. Alleine die von den Deutschen eingesetzten "Weinführer", deren Aufgabe die systematische Requirierung von Wein war, werden ausführlich vorgestellt und ihre Vorgehensweise eindrucksvoll geschildert. Und die war sicher nicht immer so, wie sich das Berlin vorgestellt hatte, waren sie doch als Weinhändler bzw. Winzer selbst Experten und verfügten über langjährige und gute Kontakte zu den Winzern der Region, in der sie eingesetzt waren.

Dieses wirklich wichtige Buch ist extrem spannend und sehr kenntnisreich geschrieben. Zahlreiche Quellen wurden neben den eigenen Recherchen verwendet und sind im Text stets zitiert. Ein umfangreiches Namensregister ergänzt das Buch und macht es zu einer wertvollen Quelle. Das Buch enthält sich jeglicher moralisierender Stellungnahme und überrascht durch seine Objektivität. Es zeigt auf brutale Weise, in welcher Zwangslage sich die Menschen auf beiden Seiten befunden haben und wie man versuchte, sich irgendwie zu arrangieren - bis auch dies nicht mehr möglich war.

Don und Petie Kladstrup belegen mit jeder Seite, wie sehr sie den Menschen, den beschriebenen Regionen und ihren einmaligen Produkten verbunden sind. Sie haben zudem das Vertrauen der Zeitzeugen gewonnen und sie überreden können, ihre schrecklichen Erfahrungen zu erzählen. Sie zeigen auf wunderbare Weise, wie Menschen auf beiden Seiten, Deutsche und Franzosen, immer wieder bemüht waren, eine Versöhnung beider Länder vorzubereiten, denn sie wussten, dass es eine Zeit danach geben würde. Das verbindende Element ist dabei immer wieder der Wein und die Verbundenheit zur Region, in der er wächst. Diese enge Verbindung und Liebe zur Natur ist es, was die Winzer ausmacht und verbindet.

Ein wunderbares Anti-Kriegsbuch!

Unsere Bewertung: